Mitarbeiter des Weißen Hauses
Reuters/Leah Millis
Furcht vor CoV

Infektionen in Trumps Umfeld nehmen zu

Nachdem bei US-Präsident Donald Trump eine CoV-Infektion festgestellt worden ist, werden in Trumps Umfeld inzwischen immer mehr Infektionen bekannt. In den Tagen vor seinem positiven CoV-Test ist Trump viel gereist, er hielt sich in der Nähe Dutzender Menschen auf. Die Furcht ist groß.

In den Fokus gerät insbesondere eine Veranstaltung im Garten des Weißen Hauses vor einer Woche, als Trump die konservative Juristin Amy Coney Barrett als Kandidatin für den freien Posten am obersten Gericht der USA vorstellte. Dort versammelten sich auf engem Raum mehr als 100 Menschen, auf Fotos und Videos ist zu sehen, dass wenige Masken trugen oder Abstand hielten. Laut dem Fernsehsender CNN umarmten sich Teilnehmer oder schüttelten sich die Hände.

Bei mindestens sechs der Anwesenden fielen seitdem CoV-Tests positiv aus: Neben Trump und seiner Frau Melania sind das die frühere hochrangige Trump-Beraterin Kellyanne Conway – die nach eigenen Angaben am Freitagabend positiv getestet wurde und milde Symptome hat – sowie die Senatoren Mike Lee und Thom Tillis und der Präsident der katholischen Universität Notre Dame, John Jenkins. Die Nachbesetzung des Richterpostens soll trotzdem planmäßig laufen.

Donald Trump im Rose Garden vor Publikum
APA/AFP/Getty Images/Chip Somodevilla
Trump bei einer Veranstaltung im Rosengarten des Weißen Hauses am 26. September: Zahlreiche Zuhörer sitzen ohne Maske da

Auch ein dritter republikanischer Seantor, Ron Johnson, bestätigte mittlerweile, er sei CoV-positiv. Johnson begab sich in Quarantäne – nur kurz nach Ablauf einer Quarantäne, nachdem in seinem Umfeld jemand erkrankt war. Anders als Lee und Tillis ist Johnson nicht Mitglied im Justizausschuss.

Auch Wahlkampfchef und Parteivorsitzende positiv

Zudem wurde inzwischen bekannt, dass sich auch Trumps Wahlkampfchef Bill Stepien angesteckt hat. Das Wahlkampfteam bestätigte einen entsprechenden Bericht des Magazins „Politico“. Stepien habe leichte, grippeähnliche Symptome. Er behalte aus dem Home-Office weiter die Kontrolle über die Kampagne. Auch die republikanische Parteivorsitzende Ronna McDaniel hat sich angesteckt. Der positive Test von Trumps enger Beraterin Hope Hicks am Donnerstag hatte zahlreiche weitere Tests im Umfeld des Präsidenten nach sich gezogen.

In den vergangenen Tagen war Trump zusätzlich zu den regelmäßigen Treffen und Pressekonferenzen im Weißen Haus bei mehreren großen Versammlungen anwesend, darunter die erste Präsidentschaftsdebatte in Cleveland und Kundgebungen in Pennsylvania und Minnesota.

Wer entschied über das Treffen mit Spendern?

Für Aufsehen sorgte die Entscheidung, am Donnerstagnachmittag noch zu einem Treffen mit Spendern in New Jersey zu fahren, nachdem im Weißen Haus bereits der positive Test von Trumps Beraterin Hicks bekannt war. Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany sagte auf Anfrage von Journalisten nicht, wer das entschieden hatte. Laut Medienberichten war das Treffen in Trumps Golfclub in Bedminster nicht nur unter freiem Himmel, sondern es gab laut Teilnehmern auch ein Treffen im engeren Kreis mit besonders großzügigen Spendern.

