Ein Pensionistenpaar beim Wandern
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Pensionshöhe

Männer ziehen Frauen davon

Der Unterschied in der Pensionshöhe zwischen Frauen und Männern ist heuer weiter gestiegen. Das zeigt eine Anfragebeantwortung von Sozialminister Rudolf Anschober (Grüne) an NEOS-Sozialsprecher Gerald Loacker. Dafür verantwortlich ist unter anderem ein Nachzieheffekt bei der erweiterten Hacklerregelung.

In absoluten Zahlen sieht es so aus: 2019 lag die Pensionshöhe der Männer im Schnitt bei 1.769 Euro, jene der Frauen bei 1.171 Euro. Das macht einen Gender-Gap von 51 Prozent. Im ersten Halbjahr 2020 stieg die durchschnittliche Leistung der Männer auf 2.039 Euro, jene der Frauen nur auf 1.219 Euro, womit der Unterschied zwischen den Geschlechtern schon 67 Prozent ausmacht.

Auch die Zahl der Neuzugänge in den Ruhestand ging heuer nach oben, und auch das vor allem bei den Männern. Waren im Vorjahr gesamt 46.311 Männer in Pension gegangen, waren es heuer alleine im ersten Halbjahr schon 28.312.

„Wahlzuckerl“ als Ursache

Dafür gibt es einen Hauptgrund, nämlich die als „Wahlzuckerl“ verschriene Ausweitung der Langzeitversicherung, auch Hacklerregelung genannt. Diese war gegen die Stimmen von NEOS kurz vor dem Urnengang 2019 beschlossen worden und brachte mit sich, dass man mit 45 Beitragsjahren wieder abschlagsfrei in den Ruhestand treten konnte.

Nicht wenige angehende Pensionisten gingen daher etwas später als geplant, nämlich erst Anfang 2020, in Pension, um sich die Abschläge, die bei einem früheren Antritt angefallen wären, zu ersparen. Diese Hacklerpensionen haben ihren Preis. Nach Angaben der Pensionsversicherungsanstalt (PVA) vom August sind die abschlagsfrei zuerkannten Pensionen im Schnitt um 305 Euro brutto monatlich höher als jene, die im vergangenen Jahr zuerkannt wurden.

Für NEOS schlimmer als befürchtet

Loacker gab sich jedenfalls empört. Die Auswirkungen seien schlimmer als befürchtet. Nicht nur dass die Lücke zwischen Männern und Frauen immer größer werde, müssten die nächsten Generationen auch die immensen Kosten von längerfristig knapp drei Milliarden Euro jährlich zahlen.

Ein wesentlicher Grund für den Geschlechterunterschied bei Männern und Frauen sei zudem das höhere gesetzliche Pensionsantrittsalter bei Männern von 65 im Vergleich zu noch 60 bei Frauen. Beim Pensionsantritt könnten Männer so deutlich mehr Versicherungszeiten vorweisen als Frauen.

Freilich ist beim tatsächlichen Pensionsantrittsalter nur noch ein geringer Unterschied: Frauen gingen im Vorjahr im Schnitt nämlich mit 59,5 Jahren in Pension, Männer hörten dagegen im Schnitt bereits mit 61,3 Jahren, also fast vier Jahre vor dem 65. Geburtstag, zu arbeiten auf. Wenn Frauen ähnlich viele Versicherungsjahre aufweisen würden wie Männer, wäre die Lücke bei etwa 15 bis 20 Prozent.

Pensionssplitting soll gegensteuern

Loacker forderte zum Gegensteuern das verpflichtende Pensionssplitting und einen Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) sprach sich am Dienstag ebenfalls dafür aus. Sie werde sich weiter stark dafür einsetzen, dass dieses Vorhaben so rasch wie möglich umgesetzt werde, ließ sie mitteilen.

Die Umverteilung von Pensionszeiten zu jenen Elternteilen, die sich mehr um die Kindererziehung kümmern, ist zwischen ÖVP und Grünen vereinbart. Im Parlament hatte Raab vor der Sommerpause betont, gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium werde an einem Vorschlag gearbeitet, der auch unterschiedliche Lebensrealitäten wie etwa Patchworkfamilien abdecken solle. Wann mit einem Entwurf zu rechnen ist, ist unklar.