Frankreich prüft russisches Rechtshilfegesuch zu Fall Nawalny

Bei der französischen Regierung ist ein Rechtshilfegesuch der russischen Behörden zum Fall des vergifteten Kreml-Kritikers Alexej Nawalny eingegangen. Das Gesuch werde geprüft, teilte das Außenministerium gestern in Paris mit.

Die Priorität der französischen Regierung liege aber darauf, dass Moskau „die Umstände und Verantwortlichkeiten hinter dem Mordversuch“ an Nawalny aufkläre, der auf russischem Territorium verübt worden sei, so ein Ministeriumssprecher.

Labore in Frankreich und in Schweden hatten den Befund eines Speziallabors der deutschen Bundeswehrs bestätigt, wonach der prominente Kritiker des russischen Staatschefs Wladimir Putin „zweifellos“ mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet wurde. Die Substanz war in der früheren Sowjetunion entwickelt worden. Moskau weist den Verdacht vehement zurück, staatliche russische Stellen könnten Nawalny gezielt vergiftet haben.

Macron fordert von Moskau Aufklärung

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron forderte bei der Generaldebatte der Vereinten Nationen (UNO) von Russland erneut Aufklärung im Fall Nawalny. Alles müsse ans Licht gebracht werden, sagte Macron gestern in einer vorab aufgenommenen Videobotschaft, die auf Bildschirmen in den Sitzungssaal der UNO-Vollversammlung übertragen wurde. „Dieser Klärungsprozess muss schnell und ohne Mängel passieren.“

Macron warnte, die „roten Linien“ Frankreichs dürften nicht überschritten werden. Sowohl Frankreich als auch Russland sind ständige Mitglieder und damit Vetomächte im UNO-Sicherheitsrat.

Nawalny auf Weg der Besserung

Der Kreml-Kritiker war am 20. August auf einem Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen. Zunächst wurde Nawalny nach einer Notlandung in einem Krankenhaus in Omsk behandelt, zwei Tage später wurde er auf Drängen seiner Familie und seiner Unterstützer zur Behandlung in die Berliner Klinik Charite gebracht.

Inzwischen schreitet die Genesung Nawalnys langsam voran. Es gehe ihm immer besser, „aber der Weg ist noch lang“, so der 44-Jährige am Samstag auf Instagram. Dazu wurde ein Foto gepostet, das zeigt, wie er eine Stiege hinuntergeht.