Nongfu-Spring-CEO Zhong Shanshan
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Jack Ma entthront

Mit Wasserflaschen zum reichsten Chinesen

Der amerikanische Traum im kommunistischen China: Zhong Shanshan ist vom Schwammerlzüchter zum reichsten Mann Chinas aufgestiegen. Mit einem Nettovermögen von umgerechnet rund 50 Milliarden Euro übertrumpfte er Alibaba-Gründer Jack Ma. Erst der Börsengang seiner Getränkefirma katapultierte Zhong in den Olymp der superreichen Chinas.

„Wir produzieren kein Wasser, wir transportieren Natur“: So lautet der Werbeslogan des chinesischen Konzerns Nongfu Spring, der derzeit alle anderen Firmen des Landes überflügelt. Gründer Zhong, der in der Branche den Spitznamen „einsamer Wolf“ trägt, baute das Unternehmen aus dem Nichts zum Platzhirsch auf dem Markt auf. Der heute 65-Jährige hat keine Schulausbildung, er brach im Zuge der chinesischen Kulturrevolution im Alter von zwölf die Schule ab, versuchte sich als Bauarbeiter, Pilzzüchter und Verkäufer von Medikamenten gegen erektile Dysfunktion. Erst 1996 gründete er Nongfu Spring, ein Jahr später kam das erste Getränk auf den Markt.

Heute verkauft der Konzern aus Hangzhou Dutzende Produkte von Wasser über Tee und Saft bis zu Reis aus dem Nordosten Chinas. Die Wasserflaschen mit den typischen roten Drehverschlüssen aus dem Hause Nongfu sind aber das Aushängeschild des Konzerns, sie werden im ganzen Land verkauft, sind im Snackautomaten ebenso erhältlich wie im Luxushotel.

Wasser in Flaschen beliebt

Es ist mit 37 Cent pro Halbliterflasche bei Weitem das günstigste des Landes. Hinzu kommt, dass Leitungswasser in China zumeist keine Trinkwasserqualität hat. Noch vor einigen Jahren floss der Großteil der Abwässer ins Grundwasser. Viele nutzen daher abgefülltes Wasser auch fürs Zähneputzen und Kochen. Während in Europa die Plastikflasche mehr und mehr ins Abseits gerät, ist sie in China en vogue. Das Forschungsunternehmen Frost & Sullivan schätze, dass dort der Markt für abgefülltes Wasser bis 2024 durchschnittlich um mehr als zehn Prozent jährlich wächst, meldete der „Tagesspiegel“.

Nongfu-Spring-Wasserflaschen in Regal
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Nongfu Spring ist bekannt für seine Wasserflaschen. Das Sortiment ist aber weit größer.

Börsengänge als Katapult

Das Jahr 2020 erwies sich für Zhong schließlich – anders als für viele andere Unternehmer – als Ticket nach ganz oben. Anfang September ging Nongfu an die Hongkonger Börse und traf den Nerv der Anleger. Der Wert des Unternehmens, an dem Zhong mit vier Fünfteln beteiligt ist, sei dadurch um mehr als 80 Prozent gestiegen, wie die „Financial Times“ („FT“) berichtete. Am ersten Handelstag bewegte sich die Aktie um 54 Prozent über ihrem Ausgabepreis. Zhongs Vermögen verdreifachte sich mit einem Schlag. Zudem kontrolliert der 65-Jährige Beijing Wantai Biological Pharmacy, einen Hersteller von Hepatitis-Impfstoffen und Coronavirus-Testkits.

Alibaba-Gründer Jack Ma
Reuters/Yuya Shino
Alibaba-Gründer Jack Ma wurde entthront. Sein neuer geplanter Börsengang könnte das wieder ändern.

Diese Firma ist seit April in Schanghai notiert, der Aktienkurs stieg inzwischen auf mehr als das 14-Fache. Zhongs Beteiligung daran ist mehr als acht Milliarden Euro schwer. Insgesamt stieg Zhongs Vermögen laut „Handelsblatt“ in den vergangenen neun Monaten um 670 Prozent auf rund 50. Mrd. Euro.

Jack Ma will wieder aufholen

Nach dem Inder Mukesh Ambani ist Zhong nun auch die zweitreichste Person Asiens und belegt Platz 17 der Welt. Er stieß Ma von der Spitze der reichsten Chinesen. Ma und dessen Amazon-Rivale Alibaba rüsten sich bereits für den nächsten Börsengang, jenen des Finanzdienstleisters Ant, einer Alibaba-Tochter. Ant will Insidern zufolge bei seinem geplanten Börsengang in Schanghai und Hongkong insgesamt knapp 30 Milliarden Euro einsammeln. Damit ist das Rennen der Superreichen des kommunistischen Landes nur vorläufig entschieden.