US-Präsident Donald Trump
Reuters/Tom Brenner
Leibarzt Conley

Trump stellt „kein Übertragungsrisiko“ dar

Nach seiner Covid-19-Erkrankung ist US-Präsident Donald Trump seinem Leibarzt zufolge nicht mehr ansteckend. Der jüngste Coronavirus-Test habe nach „gegenwärtig anerkannten Standards“ gezeigt, dass der Präsident „kein Übertragungsrisiko für andere mehr darstellt“, erklärte Mediziner Sean Conley am Samstagabend (Ortszeit) in einem vom Weißen Haus verbreiteten Schreiben.

Er berief sich dabei auf Trumps jüngsten Test vom Samstagfrüh. Trump, der sich am 3. November um eine zweite Amtszeit bewirbt, hat schon ab Montag wieder große Wahlkampfauftritte geplant. Trump könne nun, rund zehn Tage nach dem Auftreten erster Symptome, gemäß den Kriterien der Gesundheitsbehörde CDC seine freiwillige Quarantäne beenden, erklärte der Arzt. Die Tests im Verlauf seiner Erkrankung hätten eine stets abnehmende Viruskonzentration gezeigt, schrieb Conley weiter. Er werde Trump, der wieder zu „seinem aktiven Terminplan“ zurückkehre, weiter beobachten.

Trump habe seit „weit mehr als 24 Stunden“ kein Fieber mehr, „alle Symptome“ hätten sich „verbessert“, schrieb der Arzt. Er machte aber keine Angaben dazu, welche Symptome bei Trump noch in welchem Maß feststellbar waren. Zudem schrieb Conley an keiner Stelle explizit, dass der jüngste Coronavirus-Test bei Trump negativ ausgefallen war. Es schien daher auch möglich, dass der jüngste Test wegen einer geringen Viruskonzentration immer noch positiv ausgefallen war.

Der 74-jährige Trump war nach eigenen Angaben am 1. Oktober positiv auf das Coronavirus getestet worden. Das Weiße Haus teilte jedoch nie mit, wann Trumps regelmäßige Coronavirus-Tests zuletzt negativ ausgefallen waren. Trump erkrankte an Covid-19 und wurde daher ab 2. Oktober drei Tage in einem Militärkrankenhaus behandelt. Dort gaben ihm Ärzte unter anderem das antivirale Medikament Remdesivir, Entzündungshemmer und einen experimentellen Antikörper-Cocktail. Die aggressive Behandlung ließ vielen Experten zufolge – entgegen der Darstellung des Weißen Hauses – auf eine ernstere Erkrankung schließen.

Sean Conley, der Leibarzt von US-Präsident Donald Trump
AP/Evan Vucci
Laut Leibarzt Conley ist Trump nicht mehr infektiös

Erster öffentlicher Auftritt

Trump hatte am Freitag erstmals einen längeren TV-Auftritt absolviert, am Samstag trat er im Weißen Haus auch erstmals wieder kurz öffentlich auf. Er sprach vom Balkon zu einigen hundert Anhängerinnnen und Anhängern, die sich am Rasen darunter versammelt hatten. Der US-Präsident schien dabei nahtlos an die Zeit vor seiner Covid-19-Erkrankung anzuschließen. Er war voll des Lobs für sich und sparte nicht mit Anschuldigungen wider seine Gegner, während ihn die dicht gedrängten Anhänger mit „Wir lieben dich“-Rufen bedachten. „Ich fühle mich gut“, sagte Trump.

US-Präsident Donald Trump spricht von der Terrasse des Weißen Hauses zu seinen Anhängern
Reuters/Ken Cedeno
Etwas mehr als eine Viertelstunde sprach Trump am Samstag zu seinen Anhängern vor dem Weißen Haus

„Ich will, dass ihr wisst, dass unsere Nation dieses furchtbare China-Virus besiegen wird“, so Trump in Richtung seiner Anhänger. Die meisten von ihnen trugen Masken, hielten sich bei der Veranstaltung unter freiem Himmel jedoch nicht an die Abstandsregeln. Viele trugen rote Schirmkappen mit der Aufschrift „MAGA“ (Make America Great Again). Die 18-minütige Rede drehte sich vor allem um die Themen Recht und Ordnung.

