US-Präsident Donald Trump
Reuters/Carlos Barria
Coronavirus

Trump erhielt Antikörper-Cocktail

Im Zuge seiner Coronavirus-Infektion hat US-Präsident Donald Trump eine Infusion mit Antikörpern verabreicht bekommen. Die Infusion sei ohne Probleme verlaufen, erklärte Trumps Leibarzt Sean Conley am Freitag. Der Präsident weise Ermüdungserscheinungen auf, sei aber „frohen Mutes“. Nähere Angaben machte der Arzt nicht zu Trumps Symptomen.

Zu First Lady Melania dagegen hieß es, ihr gehe es weiterhin gut und sie habe lediglich einen leichten Husten und Kopfschmerzen. Trump sei von einem Expertenteam untersucht worden, mit denen auch das weitere Prozedere abgestimmt werde, erklärte Conley. Trump bekommt demnach derzeit Zink, Vitamin D, das Magenmittel Famotidin, das Schlafhormon Melatonin und Aspirin verabreicht. Mit seinen 74 Jahren gehört Trump zu einer Coronavirus-Risikogruppe.

Laut Informationen der „New York Times“ zeigte Trump „leichte Symptome“. Der Präsident habe bereits bei einer Benifizveranstaltung am Donnerstag „lethargisch“ gewirkt, heißt es im Bericht. Nun habe Trump eine erhöhte Temperatur, Husten und Schnupfen, zitierte das Medium zwei Personen im Umfeld des Präsidenten. Der Stabschef des Weißen Hauses, Mark Meadows, sagte, dass Trump „guter Dinge“ sei. Der Leibarzt des Präsidenten, Conley, erwartet, dass Trump trotz seiner CoV-Infektion die Amtsgeschäfte „ohne Unterbrechung“ weiterführen kann.

Suche nach Kontaktpersonen

Nachdem bekanntwurde, dass Trump mit dem Coronavirus infiziert ist, lassen sich immer mehr Personen, die mit ihm Kontakt hatten, testen. In den vergangenen Tagen war Trump zusätzlich zu den regelmäßigen Treffen und Pressekonferenzen im Weißen Haus bei mehreren großen Versammlungen anwesend, darunter die erste Präsidentschaftsdebatte in Cleveland und Kundgebungen in Pennsylvania und Minnesota. Am Donnerstag reiste er – wissend, dass seine enge Beraterin Hope Hicks positiv getestet wurde – weiter nach New Jersey, wo er sich in seinem privaten Golfclub in Bedmister mit Unterstützern traf und an einem Fundraising-Dinner teilnahm.

Laut CNBC hätten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen umgehend nach Bekanntwerden der Infektion Trumps Mitarbeiter angerufen, weil sie wissen wollten, wie es nun weitergehe. „Die sind ausgeflippt“, wird eine Person zitiert, die nicht genannt werden wollte. Ungefähr 30 bis 50 Spender und Spenderinnen hätten sich dem US-Präsidenten am Donnerstagabend genähert, berichtete CNBC. Jedoch hätten die meisten Interaktionen mit Trump im Freien stattgefunden. Falls man jedoch Symptome habe, solle man einen Arzt konsultieren.

Hope Hicks und Jared Kushner
Reuters/Leah Millis
Hicks am Tag vor ihrem positiven Test gemeinsam mit Trump-Schwiegersohn Jared Kushner auf dem Weg nach Minnesota

Das republikanische Nationalkomitee sagte, dass jeder, der an der Veranstaltung in Bedminster teilgenommen hat, bereits auf das Coronavirus getestet worden sei und zu jeder Zeit mindestens zwei Meter vom Präsidenten entfernt war. Trumps Wahlkampfmanager Bill Stepien schickte Berichten zufolge eine Mitteilung an das Wahlkampfpersonal, in der es heißt: „Jeder Wahlkampfmitarbeiter, der mit jemandem in Kontakt gekommen ist, der positiv getestet wurde, sollte sofort mit der Selbstquarantäne beginnen.“ Er stellte auch fest, dass das Wahlkampfbüro weiterhin geöffnet bleibt.

Kaum Wahlkampf für Trump

Rund einen Monat vor der Wahl in den USA setzte Trump seine persönlichen Wahlkampfauftritte aus. Trumps Wahlkampfchef Bill Stepien teilte am Freitag mit, alle bereits angekündigten Wahlkampfveranstaltungen unter Teilnahme des Republikaners würden entweder verschoben oder online abgehalten.

Laut „New York Times“ wird im Weißen Haus derzeit eine Strategie für die Öffentlichkeitsarbeit diskutiert – im Raum steht eine mögliche Rede an die Lage der Nation, um seine Amtsfähigkeit zu demonstrieren. Trump-Herausforderer Biden von den US-Demokraten setzt seinen Wahlkampf dagegen fort. Die Wahl findet am 3. November statt.

