Caroline Peters bei der Nestroy Verleihung
ORF
TV-Show statt Gala

Nestroy für Peters und Pätzold

Das Coronavirus hat die vorige Theatersaison abrupt enden lassen und die gesamte Szene in – vielfach existenzielle – Nöte gebracht. An Kampfesgeist mangelt es den heimischen Theaterschaffenden aber nicht, wie die Saisonstarts der Häuser belegen. Am Sonntagabend wurde im Rahmen der Nestroy-Preisverleihung Rückschau gehalten – ohne Gala, doch nicht ohne Show.

Die Übergabe der Trophäen bzw. Information der Gewinnerinnen und Gewinner fand schon vorab, teils per Skype-Schaltung, statt. Stefanie Reinsperger, Philipp Hochmair und Peter Fässlacher präsentierten die voraufgezeichnete TV-Show aus dem Wiener Wurstelprater.

Der Nestroy für die beste Schauspielerin ging an Caroline Peters, die die Trophäe (nach insgesamt sechs Nominierungen) für ihre Rolle in Elfriede Jelineks „Schwarzwasser“ am Akademietheater nun schon zum zweiten Mal entgegennehmen durfte. Das männliche Pendant – bester Schauspieler – ist hingegen Nestroy-Novize: Franz Pätzold, ebenfalls am Burgtheater engagiert, wurde für seinen Part in „Die Bakchen“ ausgezeichnet.

Bester Schauspieler: Franz Pätzold

Franz Pätzold wurde für seine Rolle als Dionysos in „Die Bakchen“ am Burgtheater ausgezeichnet

Regienachwuchs mit zwei Preisen

Alexander Absenger konnte sich als Gouvernante im „Kirschgarten“ im Theater in der Josefstadt den Preis für die beste Nebenrolle erspielen. Regisseurin Berenice Hebenstreit („Urfaust/FaustIn and out“ im Volkstheater) und Regisseur Mathias Spaan („Die Nibelungen“ nach Friedrich Hebbel, Landestheater Niederösterreich) wurden in der Kategorie „Bester Nachwuchs der vergangenen Saison“ ausgezeichnet. Der ORF-III-Publikumspreis, für den online für zehn Nominierte abgestimmt werden konnte, verbuchte der Kabarettist und Theatermacher Michael Niavarani für sich.

ORF-III-Publikumspreis: Michael Niavarani

Michael Niavarani wurde auf der Bühne mit seiner Auszeichnung überrascht.

Florentina Holzinger für die beste Regie ausgezeichnet

Der Regiepreis ging an die Choreografin und Performance-Künstlerin Florentina Holzinger für ihre Produktion „TANZ. Eine sylphidische Träumerei in Stunts“ im Tanzquartier Wien. Die laut Jury beste Bundesländeraufführung kam vergangene Saison aus dem Landestheater Niederösterreich: William Shakespeares „Hamlet“ in der Inszenierung von Rikki Henry; den Preis für die beste Off-Produktion bekam das Wiener Werk X für „Dunkel lockende Welt“ von Händl Klaus, inszeniert von Nurkan Erpulat.

Beste Regie: Florentina Holzinger

Die junge Choreografin Florentina Holzinger wurde als beste Regisseurin ausgezeichnet.

Alexander Griesches Inszenierung „Der Mensch erscheint im Holozän“ am Schauspielhaus Zürich wurde zur besten Aufführung im deutschsprachigen Raum gekürt. Die beste Ausstattung einer Produktion gelang Ene-Liis Semper und Tiit Ojasoo mit Bühne, Kostüm und Video für „Meister und Margarita“ von Michail Bulgakow im Akademietheater.

Vorab bekanntgegeben wurden bereits zwei Preisträger: Der Schweizer Theatermacher Christoph Marthaler erhielt den Lebenswerk-Nestroy 2020, Elfriede Jelinek für ihr „Schwarzwasser“ den Autorenpreis.

Bestes Stück – Autorenpreis: Elfriede Jelinek

Elfriede Jelinek wurde für ihr Stück „Schwarzwasser“ mit dem Autorenpreis ausgezeichnet.

CoV-Preise für Zoom-Produktion, Rabl-Stadler, Föttinger

Gleich zwei Preise wurden heuer quasi als Pandemie-Specials verliehen. Zum einen wurde der übliche Sonderpreis in einen „Corona-Spezialpreis“ umgewandelt, ausgezeichnet wurde damit „Der Kreisky-Test“ (Inszenierung: Herr Finnland), eine Produktion in Form einer Zoom-Konferenz vom Ensemble Nesterval in Koproduktion mit dem brut Wien.

Der neu ins Leben gerufene Sonderpreis der Zeitschrift „Bühne“ ging an Helga Rabl-Stadler, Präsidentin der Salzburger Festspiele, und Herbert Föttinger, Direktor des Theaters in der Josefstadt – „stellvertretend für all jene, die sich dafür einsetzen, dass in Theatern in Zeiten der Gesundheitskrise herausragendes österreichisches Bühnenschaffen weiterhin stattfindet“, wie es in der Aussendung des Bühnenvereins heißt.

Sonderpreis der Zeitschrift „Bühne“

Helga Rabl-Stadler und Herbert Föttinger wurden mit dem neuen „Bühne“-Sonderpreis ausgezeichnet.

Musikalischer Rahmen für Verleihung

Buch und Konzept der Show stammten von Florian Stanek, für die TV-Regie zeichnet Heidelinde Haschek verantwortlich. Für musikalische Einlagen sorgten Musicaldarstellerin Ana Milva Gomes, die aktuell in der Rolle der Grizabella in „Cats“ am Wiener Ronacher zu erleben ist, Schauspieler Florian Teichtmeister, die Sänger und Sängerinnen Denise Jastraunig, Anna Carina Buchegger, Anneke Brunekreeft, Florian Fetterle, Gerben Grimmius und Lucius Wolter vom „Cats“-Ensemble sowie das Orchester der Vereinigten Bühnen Wien unter der musikalischen Leitung von Herbert Pichler.