Gretchen Whitmer
Rebecca Cook
USA

Putsch in Michigan vereitelt

Mehrere Verdächtige sollen im US-Bundesstaat Michigan ein Komplott gegen die Regierung sowie die Entführung von der demokratischen Gouverneurin Gretchen Whitmer geplant haben. Die Behörden gaben am Donnerstag insgesamt 13 Festnahmen bekannt.

Gegen sechs Männer wurden auf Bundesebene Strafanzeigen gestellt, gegen sieben weitere auf Ebene des Bundesstaates. Die Bundespolizei FBI wirft den sechs Männern vor, mindestens seit dem Sommer über die Entführung der demokratischen Gouverneurin vor der US-Wahl am 3. November diskutiert zu haben, wie aus einem veröffentlichten Gerichtsdokument hervorgeht. Dafür sei das Ferienhaus der Gouverneurin observiert worden.

Mit Hilfe von Informanten, verdeckten Ermittlern und geheimen Aufnahmen von Gesprächen seien diese aufgedeckt worden, sagte Staatsanwalt Andrew Birge. Er bezeichnete die Verdächtigen als „gewalttätige Extremisten“. Im Falle einer Verurteilung drohten ihnen lebenslange Haftstrafen. Die Festnahmen seien am Mittwochabend erfolgt. Whitmer gilt als scharfe Kritikerin von US-Präsident Donald Trump.

Trump empört über Kritik Whitmers

Bei einer Pressekonferenz sagte Whitmer, dass sie zu ihrem Amtsantritt vor 22 Monaten gewusst habe, dass ihre Aufgabe schwierig werden könnte: „Aber um ehrlich zu sein: Etwas Derartiges hätte ich mir niemals vorstellen können.“ Dabei kritisierte sie auch Trump scharf. Der Präsident legitimiere die Taten von „Terroristen im Inneren“, indem er es ablehne, sich von weißen Rassisten klar und deutlich abzugrenzen.

Trump zeigte nach der Vereitelung der Pläne durch das FBI keinerlei Sympathien für Whitmer. „Statt danke zu sagen (für die erfolgreiche Arbeit des FBI, Anm.), behandelt sie mich wie einen weißen Rassisten“, reagierte er. Tatsächlich toleriere er „keinerlei extremistische Gewalt“ und setze sich für den Schutz aller US-Bürger ein.

Debatten über „gewaltsamen Sturz“

Anfang des Jahres sei das FBI in Sozialen Netzwerken darauf aufmerksam geworden, dass eine Gruppe von Leuten den „gewaltsamen Sturz bestimmter Regierungs- und Strafverfolgungskomponenten“ diskutiert habe; zu der Gruppe gehörten auch zwei der nun Festgenommenen, so Staatsanwalt Birge. Um Unterstützung für ihre Anstrengungen zu bekommen, habe einer der Verdächtigen eine in Michigan ansässige Miliz angesprochen.

In einem Telefonat Mitte Juni soll einer der Verdächtigen gesagt haben, er benötige 200 Mann, um das Kapitol in der Hauptstadt Lansing zu stürmen und Geiseln zu nehmen, darunter die Gouverneurin, die wegen „Verrats“ vor Gericht gestellt werden solle. Derselbe Verdächtige soll bei einer Beobachtungsaktion des Ferienhauses der Gouverneurin im September gesagt haben: „Sie liebt verdammt noch mal die Macht, die sie gerade hat.“ Whitmer habe „unkontrollierte Macht“.

Proteste in Michigan
Reuters/Seth Herald
Demo gegen Whitmer und Coronavirus-Auflagen

Sollen Verbindungen zu militanter Miliz haben

Die sieben Männer, gegen die Strafanzeige auf Ebene des Bundesstaats gestellt wurde, sollen Justizministerin Nessel zufolge Verbindungen zu der Miliz Wolverine Watchmen haben. Ihnen wird der Versuch vorgeworfen, Adressen von Polizeibeamten herauszufinden, um sie anzugreifen und einen Bürgerkrieg anzuzetteln.

Zudem seien sie in Planungen und Training für den Angriff auf das Kapitol in Lansing involviert gewesen, erklärte Nessel. Die Pläne hätten das Leben von Polizisten, Regierungsbeamten und der breiten Öffentlichkeit gefährdet.

Christophe Kohl (ORF) zur geplanten Entführung

ORF-Korrespondent Christophe Kohl berichtete aus den USA über die geplante Entführung der Gouverneurin von Michigan.

Wochenlange Demos gegen Whitmer

Whitmer gehört zu den aufstrebenden Figuren in der demokratischen Partei. In der Coronavirus-Krise hatte sie strikte Ausgangsbeschränkungen verhängt, die ihr viel Lob – aber von US-Präsident Donald Trump auch harsche Kritik einbrachten. Mehrere Wochen hintereinander zogen Demonstranten vor das Kapitol und warfen Whitmer „Tyrannei“ vor. Während einer Protestaktion am 1. Mai drangen bewaffnete Demonstranten in das Gebäude ein. Die Ermittler stellten zwischen den Bemühungen der Festgenommenen und diesem Vorfall aber keine Verbindung her.

Michigan mit seinen etwa zehn Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern gilt als einer der Schlüsselstaaten bei der Präsidentschaftswahl.