Türkische Zentralbank erhöht überraschend Leitzinsen

Die türkische Zentralbank hat überraschend ihre Leitzinsen angehoben. Sie entschied, den Schlüsselsatz zur Versorgung der Geschäftsbanken mit Geld um 200 Basispunkte auf 10,25 Prozent zu erhöhen, wie die Notenbank heute mitteilte.

Es ist die erste Zinsanhebung seit rund zwei Jahren. Die Zinserhöhung markiert eine Trendwende in der türkischen Geldpolitik. Im September 2019 hatte die Notenbank mit Zinssenkungen begonnen. Die Landeswährung Lira hatte zuvor im vergangenen Monat mehrere Rekordtiefs markiert.

In diesem Jahr hat die Lira gegenüber dem Dollar bereits 23 Prozent an Wert eingebüßt. Eine hohe Inflation und geschröpfte Devisenreserven der Zentralbank setzen der Landeswährung momentan zu. Dazu kommt die steigende Nachfrage der Türken nach harten Devisen. Nur drei von 17 befragten Volkswirten hatten mit einer Zinserhöhung gerechnet. Die Lira zog nach dem Beschluss zum Dollar auf 7,5600 an von zuvor rund 7,71.

Die Jahresinflationsrate lag im August bei fast zwölf Prozent, die Teuerung wurde durch den Währungsverfall noch verstärkt. In einer solchen Situation straffen Währungshüter tendenziell ihre Geldpolitik – etwa durch eine Leitzinsanhebung. Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hatte aber in der Vergangenheit immer wieder niedrige Zinsen zur Stützung der Konjunktur verlangt.