Mitarbeiter des WFP
Reuters/Mohamed Al-Sayaghi
Kampf gegen Hunger

Friedensnobelpreis an WFP

Der Friedensnobelpreis 2020 geht an das UNO-Welternährungsprogramm (WFP). Das teilte das Nobelkomitee am Freitag im norwegischen Oslo mit. Die UNO-Organisation werde für ihre Bemühungen, Hunger und Nahrungsmittelunsicherheit zu bekämpfen, ausgezeichnet, sagte die Komiteevorsitzende Berit Reiss-Andersen.

Das WFP mit Sitz in Rom sei eine „moderne Version der Friedenskongresse“. Die Organisation spiele eine Schlüsselrolle bei der multilateralen Kooperation auch bei der Verbesserung der Bedingungen für Frieden. Denn die Verbindung von bewaffneten Konflikten und Hunger sei ein Teufelskreis. Im vergangenen Jahr seien 135 Millionen Menschen von Hunger betroffen gewesen. Die Coronavirus-Pandemie habe zusätzlich zu einem Anstieg von Hunger beigetragen. Besonders betroffen seien Länder wie der Jemen, Südsudan, Burkina Faso, Nigeria und die Demokratische Republik Kongo, so das Komitee.

Umso wichtiger sei es, dass Regierungen dem WFP und anderen Hilfsorganisationen ausreichend finanzielle Unterstützung zur Verfügung stellen, um Lebensmittel verfügbar zu machen, forderte Reiss-Andersen. Hunger zu verhindern trage dazu bei, Stabilität und Frieden in der Welt zu schaffen. Deshalb wolle das Nobelkomitee die weltweite Aufmerksamkeit auf die Millionen von Hunger bedrohten Menschen lenken.

Mitarbeiter des WFP in Cucuta
Reuters/Marco Bello
Freiwillige bei der Lebensmittelausgabe in Kolumbien

„Stolzer Moment“

Das sei ein „stolzer Moment“, so WFP-Vetreter Tomson Phiri. Der Preis sei eine Anerkennung sowohl für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen als auch die vielen freiwilligen Helfenden in aller Welt: „Wir haben auch in diesem Jahr geliefert und mehr als unsere Pflicht erfüllt.“ Trotz der weltweiten Reisebeschränkungen habe das WFP Hungrige versorgt.

Friedensnobelpreis an UNO-Welternährungsprogramm

Der Friedensnobelpreis 2020 geht an das UNO-Welternährungsprogramm (WFP), teilte das Nobelkomitee am Freitag im norwegischen Oslo mit. Die UNO-Organisation werde für ihre Bemühungen, Hunger und Nahrungsmittelunsicherheit zu bekämpfen, ausgezeichnet, sagte die Komiteevorsitzende Berit Reiss-Andersen.

Phiri: „Wir waren zu einem bestimmten Zeitpunkt die größte Fluggesellschaft der Welt.“ Das UNO-Ernährungsprogramm habe Flugzeuge gechartert, nachdem kommerzielle Flüge, die sonst viel Material für die Organisation befördern, nicht mehr geflogen waren. Die Organisation gibt an, dass sie im Jahr über 97 Millionen Menschen in 88 Ländern hilft. Zwei Drittel der Hilfsprogramme würden in Ländern umgesetzt, die von Konflikten betroffen sind. Dort sei auch die Wahrscheinlichkeit der Unterernährung dreimal höher als in sicheren Ländern.

Sprachlos zeigte sich WFP-Chef David Beasley: „Ich glaube, das ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich ohne Worte bin. Ich war so schockiert und überrascht.“ Die Organisation erklärte, dass die Auszeichnung eine „starke Erinnerung“ daran sei, dass Frieden und der Kampf gegen Hunger „Hand in Hand gehen“.

Van der Bellen gratulierte „von Herzen“

Als „würdigen Gewinner“ bezeichnete der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell die Wahl für den diesjährigen Friedensnobelpreisträger. „Mehr als nur Lebensmittel bringen sie Hoffnung und Leben für Menschen in extremem Leid und Armut.“ Die EU sei „stolz“ darauf, ein führender Beitragszahler zur weltweiten Kooperation des WFP zu sein.

