Wer sich binnen 14 Tagen vor der Einreise in einem Risikogebiet aufgehalten hat und nach Deutschland zum Arbeiten pendelt, soll künftig einmal pro Woche einen negativen CoV-Test vorweisen müssen. Das sagte Söder am Mittwoch in einer Regierungserklärung zur Coronavirus-Krise im Landtag in München.
„Unser Ziel ist, dass die Grenzen offen bleiben“, betonte Söder, fügte aber hinzu: „Wer Grenzen offen halten will, der muss auch für mehr Sicherheit sorgen.“ Die Maßnahme wird voraussichtlich vor allem Berufspendler aus Österreich und Tschechien treffen.
Regionaler Lockdown in Berchtesgaden
Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) will nächste Woche am Dienstag Söder einen Besuch in München abstatten, um unter anderem über diese Fragen zu sprechen. Erst vor Kurzem hatte Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) Söder getroffen und dabei vereinbart, die Grenzen offen zu lassen. Mittlerweile steigen die Zahlen allerdings auch in Deutschland immer stärker an.
Zuletzt wurde in Bayern im Berchtesgadener Land eine Art Lockdown light verhängt. Seit Dienstagnachmittag ist im Landkreis eine strikte Ausgangsbeschränkung in Kraft. Zudem mussten Schulen und Kindergärten schließen. Freizeiteinrichtungen aller Art sowie Restaurants dürfen nicht mehr öffnen. Veranstaltungen sind untersagt – mit Ausnahme von Gottesdiensten. Hotels mussten ebenfalls schließen, nur Geschäftsreisende dürfen dort noch übernachten.
Suche nach Ursachen
Nun helfen Sanitäter der deutschen Bundeswehr in dem bayerischen Landkreis dabei, die Ursache für den dortigen starken Anstieg der Infektionen zu finden. 40 Kräfte sind im Gesundheitsamt zur Nachverfolgung von Infektionsketten eingesetzt und sollen dafür vor allem telefonieren. Vier Soldaten unterstützen das Testzentrum administrativ, wie das Lagezentrum des Landeskommandos in Bayern mitteilte.
Warum sich so viele Menschen im südöstlichsten Zipfel Bayerns mit dem Coronavirus angesteckt haben, ist noch offen. Die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner binnen sieben Tagen im Landkreis lag am Dienstag bei rund 236. Zum Vergleich: Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in Österreich aktuell bei 114. Deutschland insgesamt steht zahlenmäßig allerdings weiterhin deutlich besser da als Österreich.
Die bayrische Maßnahme trifft vor allem Nachbarstaaten, allen voran Österreich und Tschechien. Laut Robert Koch-Institut gelten die direkt an Bayern grenzenden Bundesländer Tirol und Vorarlberg ebenso als Risikogebiete wie Tschechien, das europaweit zu den Ländern mit den höchsten Infektionsraten je 100.000 Einwohner zählt.
Tschechien schließt Geschäfte
Angesichts sprunghaft steigender CoV-Zahlen greift Tschechien unterdessen zu drastischen Maßnahmen, die einem landesweiten Lockdown gleichkommen. Von Donnerstag an müssen fast alle Geschäfte schließen, wie Gesundheitsminister Roman Prymula heute bekanntgab. Ausgenommen sind unter anderem Lebensmittelgeschäfte, Drogerien und Apotheken.
Zudem werden Ausgangsbeschränkungen wie im Frühjahr verhängt: Die Regierung hat angeordnet, dass Leute ihre Kontakte mit anderen Menschen auf die „absolut notwendige Zeit“ begrenzen müssen. Das gilt nicht für den Weg zur Arbeit, notwendige Einkäufe, Arzt- und Familienbesuche. Erlaubt sind auch Spaziergänge in Parks und der freien Natur.
Europaweit eine der höchsten Raten
Die Infektionszahlen steigen in Tschechien seit Wochen dramatisch. Heute wurde ein neuer Höchststand bei der Zahl der täglichen Neuinfektionen vermeldet. Es kamen 11.984 bestätigte Fälle innerhalb von 24 Stunden hinzu. Die Gesamtzahl der jemals Infizierten stieg damit auf knapp 194.000.
Mehr als 1.600 Menschen starben seit Beginn der Pandemie in Verbindung mit einer Covid-19-Erkrankung. Der EU-Mitgliedsstaat hat knapp 10,7 Millionen Einwohner. Tschechien gehört europaweit zu den Ländern mit den höchsten Infektionsraten je 100.000 Einwohner.