Die Coronavirus Hotline
APA/Mahmoud-Ashraf
1450 und Testteams

Wie viel Personal jedes Land einsetzt

Das von der Regierung ausgegebene Ziel, wonach ein Coronavirus-Testergebnis zumindest binnen 48 Stunden vorliegen soll, wird in vielen Fällen nicht erreicht. Das sorgt für Unmut in der Bevölkerung und Schuldzuweisungen in der Politik. Dabei sind die Länder durchwegs der Meinung, dass sie genug Personal für die Hotline 1450 und die Testteams haben.

Insbesondere in Wien sind die Kapazitäten bei den Tests und der Gesundheitshotline 1450 in die Diskussion geraten. Ein Rundruf der APA ergab, dass die Bundesländer versuchen, ihren Personalaufwand möglichst flexibel zu halten.

In Wien sind aktuell 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Einsatz. Diese Woche sollen 25 dazukommen. In Wien werden Personen, die sich an die Hotline wenden, von mobilen Teams besucht und untersucht. Hier kommen laut Stadt Mitarbeiter unterschiedlicher Blaulichtorganisationen zum Einsatz. Jeden Tag sind laut Stadt 29 Fahrzeuge von drei Partnerorganisationen gleichzeitig im Einsatz. Dazu kommen noch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Teststraße und jene bei Screenings.

Auch mit leichten Symptomen zu Drive-in-Test

Neu ist, dass Betroffene mit leichten Symptomen nun auch zur Teststraße beim Happel-Stadion fahren dürfen. Sie müssen jedoch bei 1450 Bescheid sagen, dass sie das tun. Das Testzentrum war ursprünglich für Reiserückkehrer – die jedoch keine Symptome aufweisen durften – eröffnet worden.

35 Testteams für Niederösterreich

Die Gesundheitshotline 1450 ist in Niederösterreich mit bis zu 70 Mitarbeitern gleichzeitig besetzt. Aufnahmetermine für neues Personal gebe es bereits seit mehreren Wochen jeden Montag, so Stefan Spielbichler, Sprecher von Notruf NÖ. Ungeplante Spitzen sollten dadurch abgefangen werden.

95 Prozent aller Anrufe bei 1450 würden binnen 20 Sekunden angenommen. Zu „Starklastzeiten“ mit 400 bis 500 Telefonaten pro Stunde könne es zu Wartezeiten von zwei, drei Minuten kommen, sagte Spielbichler.

Für PCR-Tests stehen in Niederösterreich 35 mobile Teams mit üblicherweise je einem Mitarbeiter zur Verfügung, sagte Anton Heinzl, Sprecher von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ). Bei den sechs Drive-in-Stationen bezifferte er den Personalstand mit je vier. Hinzu komme inzwischen administrative Unterstützung durch Soldaten des Bundesheeres. In den Pools des Roten Kreuzes und des Arbeiter-Samariter-Bundes stünden 70 bzw. 40 Mitarbeiter parat.

Oberösterreich stockt Callcenter auf

In Oberösterreich besteht die Stammbelegschaft der telefonischen Gesundheitsberatung 1450 aus 18 Personen. Das Callcenter werde aber wegen der wieder steigenden Zahl an Anrufen um bis zu 40 Personen aufgestockt, teilte der Krisenstab mit. „Es sind auch rund zehn Mitarbeiter des Landes dort im Einsatz“, hieß es weiters.

Sollte aufgrund der beschriebenen Symptome des Anrufers ein Test notwendig sein, dauere es durchschnittlich rund zwölf Stunden, bis ein Abstrich genommen werde. Mit Stand 20. September hat das Rote Kreuz dafür 16 Drive-in-Stationen und 15 mobile Teams. Die fahrenden Teams sind vor allem für Menschen gedacht, die aus gesundheitlichen Gründen keine Drive-in-Testungen wahrnehmen können. Täglich sind in Oberösterreich mehr als 100 Mitarbeiter im Einsatz, um die Abstriche zu nehmen, zu koordinieren und administrative Tätigkeiten dazu durchzuführen.

