US-Pharmakonzern Johnson & Johnson unterbricht Studie

Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson hat seine Studie für einen künftigen Coronavirus-Impfstoff wegen einer ungeklärten Erkrankung eines Probanden vorübergehend unterbrochen. Das teilte das Unternehmen gestern (Ortszeit) mit.

Die Erkrankung des Studienteilnehmers werde nun von einer unabhängigen Expertengruppe und von internen Ärzten geprüft und bewertet. Weitere Informationen zu dem erkrankten Probanden gab es unter Hinweis auf seine Privatsphäre nicht.

Johnson & Johnson teilte zudem mit, es sei nicht immer sofort ersichtlich, ob ein Teilnehmer eine Studienbehandlung oder ein Plazebo erhalten habe. „Unerwünschte Ereignisse“ wie Krankheiten und Unfälle seien zu erwartende Bestandteile jeder klinischen Studie.

Bis zu 60.000 Freiwillige

Am 23. September hatte das Unternehmen die letzte und entscheidende Phase der klinischen Tests gestartet. In einer Phase-III-Studie mit bis zu 60.000 Freiwilligen auf drei Kontinenten sollten Sicherheit und Wirksamkeit des Impfstoffkandidaten namens JNJ-78436735 überprüft werden.

Die Besonderheit des Mittels ist, dass nur eine Dosis ausreichend Schutz bieten soll. Das Unternehmen hoffte, dass Anfang 2021 die ersten Dosen des Impfstoffs „für den Notfallgebrauch“ zur Verfügung stehen.

EU sicherte sich Bezugsrechte

Die EU-Kommission hatte sich vergangene Woche Bezugsrechte für einen künftigen Impfstoff von Johnson & Johnson gesichert. Auch mit AstraZeneca und Sanofi-GSK wurden schon ähnliche Verträge geschlossen.

Takeda beginnt mit Herstellung von Plasmabehandlung

Unterdessen beginnt eine Gruppe führender Pharmakonzerne mit der großangelegten Produktion der Herstellung einer Behandlungsmethode für CoV-Kranke. Die breite Produktion läuft noch vor Abschluss der Phase-III-Studie an, offenbar um der erwartet großen Nachfrage nachkommen zu können.

Der unter CoVIg Plasma Alliance bekannte Zusammenschluss der deutschen Biotech-Dienstleister CSL Behring und Biotest mit weiteren Unternehmen unter der Leitung des japanischen Pharmakonzerns Takeda testet eine Therapie, die aus Blutplasma von genesenen Covid-19-Patienten gewonnen wird.

Takeda-Chef optimistisch

„Die Wahrscheinlichkeit, dass es funktioniert, ist sehr hoch“, sagte Christophe Weber, Chef von Takeda gestern. „Und deshalb haben wir eine Kampagne gestartet, um die Spende von Rekonvaleszenzplasma für die Herstellung dieses Produkts zu beschleunigen.“ Die erste Plasmaspende für CoVIg-19 kam nach Angaben des Konzerns aus einem der zwölf Plasmazentren, die Takeda in Österreich betreibt.

Nach monatelangen Verzögerungen startete letzte Woche die Phase-III-Studie für die Plasmabehandlung. In der Studie werde die Hyperimmun-Globulin-Therapie in Kombination mit dem antiviralen Medikament Remdesivir von Gilead Sciences im Vergleich zu Patienten getestet, die Remdesivir allein erhalten, sagte Weber. 500 Probanden aus insgesamt 18 Ländern würden an der Studie teilnehmen, die bis Ende des Jahres Ergebnisse liefern soll.

Die Behandlungsmethode könne etwas teurer sein als monoklonale Antikörperbehandlungen wie die von Regeneron und Eli Lilly, da der Herstellungsprozess teurer sei: Die Hyperimmun-Globulin-Therapie biete gegenüber der Behandlung mit Rekonvaleszensplasma eine standardisierte Dosis von Antikörpern und sei nicht auf Patienten mit passenden Blutgruppen beschränkt, erklärte Weber.