Viele Festnahmen bei Sonntagsdemo in Weißrussland

In Weißrussland haben Uniformierte mit Sturmhauben heute bei der sechsten Sonntagsdemonstration in Folge mit der Festnahme von Gegnerinnen und Gegnern des Präsidenten Alexander Lukaschenko begonnen.

Die Einsatzkräfte fassten im Zentrum der Hauptstadt Minsk viele friedliche Demonstrierende und zwängten sie in Gefangenentransporter. Es waren Hundertschaften von Polizei und Armee im Einsatz, um einen neuen Massenprotest gegen „Europas letzten Diktator“, wie Gegnerinnen und Gegner Lukaschenko nennen, zu verhindern. Beobachterinnen und Beobachter sprachen von mehr als 50.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern – das sind weniger als zuletzt.

Tausende Demonstranten in Minsk
APA/AFP/Tut.by

Infrastruktur blockiert

Die Menschen strömten zu Fuß aus verschiedenen Richtungen ins Zentrum. Am Palast der Republik standen mit Sturmgewehren bewaffnete Soldaten in Kampfuniformen, wie ein Korrespondent der dpa berichtete. Auch in Seitenstraßen des Prospekts der Unabhängigkeit bezogen Truppen der Miliz, wie sie in Weißrussland heißt, und des Militärs Stellung. Das stärkste Aufgebot an Einsatzkräften gab es wie an den vorherigen Sonntagen am Präsidentenpalast.

Der 66 Jahre alte Lukaschenko hatte sich dort zuletzt auch zweimal mit Kalaschnikow gezeigt, um eine Erstürmung des Palastes zu verhindern. Die Proteste sind allerdings stets friedlich. Die Behörden sperrten Metrostationen in der Innenstadt, um einen Zustrom von Menschen zu verhindern. Auch das mobile Internet funktionierte nicht. Trotz dieser Einschränkungen und Drohkulisse hatten sich nach Einschätzung von Beobachterinnen und Beobachtern allein am vergangenen Sonntag 150.000 Menschen in der Stadt versammelt.