Die Auswertung erfolge in sieben klinischen Labors in ganz Oberösterreich. Die Zahl des abgestellten Personals liegt im mittleren bis oberen zweistelligen Bereich. Genau lässt sich das laut Krisenstab nicht sagen, da grundsätzlich in den Labors jeder, der Zeit hat, Testanalysen vornimmt.

Das Corona-Drive-In-Testzentrum Ansfelden
APA/Fotokerschi.at/Kerschbaummayr
Teststraße im oberösterreichischen Ansfelden

Salzburg: Anrufe werden vorsortiert

Salzburgs Gesundheitshotline 1450 kommt mit dem derzeitigen Anfrageaufkommen laut Angaben des Roten Kreuzes gut zurecht. 600 bis 800 Anrufe gehen derzeit pro Tag ein, in der Spitzenzeit der Krise im Frühjahr seien es etwa 3.000 pro Tag gewesen, sagte Rotkreuz-Sprecherin Roberta Thanner. Die Anrufer landen zunächst in einem Callcenter des Roten Kreuzes und werden dort vorsortiert.

„Alle Fälle, die eine fachliche Abklärung brauchen, werden dann an die eigentliche 1450 weitergeleitet und dort von Diplomfachkräften abgearbeitet“, so Thanner, das heißt, die betroffenen Menschen werden zurückgerufen. Derzeit sind in Callcenter und Hotline 1450 insgesamt zwölf Rotkreuz-Mitarbeiter beschäftigt, bei Bedarf könne man jederzeit aufstocken.

28.665 PCR-Tests haben die Rotkreuz-Teams im Bundesland Salzburg bisher auf behördliche Anordnung abgenommen. Aktuell stehen dazu drei Drive-in-Stationen (beim Stadion Kleßheim, beim Krankenhaus Zell am See und beim Roten Kreuz St. Johann/Pongau) und mehrere mobile Zweierteams, die Patienten zu Hause aufsuchen, zur Verfügung. Diese Teams sind grundsätzlich in bestimmten Regionen unterwegs, können bei Bedarf aber auch umgeschichtet oder aufgestockt werden.

Tirol: Bis zu zwölf Leute an Hotline

In Tirol seien im Bereich der Betreuung der 1450-Hotline derzeit zehn Mitarbeiter im Einsatz, teilte das Land mit. Zusätzlich stünden zweieinhalb Vollzeitäquivalente zur Verfügung, wodurch Praktikantinnen und Praktikanten zeitlich flexibel unterstützen können. Die schwarz-grüne Tiroler Landesregierung hatte erst kürzlich beschlossen, das 1450-Team auf zwölf Vollzeitäquivalente aufzustocken. Die weiteren Entwicklungen würden beobachtet, hieß es.

Im Rahmen der Screeningtätigkeit des Roten Kreuzes sind tirolweit laut Land täglich rund 40 Personen im Einsatz: Es gibt acht mobile Screeningteams, was einem Personal von 16 Personen entspricht. Bei den Screeningstationen in St. Johann, Kufstein, Schwaz, Zams und Reutte arbeiten in der Regel drei Personen – in Innsbruck fünf und in Osttirol zwei.

18 Mitarbeiter bei 1450 in Vorarlberg

In Vorarlberg nehmen 18 Mitarbeiter (Vollzeitäquivalente) die Anrufe bei 1450 entgegen und ergreifen die notwendigen Schritte. In der vom Roten Kreuz vorgenommenen Testung arbeiten 58 Mitarbeiter im Schichtbetrieb sieben Tage pro Woche. Diese treffen Vorbereitungen und machen die Abstriche unter anderem in der Teststraße in Röthis im Bezirk Feldkirch.

Um die Anrufe unter der Nummer 1450+1 kümmern sich zwölf Mitarbeiter sieben Tage pro Woche von 8.00 bis 18.00 Uhr. 1450+1 gibt Auskünfte an Vereine, Betriebe, Gemeinden und Organisationen bei Fragen rund um das Thema Veranstaltungen. Sowohl für 1450 als auch für 1450+1 werde „derzeit Personal aufgebaut“, hieß es.

