Airbus A380 der Lufthansa
ORF.at/Christian Öser
A380 vor Ausmusterung

Noch härterer Sparkurs bei Lufthansa

Die wirtschaftlichen Konsequenzen der Coronavirus-Krise machen sich bei der deutschen Lufthansa noch stärker bemerkbar als bisher eingeplant. Es sollen noch mehr Stellen und Flugzeuge abgebaut werden. Der Großraumjet A380 soll langfristig überhaupt nicht mehr zum Einsatz kommen.

Mindestens 150 der zuvor 760 Jets umfassenden Konzernflotte sollen dauerhaft ausgemustert werden, teilte der AUA-Mutterkonzern am Montag mit. Zuvor war das Unternehmen noch davon ausgegangen, die Flotte um mittelfristig 100 Flugzeuge zu reduzieren. Jets vom Typ A340-600 sollen dauerhaft auf dem Boden bleiben. Insgesamt fallen dafür im laufenden Quartal Wertberichtigungen in Höhe von 1,1 Mrd. Euro an.

Der bisher angekündigte Abbau von 22.000 Vollzeitstellen soll mittelfristig erweitert werden. Konkrete Zahlen ließ Vorstandschef Carsten Spohr aber offen. Den jüngsten Zahlen zufolge sind von den derzeit weltweit rund 138.000 Beschäftigten mit Ende des Jahres noch rund 128.000 im Unternehmen. Das betrifft zunächst vor allem Standorte außerhalb von Deutschland. In Deutschland selbst gibt es für große Beschäftigtengruppen noch keine Übereinkunft mit den Gewerkschaften. Nach der Ankündigung des Sparplans brach die Lufthansa-Aktie um acht Prozent ein.

Lufthansa-CEO Carsten Spohr
APA/AFP/Daniel Roland
Vorstandschef Carsten Spohr stimmte die Belegschaft auf einen noch größeren Stellenabbau ein

Vergangene Woche berichtete die „Süddeutsche Zeitung“ aus einer Informationsveranstaltung für die Lufthansa-Mitarbeiter, dass es auch bei Piloten Kündigungen geben werde. Im ersten Quartal 2021 bei Germanwings, im vierten Quartal des kommenden Jahres dann bei Lufthansa selbst. Dabei hieß es laut Bericht, dass jeder fünfte, vielleicht sogar jeder vierte Mitarbeiter das Unternehmen wird verlassen müssen. Aufgrund der Teilzeitquote entsprechen bei der Lufthansa 22.000 Stellen 26.000 Beschäftigten.

„Aussichten deutlich eingetrübt“

Grund für den nun verkündeten härteren Sparkurs sind die schlechten Aussichten für die kommenden Monate. „Die Aussichten für den internationalen Luftverkehr haben sich in den vergangenen Wochen deutlich eingetrübt“, erklärte die Lufthansa. Der Internationale Luftfahrtverband (IATA) rechnet für Europa mit einem Rückgang der Passagierzahlen 2020 um 60 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Rund sieben Millionen Arbeitsplätze in Luftfahrt und Tourismus drohten wegzufallen.

Ursprünglich wollte Lufthansa zum Jahresende wieder die Hälfte der Flugzeuge in der Luft haben. Nun wird für das laufende Jahr aufgrund der fortgesetzten Reisebeschränkungen nur noch ein Flugangebot von 20 bis 30 Prozent des Vorkrisenniveaus erwartet. Pro Monat verliert das Unternehmen derzeit 500 Mio. Euro an liquiden Mittel. Durch den Abbau von angemieteten Büroflächen soll das auf 400 Mio. Euro über den Winter reduziert werden. Ein Ende der Krise wird erst für die Mitte dieses Jahrzehnts erwartet.

Spohr hatte in einer Onlinefragestunde für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erst vor wenigen Tagen weitere Einschnitte in Aussicht gestellt. Dabei meinte er laut einem Bericht der „Süddeutschen Zeitung“, dass es überhaupt fraglich sei, ob die Lufthansa jemals wieder die Umsätze der Jahre 2017 bis 2019 erreichen könne.

Neun Milliarden Euro Staatshilfe

Auch die anderen Konzernmarken des deutschen Konzerns – Eurowings, Swiss, Austrian und Brussels – leiden unter den komplexen Einreisebeschränkungen und einem Rückgang der Interkontinentalflüge. Lukrativ sind derzeit nur Frachtflüge. Verhindert wurde ein Zusammenbruch des Konzerns durch die umfangreiche Staatshilfe der Heimatländer des Konzerns und der Töchter von insgesamt neun Milliarden Euro.