Studie: Heimische Energiewende als Jobmotor

In den kommenden Jahren und Jahrzehnten muss Österreich seinen CO2-Ausstoß drastisch reduzieren. Dazu soll, so sieht es auch das aktuelle Regierungsprogramm vor, die Produktion erneuerbarer Energie stark ausgebaut werden. Die Folgen dieser Investitionen gehen dabei freilich über die reine CO2-Einsparung hinaus.

Der Ausbau erneuerbarer Energien dürfte auch für zahlreiche neue Arbeitsplätze und eine merkliche Erhöhung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) sorgen. Zu dem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Energieinstituts an der Johannes Kepler Universität Linz, die gestern bei einem Pressegespräch im Klimaschutzministerium präsentiert wurde.

Netto über 100.000 neue Arbeitsplätze

Bei jährlichen Investitionen von 4,5 Mrd. Euro würde sich laut der Studie das BIP pro Jahr durchschnittlich um 9,8 Mrd. Euro erhöhen. Das ist zum einen der Errichtung neuer und dem Ausbau bestehender Anlagen sowie deren Betrieb geschuldet. Zum anderen geht mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien auch ein Rückgang der Energieimporte einher – was zugleich weniger Wertschöpfungsflüsse ins Ausland bedeutet.

Jedes Jahr könnten laut dem Papier überdies durchschnittlich 100.000 Arbeitsplätze geschaffen und gesichert werden. Wenngleich Robert Tichler vom Energieinstitut darauf hinwies, dass sich die Beschäftigungszahlen nicht Jahr für Jahr zusammenzählen ließen. Bis 2030 rechnet Tichler, einer der Autoren der Studie, aber mit einem Nettozuwachs bei den Arbeitsplätzen von über 100.000. Hierbei sei bereits eingerechnet, dass durch Strukturwandel auch Arbeitsplätze verloren gingen, so der Ökonom.

Zugleich würde auch der reduzierte CO2-Ausstoß dabei helfen, Kosten zu senken. Die Studie geht davon aus, dass durch den Ausbau der Erneuerbaren bis 2030 mehr als 13 Mio. Tonnen an CO2-Emissionen vermieden werden könnten. Das wäre fast die Hälfte der bis 2030 notwendigen Einsparungen. Und selbst mit einer konservativen Schadenskostenrechnung von 50 Euro pro Tonne CO2 würden sich die Einsparungen auf rund 650 Mio. Euro belaufen, so Tichler.

Daten direkt bei Energieverbänden erfragt

In der Studie gingen die Autoren von einem Ausbau der erneuerbaren Energieproduktion um 42 Terawattstunden (TWh) aus. Das entspricht etwas mehr als einem Drittel der gesamten derzeitigen heimischen Energieproduktion. 27 TWh entfallen dabei auf den Ausbau der erneuerbaren Stromproduktion, wie er im aktuellen heimischen Regierungsprogramm vorgesehen ist. 15 TWh kommen noch für die Sektoren Wärme, Mobilität und Industrie hinzu.

Die zugrunde liegenden Daten erfragten die Wissenschaftler über den Dachverband Erneuerbare Energie direkt bei den Verbänden der erneuerbaren Technologien. Erhoben wurden die Ausbaupläne der zehn relevanten Technologien bis 2030 und welche Investitionen dafür nötig wären. Diese Daten speisten die Studienautoren dann in ein am Energieinstitut entwickeltes volkswirtschaftliches Simulationsmodell ein.

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) sah sich durch die Studie in ihrem Anliegen unterstützt, die „Menschen in der Energiewende“ sichtbar zu machen. Dabei gehe es nicht nur um Konsumentinnen und Konsumenten und private Haushalte, die selbst Energie produzieren, sondern eben auch um „Jobs in der Energiewende“, so die Ministerin.