Libyen: Haftar-Regierung bietet Rücktritt an

Eine im Osten Libyens ansässige Übergangsregierung, die mit dem General Chalifa Haftar verbündet ist, hat inmitten von Protesten gegen schlechte Lebensbedingungen ihren Rücktritt angeboten. Ein Sprecher des in Tobruk ansässigen Repräsentantenhauses sagte der dpa, das Rücktrittsangebot sei gestern Abend erfolgt.

Regierungschef Abdullah al-Thanni habe den Parlamentsvorsitzenden Agila Saleh informiert. Bis zur nächsten Sitzung des Parlaments bleibe die Regierung aber vorerst im Amt, hieß es. Ein Termin blieb offen. In den letzten Tagen sind in mehreren Städten Demonstranten aus Wut über die schlechten Lebensbedingungen auf die Straße gegangen.

Bürgerkrieg seit Jahren

Seit dem Sturz des langjährigen Diktators Muammar al-Gaddafi 2011 herrscht in dem ölreichen nordafrikanischen Land ein von ausländischen Mächten befeuerter Bürgerkrieg. Seitdem bekämpfen einander zwei Lager, die sich jeweils einem Parlament und einer Regierung zuordnen.

Die international anerkannte Regierung unter Ministerpräsident Fajis al-Sarradsch sitzt in Tripolis. Das Repräsentantenhaus in Tobruk billigt diese jedoch nicht. Die Kräfte des Generals Haftar kontrollieren weiterhin den Osten des Landes.

Die Proteste in der östlichen Stadt Bengasi, der Hochburg Haftars, waren am Donnerstag ausgebrochen. Aufgebrachte Menschen forderten bessere Lebensbedingungen und prangerten Korruption in den staatlichen Institutionen an. In den vergangenen Monaten hatten die Libyer zunehmend unter häufigen Stromausfällen und schwindenden Wasservorräten zu leiden.

Am Samstagabend setzten wütende Demonstranten den Hauptsitz der Regierung in Bengasi in Brand. Durch Schüsse auf Demonstranten bei Protesten in der etwa 90 Kilometer von Bengasi entfernten Stadt al-Mardsch seien gestern zudem mindestens fünf Menschen verletzt worden, berichteten Augenzeugen.