Ein Covid-Test wird bei einer Frau durchgeführt
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Coronavirus

Wieder über 500 neue Fälle

Den zweiten Tag in Folge sind am Mittwoch im 24-Stunden-Vergleich mehr als 500 Neuinfektionen gemeldet worden. Bereits am Dienstag sorgte der starke Anstieg – zuletzt wurde Anfang April ein ähnlicher hoher Wert verzeichnet – für Aufsehen. Als „zu hoch“ bezeichnete Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) die Zahlen. Er geht aber nicht davon aus, dass die CoV-Ampel in einem Gebiet deshalb auf Orange gestellt wird.

Laut Epidemiologischem Meldesystem (EMS), dessen Zahlen ORF.at verwendet, wurden von Dienstag (11.00 Uhr) bis Mittwoch (11.00 Uhr) 563 neue Fälle verzeichnet. Damit gibt es derzeit 4.072 aktive Fälle. Bereits am Vortag wurden knapp 600 neue Fälle bestätigt. Das Gesundheitsministerium wollte die Tagessteigerung daraufhin analysieren, wie es am Dienstag und auch am Mittwoch hieß.

„Für mich persönlich sind diese Zahlen zu diesem Zeitpunkt heute zu hoch“, stellte Anschober im Pressefoyer nach dem Ministerrat am Mittwoch fest. Man werde wohl zusätzliche Maßnahmen im Präventionsbereich brauchen. Dass ein Gebiet auf Orange gestellt wird, glaubt Anschober „nach derzeitigem Wissensstand“ aber nicht: „Ich habe kein Indiz, dass es derzeit in diese Richtung geht, aber entscheiden wird die Kommission.“

Vor allem Wien und Tirol betroffen

Man müsse dazusagen, dass in den vergangenen 24 Stunden sehr viele Tests ausgewertet worden seien, sagte Anschober. Derzeit seien vor allem Wien und Tirol betroffen. Am Abend werde man dazu den Expertenbeirat hören, am Donnerstag tagt wieder die Ampelkommission, am Freitag wird die aktuelle Ampelschaltung inklusive Empfehlungen veröffentlicht. Für Freitag kündigte er nach dem Ministerrat nicht nur die neue Maskenverordnung an, sondern auch mehr Transparenz bei den Entscheidungskriterien der Ampelkommission.

Tirols Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) ging indes von einer Ampelschaltung von Grün auf Gelb für die Landeshauptstadt Innsbruck aus – zusätzlich zur derzeit bestehenden für den Bezirk Kufstein. Das gab der Landeschef bei einer Pressekonferenz zur Regierungsklausur in Zams bekannt. Die damit einhergehenden Maßnahmen sollen trotz derzeitigen Fehlens einer Verordnung freiwillig umgesetzt werden.

Das sei mit dem Innsbrucker Bürgermeister Georg Willi (Grüne) und dem Gesundheitsminister abgesprochen, sagte er – mehr dazu in tirol.ORF.at. Im Siebentagesvergleich (Stand: Dienstag, 23.00 Uhr) liegt Freistadt in Oberösterreich mit 76,55 positiv Getesteten pro 100.000 Einwohner vor Wien (73,3) und Innsbruck (68,88).

„Trend oder Peak?“

Zuletzt wurde in Österreich am 2. April mit 577 ein ähnlich hoher Wert erreicht. Nur einmal, am 27. März, wurden knapp über 1.000 neue Fälle gemeldet. Gemeinsam mit dem Expertenbeirat und den Gesundheitsreferenten der Bundesländer werde nun die Entwicklung der derzeitigen Zahlen analysiert, so der Gesundheitsminister in einer Aussendung vom Dienstag.

