Bundesgärten: Neue Vorwürfe zu Stellenbesetzung

Aufregung über die Bundesgärten hat es vor allem während des Lockdowns gegeben, als die Anlagen für die Bevölkerung geschlossen blieben. Die Tore sind längst wieder offen, doch nun sorgen neue Vorwürfe rund die umstrittene Neubesetzung der Leitung der Bundesgärten, zu denen seit wenigen Jahren auch die Gartenbauschule (HBLFA) gehört, für Aufsehen.

Bewerbungsgutachten sollen Fakten nicht wahrheitsgemäß wiedergegeben haben, auch die Stellenausschreibung soll im Nachhinein geändert beziehungsweise auf die gewünschte Kandidatin zugeschnitten worden sein, so mehrere Insider gegenüber ORF.at. Das zuständige Ministerium weist die Vorwürfe zurück.

Stellenausschreibung „selbstverständlich nicht geändert“

Die Bundesgärten sind unter anderem für den Erhalt und die Pflege der großen historischen Gartenanlagen in Österreich verantwortlich, die aufgrund ihrer kulturhistorischen Bedeutung zum Teil zum UNESCO-Welterbe zählen. Laut den Insidern hätte die ursprüngliche Stellenausschreibung die Fachkompetenz Landschaftsarchitektur vorausgesetzt. In der veröffentlichten Ausschreibung in der „Wiener Zeitung“ wurde dann jedoch lediglich „vorzugsweise ein naturwissenschaftliches Studium“ als Bewerbungsvoraussetzung genannt.

Der laut „Falter“ mit monatlich 9.000 Euro dotierten Posten ging an Katrin Völk. Sie ist studierte Biologin und Zoologin und ehemalige Kabinettsmitarbeiterin von Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) sowie – laut „Falter“ – Schwägerin von Ex-Landwirtschaftsminister Rupprechter. Seitens des für die Bundesgärten zuständigen Landwirtschaftsministeriums wies man die Vorwürfe gegenüber ORF.at aber zurück: „Die Ausschreibung ist im Jänner 2020 ordnungsgemäß veröffentlicht worden und wurde selbstverständlich nicht im Nachhinein geändert.“

Leiterin „hervorragend qualifiziert“

Völk sei „hervorragend qualifiziert“ und von der unabhängigen Kommission erstgereiht worden. Die Oppositionsparteien SPÖ und NEOS stellten nach Bekanntwerden von Völks Ernennung Anfang Juli jedoch parlamentarische Anfragen. Sie wollten Details über die Ausschreibung und die Entscheidung für Völk erfahren. Die Antworten langten vor wenigen Tagen ein. Darin wurde im Wesentlichen auf die Einhaltung der gesetzlichen Erfordernisse verwiesen. Ein von SPÖ und NEOS gefordertes öffentliches Hearing sei „nicht zwingend“ vorgesehen.

NEOS-Abgeordnete Karin Doppelbauer sprach gegenüber ORF.at von einer „vagen“ Beantwortung und warf der ÖVP vor, „bei Postenschacher keinen Genierer“ zu kennen. Ähnlich kritisch auch die Reaktion der SPÖ-Abgeordneten Cornelia Ecker: Völk sei „parteinahe, aber fachfremd“.

Kritik an Bewertung der Bewerbungen

Insider kritisierten gegenüber ORF.at zudem die Bewertung der Bewerbungen in den Kommissionsgutachten. So fehlte laut Gutachten bei Bewerbern eine laut Ausschreibung verlangte Kompetenz, die sich aber durchaus in den jeweiligen Bewerbungen befand. Die Gutachten liegen ORF.at schriftlich vor. Der Unterschied zwischen den Fakten in der Bewerbung und der Darstellung im Gutachten sei so deutlich, dass man eigentlich Absicht unterstellen müsse, so einer der Insider.

Ministerium verweist auf Datenschutz

Das Ministerium betonte, man könne aus datenschutzrechtlichen Gründen über Details der Bewertung der Begutachtungskommission keine Auskunft erteilen. Man vertraue aber auf die Einschätzung der weisungsfreien Kommission, die für den Auswahlprozess zuständig war. Die Frage, ob am Auswahlverfahren eine externe Personalberatung beteiligt war, wurde in beiden Anfragebeantwortungen jedoch offen gelassen.

Der „Falter“ befand Anfang Juli, die Ernennung Völks setze eine „Serie von Pannen“ fort. Diese habe bereits nach dem Ende der Monarchie ihren Anfang genommen, als die Bundesgärten nicht dem Kulturressort zugeordnet wurden, sondern dem Landwirtschaftsministerium.

Die 2016 von Rupprechter veranlasste Zusammenlegung der Bundesgärten mit der Lehranstalt reihe sich in dieser Serie ein, handle es sich dabei doch weniger um „Synergieeffekte“, sondern vielmehr um eine Degradierung. „Ein Schuldirektor sollte sich nun mit barocken Symbolgärten und aufgeklärter Landschaftstheorie beschäftigen. Landschaftsplanung ist ein akademisches Fach […]. Zumindest bei der Neubesetzung hätte ein Mann oder eine Frau vom Fach zum Zug kommen müssen.“

Das hob auch ein weiterer Insider gegenüber ORF.at hervor. Ihm zufolge wiegt es am schwersten, dass Rupprechter durch die Zusammenlegung der HBLFA mit den Bundesgärten einen Posten geschaffen habe, der von der ganzen Fachwelt kritisiert und jetzt an seine Schwägerin vergeben worden sei. Schließlich sei diese Position dadurch nicht nur partei-, sondern auch familienintern besetzt worden.