Fünf getötete Kinder in Solingen: Ermittlungen laufen

Fünf Kinder sind tot, die Mutter steht unter Verdacht: Nach dem Verbrechen von Solingen in Deutschland sind nun die Ermittler am Zug. Die Leichen der Kinder waren gestern entdeckt worden. Die 27 Jahre alte Mutter war nach Angaben der Polizei nicht in der Wohnung.

Sie habe sich etwa eine Viertelstunde, bevor die toten Kinder entdeckt wurden, im Düsseldorfer Hauptbahnhof vor einen Zug geworfen und werde schwer verletzt im Krankenhaus behandelt. Die Großmutter hatte die Polizei per Notruf nach einem Kontakt zu ihrer Tochter alarmiert.

Obduktion soll Todesursache klären

Eine Mordkommission ermittelt. Die Todesursache der Kinder werde im Rahmen der Ermittlungen und einer Obduktion geklärt, teilte die Polizei mit. Die getöteten Kinder sind drei Mädchen im Alter von 18 Monaten, zwei und drei Jahren sowie zwei Buben im Alter von sechs und acht Jahren.

Forensiker am Tatort in Solingen
APA/AFP/Leon Kuegeler

Ein weiteres Kind, ein elf Jahre alter Bub, hatte die Mutter, die Deutsche ist, zunächst zum Hauptbahnhof in Düsseldorf begleitet. Dann fuhr das Kind alleine weiter zu einer Großmutter nach Mönchengladbach. „Er befindet sich im sicheren Familienumfeld“, so die Polizei.

Kerzen vor Haus aufgestellt

Gestern Abend versammelten sich viele Menschen vor dem Mehrfamilienhaus. Nachbarn stellten Kerzen auf, sie legten Blumen und ein Stofftier als Zeichen der Trauer ab. Gegen Mitternacht wurden die Leichen der Kinder abtransportiert.

Die Polizei hat inzwischen Kontakt zum Vater. Weitere Angaben machte die Polizei aber nicht. Die Mutter kann derzeit nicht vernommen werden.

Solingens Oberbürgermeister Tim Kurzbach (SPD) war nach einem Besuch am Tatort sichtlich schockiert. „Heute ist ein Tag, an dem wir in Solingen sehr traurig sind, weil eine Tat geschehen ist, die uns tief ins Herz getroffen hat“, sagte Kurzbach. Er wolle ein kurzes Gebet sprechen. Am Abend gab es eine Schweigeminute vor dem Haus.

Experte: Warnzeichen nicht rechtzeitig erkannt

Der Fall deutet nach Ansicht des Kriminalexperten Axel Petermann auf Hilf- und Perspektivlosigkeit der Mutter hin. Mögliche Warnzeichen für die Tat seien zudem womöglich wegen der Coronavirus-Pandemie nicht rechtzeitig erkannt worden, sagte Petermann der dpa.

So sei beispielsweise denkbar, dass durch das Ausfallen von Schulunterricht und Kindergartenbetreuung Mechanismen nicht greifen konnten, die sonst Hilfe oder Unterstützung ermöglicht hätten.