Karnival in Rio de Janeiro
Reuters/Ricardo Moraes
Auf unbestimmte Zeit verschoben

Rio de Janeiro streicht Karneval

Wegen anhaltend steigender Infektionszahlen fällt im Februar der weltberühmte Karneval von Rio de Janeiro der Coronavirus-Pandemie zum Opfer. Es handelt sich um die erste Absage seit rund hundert Jahren. Einen Ersatztermin gibt es noch nicht.

Vielmehr werde der Karneval für unbestimmte Zeit verschoben, teilten die Organisatoren am Donnerstag mit. Ein neuer Termin hänge nicht zuletzt davon ab, wann es eine Impfkampagne geben wird, berichtete das Nachrichtenportal G1 am Donnerstagabend (Ortszeit).

„Es ist zunehmend schwieriger, einen Karneval ohne eine Impfung zu haben“, sagte der Präsident der unabhängigen Sambavereinigung LIESA, Jorge Castanheira: „Ohne Sicherheit kann es keinen Karneval geben.“ Die Sambaschulen hätten weder die Zeit noch die finanziellen und organisatorischen Voraussetzungen, um den Karneval im Februar auf die Beine zu stellen, so Catanheira. Aus diesem Grund sei man „zu der Schlussfolgerung gelangt, dass das Ereignis verschoben werden muss“.

Karnival in Rio de Janeiro
Reuters/Ricardo Moraes
Der Karneval von Rio ist nicht nur Besuchermagnet – sondern auch ein zentraler Wirtschaftsfaktor

Monatelange Vorbereitungsphase

Bei der Veranstaltung ziehen Tänzer der 13 wichtigsten Sambaschulen der Metropole durch das Sambadrom, in dem Zehntausende Bewohner, Touristen und Prominente gemeinsam feiern. Dazu kommen Millionen weitere Menschen, die den Karneval in den Straßen der Stadt und an den Stränden feiern. Das Datum des Karnevals ist an sich durch den liturgischen Kalender der römisch-katholischen Kirche festgelegt, da er ähnlich wie andere Faschingsumzüge vor Beginn der Fastenzeit stattfindet.

Gewöhnlich ist es so, dass sich die Sambaschulen – kaum, dass ein Karneval zu Ende ist – schon wieder mit dem nächsten Thema, den Umzugswagen und den Kostümen beschäftigen, die sie zu den Umzügen ins Sambodrom mitbringen wollen. Jetzt würde in Rio eigentlich die heiße Phase der Vorbereitung beginnen.

Der Karneval sei auch ein Fest, „von dem viele bescheidene Arbeiter abhängig sind“, wie der auf den Karneval von Rio spezialisierte Historiker Luiz Antonio Simas sagte. Die Sambaschulen seien dabei nur ein Glied in einer ganze Kette von Beteiligten, und diese werde nun durch das Coronavirus zerstört.

139.000 Todesopfer

Das rund 209,5 Millionen Einwohner zählende Brasilien gehört zu den am schlimmsten von der Coronavirus-Pandemie heimgesuchten Ländern der Welt, Rio de Janeiro zählt dort zu den am stärksten betroffenen Großstädten. Bis jetzt wurden in Brasilien rund 139.000 Todesopfer durch die Pandemie gezählt, das ist nach den USA die zweithöchste Zahl der Welt.

Leeres Sambadrome in Rio de Janeiro
Reuters/Pilar Olivares
Rios Sambadrom bleibt im Februar leer

Nach den USA (knapp 330 Millionen Einwohner) und Indien (rund 1,4 Milliarden Einwohner) verzeichnet Brasilien die meisten Infektionen. Das brasilianische Gesundheitsministerium meldete am Donnerstag 32.817 Neuinfektionen, womit die Gesamtzahl der Ansteckungen auf über 4,6 Millionen stieg. Nach Daten der Regierung des Bundesstaates Rio de Janeiro registrierte die Stadt Rio bis Donnerstag offiziell knapp 100.000 Infizierte, mehr als 10.000 seien allein in Rio schon in Zusammenhang mit dem Coronavirus gestorben.

Steigende Zustimmung für Bolsonaro

Ungeachtet der eskalierenden Coronavirus-Krise wächst die Zustimmung für Brasiliens Präsidenten Jair Bolsonaro. Rund 40 Prozent der Bevölkerung bewerten seine Amtsführung gut oder sogar großartig, wie aus einer Erhebung des Meinungsforschungsinstituts IBOPE hervorgeht.

Im Dezember betrug der Anteil nur 29 Prozent. Schlecht oder fürchterlich bezeichneten 29 Prozent der Befragten seinen Stil nach 38 Prozent in der vorherigen Umfrage. Das öffentliche Vertrauen in den Staatschef stieg auf 46 Prozent von 41 Prozent im Dezember.