„Die entscheidende Frage ist, ob es sich um einen einmaligen, erklärbaren Peak – nach längerer Stabilität – oder um einen steigenden Trend handelt“, wie Anschober bereits zuvor sagte. Endgültig Aufschluss darüber sollen die Zahlen der kommenden Tage geben. Für den Gesundheitsminister handelt es sich um eine „entscheidende Phase“. Denn es sei zu erwarten gewesen, dass die Pandemie mit September an Tempo gewinne: „Wir müssen nun sehr konsequent die Zahl der Testungen hoch halten, auch stark in Bereiche von Menschen ohne Symptome hineinschauen (…).“

Covid-Teststation im Wiener Prater
APA/Herbert P. Oczeret
Bisher wurden rund 1,27 Millionen CoV-Tests in Österreich durchgeführt

Nachmeldungen in Wien

Ein großer Teil der Neuinfektionen war bereits am Dienstag auf Wien zurückzuführen. Dabei dürften zahlreiche Nachmeldungen eine Rolle spielen. Zwischen Montag und Dienstag (jeweils 8.00 Uhr) wurden in Wien 340 neue Fälle in die Statistik aufgenommen. In einigen Fällen handelt es sich laut Wiener Krisenstab auch um ältere Testergebnisse. Von Dienstag auf Mittwoch zählte Wien 253 Neuinfektionen.

Wie viele der am Dienstag gemeldeten neuen Fälle Nachmeldungen aus den vergangenen Tagen seien, könne man aber nicht sagen, so ein Sprecher des Krisenstabs gegenüber ORF.at: „In den vergangenen zwei Wochen wurde hoch getestet. Es gab ein größeres Arbeitspensum.“ Die Aufarbeitung der Tests sei nun nachgereicht worden. Von 1.934 positiven Tests in Wien wurden laut Krisenstab 15.480 Kontaktpersonen der Stufe eins und 2.580 der Stufe zwei identifiziert – mehr dazu in wien.ORF.at . Auch der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) erklärte die hohe Zahl im ZIB2-Interview vor allem damit, dass Wien besonders viel teste.

Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) über die Wiener Teststrategie

Der Wiener Wahlkampf nimmt allmählich Fahrt auf. Streitpunkte gibt es mehrere: allen voran die Verkehrspolitik. Größtes Thema ist aber derzeit das Coronavirus. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) war dazu zu Gast im Studio.

Der Rückstau bei einigen Labors sei auf das hohe Testaufkommen zurückzuführen, so der Wiener Krisenstab. In der vergangenen Woche gab es laut Krisenstab 159 positive CoV-Tests, in der Woche zuvor waren es noch 127 Fälle täglich. Allerdings gingen die Zahlen zuletzt zurück. Im 24-Stunden-Vergleich von Sonntag- auf Montagfrüh wurden 75 Neuinfektionen gemeldet.

Teststraße beim Ernst-Happel-Stadion ausgeweitet

Wien testet intensiv. In den vergangenen 14 Tagen wurden allein in der Bundeshauptstadt fast 58.000 CoV-Tests durchgeführt. Die Teststraße beim Ernst-Happel-Stadion steht nun nicht nur Reiserückkehrern aus Nichtrisikoländern, sondern symptomfreien Kontaktpersonen positiv getesteter Personen offen. Hier wird mit der Gurgelmethode getestet.

Ganz reibungslos dürfte die Teststraße nicht funktionieren. Betroffene berichteten gegenüber ORF.at, dass abgenommene Proben nicht innerhalb der vorgesehenen 24 Stunden beim zuständigen Labor angekommen seien. Die Reiserückkehrer wollten sich freiwillig testen lassen und mussten daher einen zweiten Anlauf unternehmen. Berichte, dass manche Proben nicht bei den Labors angekommen seien, sind beim Wiener Krisenstab nicht bekannt.

Erst kürzlich wurde berichtet, dass einige Tests nicht mehr betreffenden Personen zugeordnet werden könnten. Die Etiketten seien beim Desinfizieren der Proben unleserlich geworden, lautete damals die Erklärung aus dem Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ). Es handle sich dabei nur um Einzelfälle.

Leichter Anstieg bei Spitalspatienten

Insgesamt wurden bisher österreichweit rund 1,29 Millionen Tests durchgeführt. 197 Menschen befinden sich derzeit mit einer Infektion im Spital, 36 davon auf der Intensivstation – acht mehr als am Dienstag. Die Zahl der an den Folgen der Infektion verstorbenen Patienten und Patientinnen liegt bei 729. Ausschlaggebend bei der Zählung der Toten ist die Definition des Epidemiologischen Meldesystems (EMS). Ein Überblick über die Daten ist im Infopoint Coronavirus von ORF.at zu finden.