Opposition in Weißrussland ruft zu „Marsch des Stolzes“

Die Opposition in Weißrussland hofft heute bei neuen Protesten gegen Machthaber Alexander Lukaschenko auf hunderttausend Demonstranten. Bei einem „Marsch des Stolzes“ sollen die Menschen im ganzen Land ab 13.00 Uhr MESZ lautstark ihr Recht auf Neuwahlen einfordern, heißt es in einem Aufruf der Demokratiebewegung.

Damit sollten die Weißrussen dem Machtapparat zeigen, dass sie auch zwei Monate nach der umstrittenen Präsidentenwahl keine Furcht hätten. „Wir werden zeigen, dass wir unermüdlich nach Freiheit, Fortschritt und Veränderung streben.“

Proteste bereits über Wochen

Es ist bereits das neunte Wochenende in Folge, an dem die Menschen in der Ex-Sowjetrepublik auf die Straße gehen. Die Proteste an Sonntagen haben traditionell den größten Zulauf. Lukaschenko drohte bereits mit einem harten Vorgehen.

Die Demonstranten fordern seinen Rücktritt, die Freilassung aller politischen Gefangenen sowie faire und freie Neuwahlen. Der 66 Jahre alte Präsident reklamiert den Sieg bei der Wahl für sich. Die Opposition sieht ihre Kandidatin Swetlana Tichanowskaja, die inzwischen im Exil ist, als wahre Siegerin.

Lukaschenko traf Oppositionelle im Gefängnis

Erst heute traf sich Lukaschenko mit mehreren inhaftierten Oppositionellen und Mitgliedern des Koordinationsrats. Das Gespräch im Untersuchungsgefängnis des Geheimdienstes KGB habe viereinhalb Stunden gedauert, meldete der dem weißrussischem Staatsfernsehen nahestehende Telegram-Kanal „Pul Perwogo“ heute.

Prominentester oppositioneller Teilnehmer war der Bankmanager und Politiker Viktor Babariko. Der 56-Jährige wollte bei der Präsidentschaftswahl gegen Lukaschenko antreten, landete jedoch im Gefängnis, bevor der Wahlkampf richtig losgehen konnte.