Ein am Boden liegender Polizist mit Polizeihund beobachtet Peter Madsen
AP/Ritzau Scanpix/Nils Meilvang
U-Boot-Mord

Polizei vereitelte Fluchtversuch von Madsen

Drei Jahre nach dem schockierenden Mord an der schwedischen Journalistin Kim Wall in einem U-Boot hat der verurteilte Täter Peter Madsen am Dienstag einen Fluchtversuch aus dem Gefängnis in Kopenhagen unternommen. Dieser scheiterte aber nach wenigen Minuten.

Auf Bildern des Polizeieinsatzes war zu sehen, wie Madsen vor einer Hecke in der Nähe einer Straße sitzt und zwei vor ihm liegende Polizisten mit ihrer Waffe auf ihn zielen. Unbestätigten Medienberichten zufolge hatte Madsen der Polizei mit einer Waffe oder einem Sprengsatz gedroht. Ein Sprengroboter war an Ort und Stelle. Madsen wurde schließlich festgenommen, wie die Polizei mitteilte – zuerst hatten dänische Medien berichtet und Videos von dem Polizeieinsatz verbreitet.

Die Polizei schrieb zunächst lediglich auf Twitter, dass ein Mann nach einem Fluchtversuch in Albertslund westlich von Kopenhagen festgenommen worden sei. In den Mittagsstunden ergänzte sie, dass er vom Ort der Festnahme weggefahren worden sei. Dem dänischen Rundfunksender DR hatte die Polizei zu diesem Zeitpunkt kurz zuvor bestätigt, dass es sich in der Tat um den 49-jährigen Erfinder und verurteilten Mörder Madsen handelte.

Polizisten mit Bombenentschärfungsroboter
AP/Ritzau Scanpix/Nils Meilvang
Madsen soll auch mit einer Bombe gedroht haben

Nach Justizangaben hat Madsen einen Mitarbeiter oder eine Mitarbeiterin bedroht und sich damit den Weg in die Freiheit verschafft. Physisch sei keiner der Angestellten verletzt worden, psychisch sei die Situation für die Betroffenen aber sehr belastend, so die Leiterin der Haftanstalt Herstedvester. Viel mehr könne sie noch nicht sagen – außer dass Madsen wieder in Gewahrsam genommen worden sei. Um welche Mitarbeiterin oder welchen Mitarbeiter der Anstalt es sich konkret handelte, ließ sie offen. Die dänische Boulevardzeitung „Ekstra Bladet“ berichtete, Madsen habe eine Psychologin mit einem pistolenähnlichen Gegenstand bedroht.

Nach fünf Minuten gefasst

Von solch einem Gegenstand sprach auch ein Polizeiermittler. Die Polizei glaube nicht, dass es sich um eine echte Waffe gehandelt habe. Madsen habe auch etwas am Körper getragen, das einem Bombengürtel geähnelt habe. Es gebe aber keine Anzeichen dafür, dass dieser wirklich Sprengstoff enthalten habe.

Flucht gescheitert

Der dänische Erfinder und verurteilte Mörder Peter Madsen hat einen Fluchtversuch aus einem Gefängnis westlich von Kopenhagen unternommen, ist aber rasch gescheitert.

Madsen sei gefasst worden, als er in einen weißen Lieferwagen habe springen wollen. Es deute nichts darauf hin, dass der Fahrer den Ausbrecher gekannt habe. Glücklicherweise sei Madsen nur für einen relativ kurzen Zeitraum auf freiem Fuß gewesen: Um 10.21 Uhr habe die Haftanstalt den Ausbruch gemeldet, um 10.26 Uhr sei er gestoppt worden.

Grausamer Mord in U-Boot

Madsen war 2018 wegen Mordes an der jungen Journalistin Wall auf einem von ihm gebauten U-Boot zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Laut Urteil hatte er die 30-jährige Schwedin im August 2017 im Inneren des U-Boots getötet. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass er sie mit sexuellem Motiv gefoltert und nach ihrem Tod zerstückelt über Bord geworfen hatte. Zuvor waren unter anderem Snuff-Videos bei Madsen gefunden worden. Gutachten attestierten ihm schwere sexuelle Störungen, er sei zudem selbstfixiert und narzisstisch.

Selbstgebautes U-Boot des Erfinders Peter Madsen
AP/Ritzau Foto/Jens Dresling
Madsens selbst gebautes U-Boot wurde nach dem Mord zerstört

Madsen gestand den Mord nicht. Zuerst behauptete er, er habe Wall nach einer Havarie sicher an Land gebracht. Als ihre Leichenteile gefunden wurden, räumte er ein, dass Wall an Bord des U-Boots bei einem Unfall gestorben sei. Unter anderem behauptete er, ihr sei eine Luke auf den Kopf gefallen. Nach und nach änderte er seine Aussagen und sagte schließlich, er habe die Leiche zerstückelt und ins Wasser geworfen.

Wall hatte geplant, eine Reportage über Madsen, sein U-Boot „Nautilus“ und seine Raketenexperimente zu schreiben. Zuletzt war sie am Abend des 10. Augusts 2017 gesehen worden, als sie an Bord des U-Boots den Hafen von Kopenhagen verlassen hatte. Leichenteile Walls wurden später nahe der Kögebucht südlich der dänischen Hauptstadt gefunden.

Geständnis in TV-Doku

Eine Fernsehdokumentation über Madsen sorgte in Dänemark zuletzt für Diskussionen. Er soll in einem heimlich aufgezeichneten Telefoninterview angeblich zum ersten Mal den Mord an Wall gestanden haben, was allerdings nicht öffentlich bestätigt wurde. In einer Fernsehdokumentation antwortete Madsen am Telefon auf die Frage, ob er die junge Frau vor rund drei Jahren getötet habe, mit „Ja“: „Es gibt nur einen Schuldigen, und das bin ich.“

„Abgesehen vom 10. August 2017 habe ich noch nie jemandem etwas getan“, sagte er im ersten Teil der vom dänischen Sender Kanal 5 ausgestrahlten Dokumentarserie mit dem Titel „Geheime Aufnahmen mit Peter Madsen“. Er erzählte weiter, eine Diskussion zwischen ihm und Wall habe „alles verändert“ und ihn dazu gebracht, die Journalistin zu töten. Dann wieder behauptete er, Wall habe eine Landmine berührt, die daraufhin explodiert sei und die junge Frau getötet habe.

Telefongespräche aufgezeichnet

Die fünfteilige Serie basiert auf mehr als 20 Stunden Telefongesprächen des dänischen Journalisten Kristian Linnemann mit Madsen, die ohne dessen Wissen aufgezeichnet wurden. Madsen autorisierte jedoch später die Verwendung der Aufnahmen für die Dokumentation.

Den früheren dänischen Polizei-Sonderermittler Kurt Kragh wundern die verschiedenen Versionen nicht. Madsen versuche, die Schuld auf sein Opfer zu schieben, das sei für „Mörder mit psychopathischen Zügen“ eine durchaus gängige Strategie, sagte Kragh der dänischen Boulevardzeitung „Ekstra Bladet“. „Sie übernehmen niemals die Verantwortung für ihr Tun“, führte er weiter aus. Madsen versuche, seine Tat zu „rechtfertigen“.