Nawalny will nach Russland zurückkehren

Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny will nach seiner Genesung von dem Giftanschlag nach Russland zurückkehren. „Ich bestätige es erneut für jeden: Keine andere Option wurde jemals in Betracht gezogen“, twitterte seine Sprecherin Kira Jarmysch heute. In Moskau zeigte sich die Regierung erleichtert über die zunehmende Gesundung und offen für eine Rückkehr des 44-Jährigen in seine Heimat.

In Berlin ging Nawalny erstmals seit seiner Einlieferung in das Universitätsklinikum Charite selbst wieder an die Öffentlichkeit und postete ein Foto auf seinem Instagram-Account. Ein Sprecher des russischen Präsidialamtes sagte, jeder wäre glücklich, wenn sich Nawalny wieder erholen würde. Gleichzeitig betonte er die Bereitschaft zur Aufklärung des Giftanschlags.

Die russische Regierung verstehe allerdings nicht, warum sie keinen Zugang zu den Untersuchungsproben von Nawalny erhalte. Gestern hatte die deutsche Regierung mitgeteilt, Labore in Schweden und Frankreich hätten bestätigt, dass Nawalny mit einem Kampfstoff aus der international geächteten Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde.

Nowitschok war in der Sowjetunion entwickelt worden. Das nährte den Verdacht, staatliche Stellen könnten hinter dem Anschlag auf den Kreml-Kritiker stecken.

„Gestern konnte ich den ganzen Tag alleine atmen“

Auf dem Foto auf seinem Instagram-Account ist Nawalny auf einem Krankenhausbett sitzend zu sehen, umringt von seiner Familie. „Hi, hier ist Nawalny. Ich vermisse Euch alle“, heißt es in der Bildunterschrift. „Ich kann immer noch kaum etwas machen, aber gestern konnte ich den ganzen Tag alleine atmen.“

Nawalny war am 20. August auf einem innerrussischen Flug kollabiert. Die Piloten landeten daraufhin außerplanmäßig im sibirischen Omsk, wo er in der örtlichen Klinik behandelt wurde. Am 22. August wurde er nach Deutschland ausgeflogen, wo er seitdem in der Charite behandelt wird.

Nach Recherchen von Reuters widersprechen Rettungssanitäter in Omsk der in Russland gestellten offiziellen Diagnose eines vielfach über der Norm liegenden Blutzuckerwertes und einer massiven Beeinträchtigung des Stoffwechsels. Nach Angaben von drei Personen, die Kenntnis von der Erstbehandlung Nawalnys durch vier Sanitäter noch auf dem Flughafen haben, wurden bei dem Kreml-Kritiker keine erhöhten Blutzuckerwerte oder Hinweise auf Stoffwechselstörungen gefunden.