Menschen in Schutzkleidung tragen einen Sarg
AP/Silvia Izquierdo
Symbolische Marke

Mehr als eine Million CoV-Tote weltweit

Fast zehn Monate nach dem Beginn der Pandemie hat die Zahl der nach einer Coronavirus-Infektion Verstorbenen die symbolische Marke von einer Million überstiegen. Das ging am Montagabend (Ortszeit) aus Daten der Johns-Hopkins-Universität in Baltimore in den USA hervor. Die Zahl der bisher bestätigten Fälle liegt weltweit aktuell bei etwa 33,2 Millionen.

In absoluten Zahlen vermelden nach wie vor die USA (328 Mio. Einwohner) die meisten Toten: Dort wurden rund 205.000 Covid-19-Todesopfer erfasst. Es folgen Brasilien (211 Mio. Einwohner) mit etwa 142.000 Toten, Indien (1,4 Mrd. Einwohner) mit 95.000 und Mexiko (128 Mio. Einwohner) mit rund 76.000 Toten. In diesen vier Ländern allein wurde mehr als die Hälfte der weltweit verzeichneten Todesopfer gezählt. In Österreich starben 774 Menschen mit einer Coronavirus-Infektion.

Betrachtet man die Todesfälle pro 100.000 Einwohner, so weisen Peru (100 Tote/100.000 Einwohner), Belgien (87 Tote/100.000 Einwohner) und Bolivien (69 Tote/100.000 Einwohner) die schlechtesten Zahlen auf. Österreich liegt bei neun Toten pro 100.000 Einwohnern.

Amerikanische Flaggen auf einer Wiese zum Gedenken an Verstorbene
Reuters/Joshua Roberts
Die Lage in den USA ist nach wie vor prekär

UNO-Chef Guterres: „Qualvoller Meilenstein“

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete die Zahl von mehr als einer Million Todesopfern als „qualvollen Meilenstein“. „Es ist eine betäubende Zahl“, sagte Guterres, „trotzdem dürfen wir nie die einzelnen Leben aus dem Blick verlieren: Es waren Väter, Mütter, Ehefrauen, Ehemänner, Brüder, Schwestern, Freunde und Kollegen.“ Guterres rief die Menschen weltweit auf, sich weiter an die Abstands- und Hygieneregeln zu halten sowie Masken zu tragen.

„Wir können diese Herausforderung überwinden“, so Guterres. Dafür brauche es verantwortungsbewusste Führungsstärke, Wissenschaft und weltweite Zusammenarbeit. Die Website der Johns-Hopkins-Universität wird regelmäßig mit eingehenden Daten aktualisiert und zeigt daher einen höheren Stand als die offiziellen Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die bis Montag mehr als 996.000 Todesfälle und gut 33 Millionen bekannte Infektionen erfasste.

Sorge in Frankreich und Spanien

Nicht nur hierzulande, sondern auch in zahlreichen anderen Ländern werden aus Angst vor einer Zunahme der Neuinfektionen und einer „zweiten Welle“ die Maßnahmen wieder verschärft. Harte Maßnahmen in Europa ergreifen etwa Frankreich und Spanien – in den beiden Staaten werden aktuell jeweils über 10.000 Neuinfektionen binnen 24 Stunden verzeichnet.

In Frankreich wurden deswegen harte Maßnahmen in der Gastronomie verhängt: In elf Großstädten – darunter auch Paris – müssen Bars seit Montag um 22.00 Uhr schließen, in Marseille und in Aix-en-Provence darf die Gastronomie seit Sonntag gar nicht mehr öffnen. Auch das schwer getroffene Belgien verhängt wieder eine Sperrstunde: In Brüssel müssen ab Montag alle Bars und Restaurants spätestens um 23.00 Uhr schließen. Im Schnitt der letzten sieben Tage (Stand: Montag) gab es in Belgien rund 1.500 neue bestätigte Fälle täglich, besonders viele in der Hauptstadt.

Leeres Cafehaus in Paris
Reuters/Benoit Tessier
Die Gastgärten in Paris werden künftig zumindest abends leer bleiben

In Spanien kämpft insbesondere der Großraum Madrid mit steigenden Infektionsraten. Seit Tagen wird debattiert, ob ein neuer Lockdown über die Stadt verhängt werden könnte. Die Regionalregierung hatte sich bisher geweigert, umfassende Beschränkungen der Bewegungsfreiheit zu verhängen, obwohl die Zentralregierung ihr dazu geraten hatte. Die Stadtregierung befürchtet, dass die Wirtschaft durch einen neuen Lockdown wie im Frühjahr völlig in die Knie gehen könnte. Laut Medienberichten prüft die Regierung nun, ob sie ein Abriegeln auch gegen den Willen der Stadtregierung durchsetzen könnte.