Innsbrucker Nasenspray soll Coronavirus töten

An einem Nasenspray gegen das Coronavirus forscht das kleine Innsbrucker Unternehmen Cyprumed. Der Spray soll vor einer Infektion bzw. der weiteren Verbreitung des Virus im Nasen-Rachen-Raum schützen. Geht alles nach Plan, ist der Nasenspray in zwei Jahren erhältlich.

Sechs Drive-in-Stationen in Steiermark

In der Steiermark sind derzeit 21,5 Vollzeitäquivalente diplomiertes Personal beim Gesundheitstelefon beschäftigt. Hinzu kommen sechs Vollzeitäquivalente bei „Calltakern“, die die Anrufe vorsortieren. 14 weitere Arbeitsplätze für Abfragen würden derzeit geschaffen, hieß es am Montag seitens des Landes Steiermark.

Für das Probenehmen sind derzeit sechs Drive-in-Stationen in der Steiermark in Betrieb, insgesamt 16 seien geplant. 39 Vollzeitäquivalente an Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind momentan mit dem Testen beschäftigt. Bei Bedarf werde aber laufend aufgestockt. Die Abnahmen erfolgen abhängig von den Möglichkeiten der zu testenden Person entweder zu Hause oder in einem Drive-in.

Kärntner Anrufe via 144-Hotline

Die Anrufe aus Kärnten bei der Gesundheitshotline 1450 werden von der Zentrale des Notrufs 144 in Niederösterreich behandelt. Dort werde das Personal immer wieder aufgestockt, derzeit finde man mit den vorhandenen Kapazitäten das Auslangen, sagte Gerd Kurath vom Kärntner Landespressedienst. Die PCR-Tests dauerten in Kärnten bis zur Abstrichnahme maximal 48 Stunden, höchstens 24 Stunden brauche man dann noch für das Testergebnis, so Kurath.

Abgenommen werden die Abstriche von einem stationären Zweierteam in Klagenfurt und vier mobilen Teams. In Villach gibt es nun wegen der Fälle in zwei Schulen ebenfalls eine Station. Das Rote Kreuz stelle die Mitarbeiter nach Bedarf zur Verfügung, so Kurath. Für Screeningprogramme, etwa im Tourismus, gibt es weitere Teams.

Im Herbst soll die Anzahl der Stationen auf acht ausgeweitet werden – in jedem Bezirk bzw. in Klagenfurt und Villach zentral auch für den Umlandbezirk. Die modular aufgebauten Stationen sollen bei Clusterbildungen nach Bedarf zusammengezogen werden können. Auch für Verwaltungsaufgaben und Contact-Tracing wird aufgestockt. Ein nächstes Projekt mit 30 AMS-geförderten Stellen ist in Planung.

Sieben bei burgenländischer Hotline

Im Burgenland gibt es bei der Gesundheitshotline 1450 derzeit sieben Mitarbeiter. Die Anzahl könne aber laufend an die jeweiligen Erfordernisse angepasst werden, teilte der Koordinationsstab Coronavirus des Landes Burgenland mit. Die PCR-Tests würden von Teams des Roten Kreuzes durchgeführt, deren Anzahl je nach Bedarf variiere. Getestet werde dabei sowohl in eigens eingerichteten Teststraßen als auch durch mobile Teams, die zu den Betroffenen nach Hause kommen, so der Koordinationsstab.

Zeitvorgabe des Bundes hält oft nicht

Faktum ist, dass derzeit immer wieder mehr Zeit zwischen Test und Benachrichtung über das Ergebnis bzw. das Nachverfolgen der Kontakte vergeht, als für die Bekämpfung der Pandemie gut sein kann. Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) hatte im Hickhack um die Verantwortung erst am Montag die Länder daran erinnert, was bereits vor dem Sommer als Zielvorgabe für die Länder – sie sind für die Umsetzung zuständig – ausgegeben worden sei: 24 Stunden von der Meldung bis zum Test, 24 Stunden bis zum Testergebnis, 24 Stunden bis zur Rückverfolgung und Information der Kontakte.

Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen: Wenn die Neuinfektionen stark steigen, wird es nicht nur schwieriger, die Pandemie mittels Kontaktverfolgung unter Kontrolle zu halten; auch die politischen Nebengeräusche und Schuldzuweisungen werden, wie auch hierzulande bereits zu beobachten, immer lauter.