Walter-Reed-Krankenhaus
AP/Jacquelyn Martin
Das Walter-Reed-Krankenhaus, in dem Trump behandelt wird

„Die sind ausgeflippt“

Laut CNBC hätten die Teilnehmer und Teilnehmerinnen umgehend nach Bekanntwerden der Infektion Trumps Mitarbeiter angerufen, weil sie wissen wollten, wie es nun weitergehe. „Die sind ausgeflippt“, wird eine Person zitiert, die nicht genannt werden wollte. Ungefähr 30 bis 50 Spender und Spenderinnen hätten sich dem US-Präsidenten am Donnerstagabend genähert, berichtete CNBC. Jedoch hätten die meisten Interaktionen mit Trump im Freien stattgefunden. Falls man jedoch Symptome habe, solle man einen Arzt konsultieren.

Trump nach positivem CoV-Test im Krankenhaus

US-Präsident Donald Trump wurde in ein Krankenhaus eingeliefert, nachdem er positiv auf das Coronavirus getestet wurde. Es soll sich dabei um eine reine Vorsichtsmaßnahme handeln.

Das republikanische Nationalkomitee sagte, dass jeder, der an der Veranstaltung in Bedminster teilgenommen hat, bereits auf das Coronavirus getestet worden sei und zu jeder Zeit mindestens zwei Meter vom Präsidenten entfernt war. Trumps Wahlkampfmanager Stepien schickte Berichten zufolge eine Mitteilung an das Wahlkampfpersonal, in der es heißt: „Jeder Wahlkampfmitarbeiter, der mit jemandem in Kontakt gekommen ist, der positiv getestet wurde, sollte sofort mit der Selbstquarantäne beginnen.“ Er stellte auch fest, dass das Wahlkampfbüro weiterhin geöffnet bleibt.

US-Präsident Donald Trump besteigt eine Hubschrauber
AP/Alex Brandon
Trump ging über den Rasen des Weißen Hauses zum Helikopter

Remdesivir und kein zusätzlicher Sauerstoff

Der mitten im US-Wahlkampf ins Spital eingelieferte Trump und seine behandelnden Ärzte versuchen, zu beruhigen und die Situation so normal wie möglich darzustellen. So sagte der US-Präsident in einer sehr kurzen Videobotschaft, dass es ihm gut gehe. Doch die Behandlung ist bei Experten nicht unumstritten.

Trump benötige bei seiner Behandlung im Krankenhaus keinen zusätzlichen Sauerstoff, teilte ein Arzt im Weißen Haus mit. Trump habe begonnen, das Covid-19-Medikament Remdesivir des US-Unternehmens Gilead Sciences einzunehmen. Ärzte sehen Remdesivir, das ursprünglich zur Behandlung von Ebola entwickelt wurde, nicht als Allheilmittel bei einer Covid-19-Erkrankung, oft aber als hilfreich.

Nach Angaben des Herstellers kann die Arznei das Sterberisiko bei einem schweren Verlauf von Covid-19 deutlich vermindern. Die EU-Arzneimittelbehörde (EMA) prüft derzeit allerdings nach eigenen Angaben Berichte über mögliche Nierenschäden durch die Einnahme von Remdesivir.

Der Hubschrauber, der US- Präsident Donald Trump ins Walter Reed National Military Medical Center bringen soll, vor dem Weißen Haus
AP/J. Scott Applewhite
Der Hubschrauber, der Trump ins Krankenhaus flog, hob am Freitagabend ab

Antikörper-Cocktail als „Vorsichtsmaßnahme“

Trump hatte am Freitag kurz nach Mitternacht bekanntgegeben, dass er sich mit dem Coronavirus angesteckt habe. Die Verlegung ins Krankenhaus nannte das Weiße Haus eine Vorsichtsmaßnahme. Trumps Leibarzt Sean Conley schrieb, er habe das in Rücksprache mit Spezialisten des Walter-Reed-Krankenhauses und der Johns-Hopkins-Universität empfohlen. Trump gehört mit seinen 74 Jahren zur Risikogruppe.