Trump in Fox News: „Sieht so aus, als ob ich immun bin“

Das Treffen wurde zum Teil von der Stiftung „Blexit“ organisiert, die darauf abzielt, schwarze und lateinamerikanische Wählerinnen und Wähler zu gewinnen. Offiziell hatte das Weiße Haus die Veranstaltung mit „Friedlicher Protest für Recht und Ordnung“ tituliert. Trumps Auftritt galt gemeinhin aber als erster Schritt in Richtung Wiederaufnahme seines Wahlkampfs. Bereits Anfang kommender Woche sollen Auftritte im deutlich größeren Rahmen folgen.

Trump behauptete von sich selbst, er sei wieder gesund. Er habe die Krankheit nicht mehr und stelle kein Ansteckungsrisiko dar, so der US-Präsident zum konservativen Nachrichtensender Fox News: „Sieht so aus, als ob ich immun bin.“ Er habe die strengsten Tests bestanden und sei in großartiger Form.

Mehrere Auftritte kommende Woche geplant

Sein Wahlkampfteam teilte am Samstag mit, nach einer bereits geplanten Veranstaltung am Montag in Florida wolle Trump nun auch am Dienstag in Johnstown im US-Bundesstaat Pennsylvania und am Mittwoch in Des Moines im Bundesstaat Iowa auftreten. „Der Präsident will an Ort und Stelle sein“, sagte Hogan Gidley, Sprecher seines Wahlkampfteams, dem Sender Fox News. Trump wolle sich „direkt an die Amerikaner wenden, ohne den Filter durch die Medien“.

Die Coronavirus-Diagnose hatte Trumps Wahlkampf nur wenige Wochen vor der Präsidentschaftswahl am 3. November jäh unterbrochen. Während sich der Amtsinhaber auskurieren musste, absolvierte sein demokratischer Herausforderer Joe Biden mehrere Wahlkampfveranstaltungen in wichtigen Bundesstaaten.

Der ehemalige Vizepräsident liegt in landesweiten Umfragen zehn Prozentpunkte vor dem Amtsinhaber. Diese sind freilich mit Vorsicht zu genießen, da am Ende die Ergebnisse in den Bundesstaaten entscheidend sind. In den voraussichtlich wahlentscheidenden Bundesstaaten liegen Trump und Biden weiterhin eng beieinander. Allerdings konnte der demokratische Herausforderer dort, wo er vorne lag, seinen Vorsprung in den vergangenen Tagen ausbauen.

TV-Duell abgesagt

Eine erneute direkte Konfrontation der beiden Kontrahenten wird nun allerdings noch länger auf sich warten lassen. Das für kommende Woche geplant gewesene zweite TV-Duell zwischen Trump und Biden ist Geschichte. Die für die Organisation der Präsidentschaftsdebatten zuständige Kommission verkündete Freitagabend die Absage des Duells.

Die Entscheidung der Kommission folgte einem Streit über eine Änderung des Formats. Wegen Trumps Coronavirus-Infektion hatte die Kommission am Donnerstag erklärt, die zweite Debatte solle virtuell ausgetragen werden, um „Gesundheit und Sicherheit aller Beteiligten zu schützen“. Trump und Biden sollten sich laut den Plänen der Organisatoren an unterschiedlichen Orten aufhalten und virtuell zugeschaltet werden. Trump lehnte das allerdings ab. Nun solle alle Kraft auf die Organisation des am 22. Oktober in Nashville geplanten letzten TV-Duells gerichtet werden, hieß es von der Kommission.