Verhältnismäßig positiv ist die Lage in Italien. Am Montag wurde erneut ein Rückgang bei den Ansteckungen verzeichnet. Fast 1.500 neue Fälle wurden bei über 51.000 Tests in 24 Stunden registriert. Allerdings mahnte das Gesundheitsministerium, dass weiterhin „anstrengende Monate“ auf das Land zukämen. Sizilien verhängte zudem am Montag eine Maskenpflicht im Freien.

Starke Einschränkungen in den Niederlanden

Einen neuen Rekordanstieg mit fast 3.000 Neuinfektionen in 24 Stunden meldeten die Niederlande. Ministerpräsident Mark Rutte zog daraus die Konsequenzen und kündigte Montagabend an, dass bereits ab Dienstagabend alle Sportveranstaltungen ohne Publikum stattfinden müssen.

Cafes und Restaurants müssen um 22.00 Uhr schließen und dürfen ab 21.00 Uhr keine neuen Gäste mehr einlassen. Außerdem dürfen insgesamt nur noch 30 Menschen zugleich in einem Lokal sein, im Freien 40. Zu Hause soll man nur noch drei Gäste empfangen. Außerdem sollen alle wieder möglichst von zu Hause aus arbeiten.

Merkel warnt vor hoher Zahl an Neuinfektionen

In Deutschland warnte am Montag Kanzlerin Angela Merkel laut Medienberichten davor, dass die Zahl der Neuinfektionen pro Tag bei 19.200 liegen könne, „wenn es so weitergeht“. Zuletzt verzeichnete das Nachbarland fast 1.200 Neuinfektionen im 24-Stunden-Vergleich. Am Dienstag beraten Bund und Länder über das weitere Vorgehen in der Pandemie. Überlegt wird offenbar, strengere Coronavirus-Regeln für Feiern im privaten Raum durchsetzen.

Einem „Bild“-Bericht zufolge sollen private Feiern nur noch mit maximal 25 Personen stattfinden, im öffentlichen Raum soll die Anzahl auf maximal 50 Personen reduziert werden. Dort soll zudem ein Alkoholverbot durchgesetzt werden. Diese Regeln sollen überall dort gelten, wo der Inzidenzwert größer als 50 ist. Im Vorfeld forderten mehrere Ministerpräsidenten die Einführung einer Ampel, wie es sie in Österreich gibt.

Einreisebeschränkungen in Ungarn bleiben im Oktober

In Ungarn bleiben die im September erlassenen Einreisebeschränken auch im Oktober in Kraft. Das kündigte Außenminister Peter Szijjarto an. Es gilt ein generelles Einreiseverbot für ausländische Staatsbürger – Ausnahmen gibt es etwa für Pendler, Geschäftsreisende und Teilnehmer an Kultur- oder Sportveranstaltungen. Ungarische Staatsbürger müssen bei der Einreise für zehn Tage in Quarantäne, ein „Freitesten“ ist aber möglich.

Auch in Großbritannien könnten bald noch einmal strengere Maßnahmen in Kraft treten. Einem Bericht der „Times“ zufolge sollen im Norden des Landes und möglicherweise auch in London das gesellschaftliche Leben stark beschränkt werden. So sollen etwa Pubs, Bars und Restaurant zunächst für zwei Wochen komplett schließen. Schulen und Geschäfte sollten geöffnet bleiben, ebenso Fabriken und Büros, in denen die Mitarbeiter nicht von zu Hause arbeiten könnten, schreibt die Zeitung unter Berufung auf eine Person aus der Regierung.

Anstieg in Indien und Russland

Neue Höchststände erreichte Russland: Mit 8.100 Fällen wurde der höchste Anstieg seit Mitte Juni erreicht. Rapide steigen auch die Infektionszahlen in Indien: In dem Land mit fast 1,4 Mrd. Einwohnerinnen und Einwohner gab es bisher sechs Millionen Fälle, aktuell kommen pro Tag rund 80.000 Neuinfektionen dazu. Auch im Nahen Osten steigen die Zahlen wieder, der Iran etwa verzeichnet aktuell wieder mehr als 3.000 Neuinfektionen pro Tag.

Ein Mann in Ahmedabad, Indien wird auf das Coronavirus getestet
Reuters/Amit Dave
Ein CoV-Test in Indien

Die Lage in den USA bleibt ebenfalls prekär. Am Wochenende überstieg die Zahl aller bisher verzeichnete Infektionen die Marke von sieben Millionen. Auch in Süd- und Mittelamerika wurde am Wochenende ein Rekord verzeichnet: Die Zahl der insgesamt verzeichneten Infektionen überstieg acht Millionen. Im hart getroffenen Peru gilt seit Sonntag eine Ausgangssperre, außerdem soll eine Aufklärungskampagne mit drastischen Slogans die Menschen vor der Gefahr warnen. „Wenn du unbedingt mit einem Freund einkaufen gehen musst, dann nutzt die Chance und kauft euch gleich zusammen eine Grabstelle auf dem Friedhof“, heißt es beispielsweise auf einem der Plakate.