Nachbesserungen bei Umgang mit Opfern häuslicher Gewalt

Gesundheitseinrichtungen sind oft der erste – und auch einzige – Ansprechpartner von Opfern häuslicher Gewalt in Österreich. Um die Betroffenen besser erkennen und unterstützen zu können, wurde von Experten im Auftrag des Gesundheitsministeriums eine Online-„Toolbox für Opferschutzgruppen“ erstellt. Mit dieser sollen die Mitarbeiter in ihrer Schlüsselrolle noch mehr sensibilisiert werden.

Jede fünfte Frau betroffen

„In Österreich ist jede fünfte Frau im Laufe ihres Lebens von häuslicher Gewalt betroffen. Das ist schon eine dramatische Zahl“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) heute bei der Präsentation.

Während viele Betroffene vor einer Anzeige zurückschrecken, suchen 27 Prozent Hilfe in Gesundheitseinrichtungen wie Spitälern und Arztpraxen, um sich behandeln zu lassen. Allerdings versuchen Opfer dabei oft aus Scham, finanzieller Abhängigkeit oder anderen Gründen, die Ursache ihrer Blessuren zu verheimlichen.

Österreich hat in den vergangenen Jahren zwar durch zahlreiche Gesetze und den Aufbau eines Hilfsnetzes viele Fortschritte bei Gewalt gegen Frauen gemacht, doch ist die Dunkelziffer weiterhin sehr hoch, wie Rosa Logar, Leiterin der Wiener Interventionshilfe gegen Gewalt in der Familie, unterstrich. Gerade der Gesundheitsbereich habe aber ein großes Potenzial, derartige Fälle zu erkennen und das Ausmaß der Gefährdung abzuklären.

Für Beschäftigte in Gesundheitseinrichtungen

Genau das soll mit der Toolbox besser erreicht werden: Sie richtet sich sowohl an die Mitglieder der Opferschutzgruppen in den Krankenhäusern als auch generell an Gesundheitsberufe wie niedergelassene Ärzte und Ärztinnen.

Dabei gehe es nicht darum, im Spital oder der Ordination eine etwaige Schuldfrage zu klären oder das Opfer umgehend aus der Gewaltspirale zu befreien, sondern um eine bessere Behandlung, die richtige Dokumentation der Fälle und ein Hinführen zu den entsprechenden Hilfsorganisationen, wie Sabine Sramek, Leiterin der Opferschutzgruppen der Barmherzigen Brüder, sagte.

Die Instrumente der Toolbox sind wissenschaftlich fundiert und haben sich auch in der Praxis bewährt. Im Akutfall liefern sie etwa Zugriff auf notwendige Instrumente wie Anzeigevorlagen und Kontakt zu regionalen Betreuungsstellen. Es gibt aber auch Anleitungen zu einer besseren Gesprächsführung mit den Opfern generell. Die Box ist unter Toolbox-opferschutz.at abrufbar.