Hochner-Preis an ORF-Journalistin Kramar-Schmid

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat gestern die beiden von der Journalistengewerkschaft ausgeschriebenen Auszeichnungen – den Robert-Hochner-Preis und den Kurt-Vorhofer-Preis – an die Preisträgerinnen verliehen. Das Staatsoberhaupt hob in seiner Rede in der Wiener Hofburg die besondere Verantwortung der Medien in der Coronavirus-Krise hervor. Ausgezeichnet wurden heuer ORF-Journalistin Ulla Kramar-Schmid und Petra Stuiber vom „Standard“.

ORF-Journalistin Ulla Kramar-Schmid
ORF/Günther Pichlkostner

Van der Bellen wies bei dem Festakt laut Redemanuskript auf die besonderen Umstände der diesjährigen Preisverleihung hin. Die Zeremonie könne pandemiebedingt nur in kleinerem Rahmen stattfinden, so der Präsident. Und er betonte die besondere Verantwortung der Journalisten und Journalistinnen „in diesen Krisenzeiten“:

„Es gilt, die relevanten Informationen über die Ausbreitung und Wirkungsweise des Virus zu liefern, es gilt zu berichten, wie man sich schützen kann, es gilt, die Maßnahmen des staatlichen Krisenmanagements zu kommunizieren, ohne in Komplizenschaft zu verfallen“, sagte er. Gerade auch in Krisenzeiten sei es wichtig, die „kritische Distanz“ zu wahren, die verordneten Maßnahmen richtig einzuordnen und kritisch zu hinterfragen.

„Journalistisches Rückgrat“

Die beiden Preisträgerinnen 2020 sind bereits seit Ende Juli bzw. Anfang September bekannt. Der heuer zum 16. Mal vergebene Robert-Hochner-Preis für Radio/TV geht an Kramar-Schmid, Leiterin des Bereichs Investigative Recherche im Aktuellen Dienst beim ORF-Fernsehen. In der Jury-Begründung vom 4. September hieß es, Kramar-Schmid lasse sich nicht einschüchtern „und zeigt bei ihrer Arbeit besonderes journalistisches Rückgrat“.

Vielschichtige Zusammenhänge werden von ihr für das Fernsehpublikum „nachvollziehbar auf den Punkt gebracht“. Gerade in Zeiten versuchter Message Control „mit wachsendem Inszenierungspersonal in den politischen Kabinetten und rückläufigen Kapazitäten in heimischen Redaktionen“ habe die Arbeit investigativer Journalistinnen und Journalisten unverzichtbare Bedeutung erlangt. Kramar-Schmid nehme hier eine „Leuchtturmfunktion“ ein, erklärte die Jury.

Erfreut zeigte sich ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz: „Ich gratuliere Ulla Kramar-Schmid sehr herzlich zu dieser Auszeichnung“, sagte er in einer Aussendung. „Der Robert-Hochner-Preis ist nach diversen Ehrungen wie dem Horst-Knapp-Preis oder ‚Journalistin des Jahres‘ im Bereich Investigation eine weitere Anerkennung ihrer journalistischen Qualitätsleistung.“

„Soziale Verantwortung“

„Standard“-Journalistin Stuiber wurde für ihre kritische Haltung gegenüber Machthabern und ihrem kritischen Blick auf die Gesellschaft mit dem Vorhofer-Preis ausgezeichnet. „Soziale Verantwortung spricht aus allen Artikeln und Kommentaren“, so die Jury in ihrer Ende Juli veröffentlichten Begründung. So habe sie etwa schon früh auf die zu erwartenden Auswirkungen der Coronavirus-Krise auf Frauen bis ins Alter hingewiesen. Die Preise sind jeweils mit 7.500 Euro dotiert, Sponsor der Auszeichnung ist der Verbund.