Anthony Fauci
Reuters/Alex Edelman
US-Chefepidemiologe

„Superspreader-Event“ im Weißen Haus

Vor etwas über einer Woche ist die Infektion von US-Präsident Donald Trump mit dem Coronavirus bekanntgeworden. In den Tagen danach mehrten sich die bestätigten CoV-Fälle im Umfeld des Präsidenten. Am Freitag sprach nun auch der von der US-Regierung beauftragte Chefepidemiologe Anthony Fauci von einem „Superspreader-Event“ im Weißen Haus. Trump plant unterdessen bereits die nächsten Wahlkampfauftritte.

Es sei klar, dass es im Weißen Haus ein „Superspreader-Event“ gegeben habe, sagt Fauci im CBS News Radio. „Die Daten sprechen für sich selbst – wir hatten im Weißen Haus eine Veranstaltung mit Superspreadern, und zwar in einer Situation, in der die Menschen zusammengedrängt waren und keine Masken trugen“, so Fauci. Der Mediziner machte die Bemerkung, nachdem er in dem Interview gefragt worden war, welche Schlüsse der jüngste Coronavirus-Ausbruch im Weißen Haus über die Bedeutung des Maskentragens zulasse.

Am 26. September hatte Trump im Rosengarten des Weißen Hauses die Höchstrichterkandidatin Amy Coney Barrett präsentiert. Die Veranstaltung war bereits kurz nach dem Bekanntwerden von Trumps CoV-Infektion in den Fokus gerückt. Gleich bei mehreren Anwesenden fiel in den folgenden Tag ein CoV-Test positiv aus. Bei der Veranstaltung selbst saßen die Gäste eng beieinander, viele trugen keine Masken.

Vom Rosengarten aus in höchste Politkreise

Von den mehr als 200 Personen, die an der Zeremonie für Barretts Nominierung teilnahmen, wurden fast ein Dutzend positiv getestet, darunter neben Trump und seiner Frau Melania die ehemalige Beraterin des Weißen Hauses, Kellyanne Conway, der ehemalige Gouverneur von New Jersey, Chris Christie, sowie die Senatoren Mike Lee und Thom Tillis. Das Weiße Haus sah bisher davon ab, zu einer möglichen Verbindung mit der Veranstaltung Stellung zu nehmen. Eigentlich sind große Versammlungen in Washington aufgrund der Coronavirus-Pandemie noch verboten. Bundeseigentum wie das Weiße Haus ist von den Verboten allerdings ausgenommen.

Präsident Donald Trump und Amy Coney Barrett
AP/Alex Brandon
Die Zeremonie Ende September im Rosengarten des Weißen Hauses wird als Ursprung des Clusters im Weißen Haus vermutet

Insgesamt umfasst der Cluster rund um das Weiße Haus bereits mehr als 20 Personen. So lieferten auch Trumps Beraterin Hope Hicks und die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Kayleigh McEnany, positive Tests ab. Und laut Expertinnen und Experten könnte das nur die Spitze des Eisberges sein. „Ich glaube nicht, dass wir das Ausmaß dieses Ausbruchs bereits kennen“, sagte etwa Danielle Ompad, eine außerordentliche Professorin für Epidemiologie an der School of Global Public Health der New York University gegenüber USA Today.

Rede am Samstag geplant

Am Samstag plant Trump indes bereits wieder eine Veranstaltung im Weißen Haus. Ein Regierungsvertreter bestätigte am Freitag Medienberichte, wonach der US-Präsident bei einer Rede vor seinem Amtssitz über das Thema „Recht und Ordnung“ sprechen wird. Am Montagabend soll Trump dann am internationalen Flughafen von Orlando im Bundesstaat Florida vor Anhängern auftreten. Trump hatte noch Donnerstagabend erklärt, er wolle zu Beginn des Wochenendes nach Florida reisen und am Sonntag nach Pennsylvania, zwei Bundesstaaten, die Umfragen zufolge für den Ausgang der Wahl entscheidend sein dürften.

Präsident Trump
Reuters/Erin Scott
Am Montag kehrte Trump aus dem Krankenhaus ins Weiße Haus zurück

Der US-Präsident war infolge einer Coronavirus-Infektion an Covid-19 erkrankt und wurde drei Tage in einem Militärkrankenhaus behandelt. Er kehrte am Montag ins Weiße Haus zurück. Am Donnerstag sagte er in einem Interview, er fühle sich wieder „perfekt“ und könne es kaum erwarten, wieder voll in den Wahlkampf einzusteigen.

Trumps Leibarzt Sean Conley erklärt am Donnerstag, er erwarte „die sichere Rückkehr des Präsidenten zu öffentlichen Verpflichtungen“ für Samstag. Die Covid-19-Therapie habe „extrem gut“ angeschlagen, Trumps Werte seien „stabil“. Experten haben allerdings Zweifel angemeldet, ob der mit starken Medikamenten behandelte Präsident so schnell wieder in den politischen Alltag zurückkehren sollte – auch wegen eines möglichen Ansteckungsrisikos für andere.