Soldaten in Niger begingen Massenhinrichtungen

Im Kampf gegen Islamisten haben Soldaten der nigrischen Armee einer Untersuchung zufolge Massenhinrichtungen an Zivilisten verübt. Nachforschungen der Nationalen Menschenrechtskommission hätten ergeben, dass es „Hinrichtungen von unbewaffneten Zivilisten“ gegeben habe, sagte Abdoulaye Seydou von der an der Untersuchung beteiligten Nichtregierungsorganisation Panafrikanisches Netzwerk für Frieden, Demokratie und Entwicklung (Reppa) der Nachrichtenagentur AFP.

Mindestens 71 Opfer solcher Taten seien in sechs Massengräbern gefunden worden. Soldaten der Armee seien „verantwortlich für diese außergerichtlichen Massenhinrichtungen“, betonte der Reppa-Vorsitzende. Beweise für eine Verantwortung der „Armee als Institution und der militärischen Hierarchie“ habe die Untersuchungskommission allerdings nicht gefunden.

Mehr als 70 Zeugen befragt

Die Untersuchung war nach dem Verschwinden von insgesamt 102 Menschen in dem westafrikanischen Land eingeleitet worden. Laut Seydou wurden zwischen dem 20. Mai und dem 6. Juli mehr als 70 Zeugen befragt. Der Generalsekretär der Nationalen Menschenrechtskommission, Alichina Amadou Koulgueni, sagte, alle Leichen in den sechs Massengräbern hätten die Hände hinter dem Rücken gefesselt gehabt.

Einige Opfer hätten Spuren von Gewalt vor ihrer Hinrichtung wie Schädelbrüche und Frakturen an den Armen aufgewiesen. Die Gewalttaten seien nicht von der Armee als Ganzes, sondern von kleinen Gruppen innerhalb der Streitkräfte verübt worden.

Die Nationale Menschenrechtskommission besteht aus Vertretern von Regierung, Parlament, Gewerkschaften, Juristen und Nichtregierungsorganisationen. Ihr Untersuchungsbericht sei Ende Juli Staatschef Mahamdou Issoufou vorgelegt worden, sagte Seydou. Dieser habe ihn an das Verteidigungsministerium weitergeleitet.

Niger, Mali und Burkina Faso gehen militärisch gegen Dschihadisten vor. Die UNO-Mission in Mali (Minusma) hatte Anfang April den Armeen der drei Sahel-Staaten eine Zunahme von Vergehen vorgeworfen. So habe die malische Armee zwischen Jänner und März 101 Menschen ohne ein Gerichtsverfahren hingerichtet, die nigrische Armee habe sich auf malischem Boden etwa 30 außergerichtlicher Hinrichtungen schuldig gemacht.