Conley hatte zuvor mitgeteilt, vor seiner Verlegung ins Krankenhaus sei der US-Präsident mit einem experimentellen Antikörper-Cocktail behandelt worden. Als „Vorsichtsmaßnahme“ habe er eine Dosis synthetischer Antikörper des US-Pharmakonzerns Regeneron erhalten.

US-Präsident Trump im Krankenhaus

US-Präsident Donald Trump wurde nach seinem positiven CoV-Test ins Krankenhaus verlegt. In einer Videobotschaft meinte Trump, er denke, dass es ihm sehr gut gehe.

Mittel nicht zugelassen

Die Behandlung mit dem Antikörper-Cocktail wird derzeit in klinischen Studien untersucht, zugelassen ist das Mittel nicht. Regeneron-Chef Leonard Schleifer sagte der „New York Times“, sein Unternehmen sei der Bitte des Weißen Hauses nach dem Mittel „gerne nachgekommen“. Trump sei nicht der erste Patient, der das Mittel auf Grundlage einer Ausnahme bekommen habe.

Vor wenigen Tagen hatte das US-Unternehmen erklärt, erste Tests hätten gezeigt, dass sein intravenös verabreichter Antikörper-Cocktail die Virenlast bei nicht im Krankenhaus behandelten CoV-Patienten senken und die Genesungszeit verkürzen könne. Weitere Studien laufen noch.

Experte: Schlechte Medizin und schlechte Ethik

Experten kritisierten die Entscheidung, Trump mit einem nicht zugelassenen Medikament zu behandeln, das sich noch in der Erprobungsphase befindet. „Wir sollten dem Präsidenten dieses Medikament nicht verabreichen, bevor seine Wirksamkeit bewiesen ist“, schrieb der Notfallmediziner Jeremy Faust vom Brigham –Women’s-Krankenhaus in Boston am Freitag auf Twitter.

„Es ist schlechte Wissenschaft, schlechte Medizin und schlechte Ethik, mächtigen Leuten unerprobte Dinge zu geben, die man normalen Leuten nicht gibt“, kritisierte Medizindozent Vinay Prasad von der Universität von Kalifornien in San Francisco.

18-Sekunden-Video veröffentlicht

Das Weiße Haus ist bemüht, die Situation so normal wie möglich darzustellen. Kurz vor Trumps Abflug ins Krankenhaus wurde auf Twitter ein 18 Sekunden langes Video veröffentlicht. „Ich denke, es geht mir sehr gut“, sagte Trump. Er gehe aber zur Sicherheit ins Krankenhaus. Der First Lady Melania gehe es „sehr gut“. Trump bedankte sich für die Unterstützung, die ihm zuteil geworden sei. „Das werde ich nie vergessen.“ Der US-Präsident ging aus eigener Kraft vom Weißen Haus zum Helikopter und trug dabei eine Maske.

Das Weiße Haus hatte zuvor mitgeteilt, Trump werde aus den Büroräumen des Präsidenten in dem Krankenhaus arbeiten. Es handle sich um eine reine Vorsichtsmaßnahme auf Empfehlung der Ärzte. Der Präsident weise Ermüdungserscheinungen auf, sei aber „frohen Mutes“. Nähere Angaben machte Trumps Arzt Conley nicht zu Trumps Symptomen.

Sprecherin: Trump hat den „ganzen Tag gearbeitet“

Trump sei von einem Expertenteam untersucht worden, mit denen auch das weitere Prozedere abgestimmt werde, erklärte Conley. „Trump ist nach wie vor gut gelaunt, hat leichte Symptome und hat den ganzen Tag über gearbeitet“, sagte Pressesprecherin Kayleigh McEnany. „Aus reichlich Vorsicht und auf Empfehlung seines Arztes und medizinischer Experten wird der Präsident in den nächsten Tagen vom Präsidialbüro in Walter Reed aus arbeiten.“

Auch der Stabschef des Weißen Hauses, Mark Meadows, sagte, dass Trump „guter Dinge“ sei. Trotz der Einlieferung in das Militärkrankenhaus übertrug der Präsident die Regierungsvollmacht nicht an seinen Vizepräsidenten Mike Pence.