Die deutsche Regierung gratulierte der UNO-Organisation zur Auszeichnung, die die „überaus verdienstvolle Arbeit der Welternährungsorganisation gerade in schwierigen Zeiten“ der Coronavirus-Pandemie hervorhebe. Bundespräsident Alexander Van der Bellen gratulierte „von Herzen“. Mit seinem Ziel, den Hunger in der Welt zu bekämpfen, rette das Welternährungsprogramm täglich Leben „in einer Welt, in der eine von neun Personen an Hunger leidet“, twitterte Van der Bellen.

„Beschämender“ Beitrag Österreichs

ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg bezeichnete das Welternährungsprogramm als „würdigen Träger des Friedensnobelpreises“. Es leiste auch einen wesentlichen Beitrag zur Friedenssicherung. Die SPÖ-Sprecherin für globale Entwicklung, Petra Bayr, lobte die „wahrlich wichtige Arbeit“ des WFP, kritisierte aber zugleich den geringen Beitrag Österreichs zum Welternährungsprogramm als „beschämend“.

Österreich zahlte 2019 4,8 Mio. Dollar (rund vier Mio. Euro), heuer bisher 2,3 Mio. Dollar. Zum Vergleich: Schweden überwies in den vergangenen Jahren im Schnitt 140 bis 150 Mio. Dollar, die Schweiz 80 Mio. Dollar. Noch geringer war Österreichs Beitrag während der ÖVP-FPÖ-Regierung. 2017 lag der österreichische Anteil am WFP-Budget bei 530.000 US-Dollar und damit sogar unter dem Beitrag von Ländern wie Nepal und Äthiopien, die selbst Empfängerländer des Ernährungsprogrammes sind. Spitzenreiter unter den Geldgebern in den vergangenen Jahren waren die USA, Deutschland, die EU und Großbritannien.

Thunberg wieder im Favoritenkreis

Über 300 Kandidaten waren heuer für den Preis vorgeschlagen worden, darunter 211 Persönlichkeiten und 107 Organisationen. Das entspricht der vierthöchsten Zahl an Nominierungen. Der bisherige Rekord von 376 Vorschlägen aus dem Jahr 2016 wurde heuer nicht übertroffen. Aus Tradition werden die Namen der Kandidaten 50 Jahre lang unter Verschluss gehalten.

In manchen Fällen geben aber Personen, die jemanden für den Preis nominiert haben, diese bereits vorab bekannt. Das dürfen Politiker, Akademiker und ehemalige Friedensnobelpreisträger. Für den Preis im vergangenen Jahr etwa hatten zwei schwedische Abgeordnete bekanntgegeben, dass sie die Klimaaktivistin Greta Thunberg und die Klimabewegung „Fridays for Future“ aufgestellt haben. Diversen Wettanbietern zufolge zählte Thunberg gemeinsam mit der neuseeländischen Premierministerin Jacinda Ardern und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) auch heuer wieder zum Favoritenkreis.

Thunberg selbst sagte noch Freitagfrüh, dass ein Friedensnobelpreis an eine Klimaorganisation heuer „ziemlich unwahrscheinlich“ sei. Auf die Frage, wem sie den Preis geben würde, sagte sie: „Oh, da gibt es ziemlich viele. Deshalb ist das unmöglich zu sagen.“

Abgeordneter nominierte Trump für 2021

Abgeordnete der Linksfraktion im deutschen Bundestag hatten 2019 WikiLeaks-Gründer Julian Assange sowie die Whistleblower Edward Snowden und Chelsea Manning vorgeschlagen. Ebenfalls im vergangenen Jahr, aber bereits für den Preis 2021 schlug ein norwegischer Abgeordneter US-Präsident Donald Trump für den Preis vor – aufgrund dessen Engagements für das Abkommen zwischen den Vereinigten Arabischen Emiraten und Israel. Beobachter räumen Trump aber keine Chancen ein.

Die Auszeichnung gilt als der renommierteste politische Preis der Welt und ist mit inzwischen zehn Millionen schwedischen Kronen (rund 950.000 Euro) dotiert. Im vergangenen Jahr erhielt sie der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed. Dieser war vor allem für seine Initiative zur Lösung des Grenzkonflikts mit dem Nachbarland Eritrea geehrt worden.