Biden negativ getestet

Mit Vizepräsident Mike Pence, der im Notfall die Amtsgeschäfte übernehmen müsste, habe Trump die Debatte vorbereitet, berichtete die „NYT“. Freitagmittag hieß es aus dem Weißen Haus, dass Pence und seine Frau negativ getestet worden seien. Das Paar schließe sich „den Millionen quer durch Amerika an, die für die volle und schnelle Genesung beten. Gott segne Sie, Präsident Trump & unsere wundervolle First Lady Melania“, so Pence auf Twitter.

Auch Trumps demokratischer Herausforderer Joe Biden und dessen Ehefrau Jill wurden am Freitag beide negativ auf das Coronavirus getestet. Das teilte Bidens Arzt Kevin O’Connor mit. Biden traf erst am Dienstag im Zuge des ersten TV-Duells mit dem Präsidenten zusammen. Ironischerweise mokierte sich dieser darüber, dass Biden so häufig mit Mund-Nasen-Schutz auftrete – „die größte Maske, die ich jemals gesehen habe“. Biden erklärte auf Twitter, er und seine Frau Jill würden seinem Gegner eine schnelle Genesung wünschen und würden weiter für seine Gesundheit beten.

Weißes Haus: „Amerika steht vereint“

Nach der CoV-Diagnose des Präsidenten beschwor die Sprecherin des Weißen Hauses, McEnany, den Zusammenhalt der Nation. „Amerika steht vereint“, schrieb sie am Freitag auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Die Kraft des ganzen Landes sei mit Präsident Trump und der First Lady, sagte sie. „Euer Präsident wird weiterhin das Volk an die erste Stelle stellen“, schrieb McEnany. Auch sie war mit dem Team Trumps in Minnesota und hielt auch nach dem positiven Testergebnis von Hicks noch ein Pressebriefing vor zahlreichen Journalisten im Weißen Haus. Der Sender MSNBC kommt zudem auf mindestens 20 Menschen, die kürzlich mit Hicks unterwegs waren. Darunter sind auch Trumps Tochter Ivanka und Wahlkampfmanager Bill Stepien.

Aus dem Umfeld des Präsidenten positiv getestet wurde mittlerweile auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel, sie traf vor genau einer Woche zuletzt mit Trump zusammen, hielt sich aber seit dem Wochenende zu Hause im Bundesstaat Michigan und nicht in Washington auf, wie ein Sprecher am Freitag mitteilte. Sie habe sich nach der Infektion eines Familienmitglieds testen lassen, am Mittwochnachmittag habe sie die Information bekommen, dass auch ihr Testergebnis positiv sei.

Militärisches Signal vor Bekanntgabe

Wie das „Forbes“-Magazin (Onlineausgabe) berichtete, starteten wenige Minuten vor der Bekanntgabe des positiven Ergebnisses zwei Militärmaschinen des Typs Boeing E-6 Mercury von zwei Stützpunkten in den USA. Die Maschinen, die im Krisenfall als nukleare Gefechtsstützpunkte dienen können, würden in diesem Fall als Signal an andere Atommächte ausgesendet werden, um zu demonstrieren, dass die USA uneingeschränkt handlungsfähig seien.

Auch laut Melania Trump ist das Präsidentenpaar wohlauf. „Wie viel zu viele andere Amerikaner in diesem Jahr sind der Präsident der Vereinigten Staaten und ich in häuslicher Quarantäne, nachdem wir positiv auf Covid-19 getestet wurden. Es geht uns gut, und ich habe alle bevorstehenden Verpflichtungen abgesagt“, schrieb Melania Trump am Freitag auf Twitter. „Passt bitte auf euch auf, und wir werden alle gemeinsam da durchkommen“, schrieb sie weiter.

Meist ohne Maske

Trump trägt in der Öffentlichkeit meistens keine Maske. Das Weiße Haus begründete das damit, dass der Präsident und sein Umfeld regelmäßig auf das Coronavirus getestet würden. McEnany hatte das Tragen von Masken im Juni als „persönliche Entscheidung“ bezeichnet und darauf verwiesen, dass sie regelmäßig getestet werde.

Anfang Mai war bekanntgeworden, dass sich die Pressesprecherin von US-Vizepräsident Pence, Katie Miller, angesteckt hatte. Ende Juli wurde der Nationale Sicherheitsberater im Weißen Haus, Robert O’Brien, positiv getestet. Die Pandemie ist in den USA noch immer nicht unter Kontrolle. Mehr als 7,2 Millionen Infektionen sind seit Beginn der Pandemie nachgewiesen worden. Mehr als 207.000 Menschen starben.