Papst Franziskus
AP/Andrew Medichini
Homosexuelle Paare

Papst spricht sich für rechtlichen Schutz aus

Schwulenpaare würden rechtlichen Schutz für ihre Beziehungen verdienen – das betont Papst Franziskus in einem Dokumentarfilm mit dem Titel „Francesco“ des russischen Regisseurs Jewgeni Afinejewski, der beim Filmfestival in Rom am Mittwoch Premiere gefeiert hat. Damit sprach sich der Papst klar dafür aus, dass Homosexuelle mit Gesetzen über Lebenspartnerschaften geschützt werden sollen.

„Homosexuelle haben das Recht auf Familie. Sie sind Kinder Gottes. Niemand dürfte ausgegrenzt oder unglücklich gemacht werden. Wir müssen ein Gesetz über Lebenspartnerschaften schaffen. Damit sind Homosexuelle rechtlich geschützt. Ich habe mich dafür eingesetzt“, betonte Franziskus.

Zu den bewegendsten Momenten des Films zählt ein Telefonat des Papstes mit einem Schwulenpaar mit drei Kindern. Franziskus reagierte damit auf einen Brief, in dem die beiden Männer erzählten, sich verlegen zu fühlen, ihre Kinder in die Kirche zu begleiten. Der Papst rief das Paar auf, ungeachtet eventueller Vorurteile die Kinder in die Kirche zu bringen.

Bei der Präsentation des Films in Rom war auch ein Opfer sexuellen Missbrauchs und Aktivist für Schwulenrechte, Juan Carlos Cruz, anwesend, der vom Papst empfangen worden war. „Der Papst hat mir gesagt, was mit mir geschehen ist, tut ihm sehr leid“, sagte Cruz.

Gegen Trennung von Eltern und Kindern

Im Interview sprach sich der Papst gegen die Politik der Trennung von Kindern von ihren Eltern an der Grenze zwischen den USA und Mexiko aus. Diese von der Regierung unter Präsident Donald Trump-vorangetriebene Politik bezeichnete der Heilige Vater als „Grausamkeit in höchster Form“.

Franziskus’ Aussagen im Dokumentarfilm gelten als offene Aussage zur Unterstützung gleichgeschlechtlicher Lebenspartnerschaften. Wenige Monate nach Pontifikatsbeginn hatte sich Franziskus ganz konkret für mehr Respekt für Schwule ausgesprochen, auch wenn er betonte, dass sich die offizielle Haltung der Kirche nicht geändert habe. Er habe viele Briefe von Homosexuellen erhalten. Das seien „soziale Wunden“, denn sie fühlten sich immer von der Kirche verurteilt. „Aber das will die Kirche nicht“, sagte der Papst damals.

Experten nicht überrascht

Der Biograf von Papst Franziskus, Austen Ivereigh, sagte der BBC, er sei „nicht überrascht“ über die jüngsten Kommentare. „Das war seine Position als Erzbischof von Buenos Aires“, so Ivereigh. „Er war immer dagegen, dass die Ehe für gleichgeschlechtliche Paare sein sollte. Aber er war der Meinung, dass die Kirche sich für ein Gesetz zur zivilen Eheschließung für homosexuelle Paare einsetzen sollte, um ihnen rechtlichen Schutz zu geben.“

Evgeny Afineevsky, Regisseur des Films „Francesco“, posiert beim Film Festival in Rom
AP/Alessandra Tarantino
Afinejewski feierte am Mittwoch die Premiere des Films „Francesco“

Nach der aktuellen katholischen Lehre werden homosexuelle Beziehungen als „abweichendes Verhalten“ bezeichnet. Im Jahr 2003 sagte die Glaubenskongregation, dass „der Respekt vor homosexuellen Personen in keiner Weise zur Billigung homosexuellen Verhaltens oder zur rechtlichen Anerkennung homosexueller Verbindungen führen kann“.

Begrüßt und kritisiert

Das ist jedoch die erste lautstarke Unterstützung als Papst – und wird zweifellos von vielen im liberaleren Flügel der Kirche begrüßt und von den Konservativen kritisiert. Doch jede bedeutende Änderung der kirchlichen Lehre würde in einer formelleren Form und nach vielen internen Debatten präsentiert werden, analysierte die BBC die jüngsten Aussagen des Papstes. Im Moment gebe es kaum Anzeichen dafür, dass grundlegende Änderungen bevorstehen würden.

Zudem äußerte Franziskus eine gewisse Unterstützung, aber keine volle und eindeutige Billigung von Homosexualität. Erst im Jahr 2013 sagte er in seinem Buch „Über Himmel und Erde“, dass die rechtliche Gleichstellung gleichgeschlechtlicher Beziehungen mit heterosexuellen Ehen „ein anthropologischer Rückschritt“ sei.

Doku: Papst für mehr Rechte Homosexueller

Laut einer neuen Dokumentation, die am Mittwoch beim Filmfestival in Rom vorgestellt wurde, spricht sich Papst Franziskus dafür aus, dass homosexuelle Paare mehr Rechte bekommen und eine legale Partnerschaft eingehen können.

Der Papst äußerte sich damals auch dazu, dass, wenn gleichgeschlechtliche Paare adoptieren dürften, „es betroffene Kinder geben könnte … jeder Mensch braucht einen männlichen Vater und eine weibliche Mutter, die ihm helfen können, seine Identität zu formen“.

„Wer bin ich, dass ich darüber urteilen kann“

Im selben Jahr bekräftigte er die Position der Kirche, dass homosexuelle Handlungen Sünde seien, sagte aber, dass das nicht für die homosexuelle Orientierung gelte. „Wenn ein Mensch homosexuell ist und Gott sucht und guten Willen hat, wer bin ich, dass ich darüber urteilen kann?“, fragte er.

Im Jahr 2014 wurde berichtet, dass Papst Franziskus in einem Interview seine Unterstützung für zivile Vereinigungen für gleichgeschlechtliche Partnerinnen und Partner zum Ausdruck gebracht habe, doch die Pressestelle des Heiligen Stuhls bestritt das. 2018 sagte Papst Franziskus dann, er sei „besorgt“ über Homosexualität im Klerus und dass das „eine ernste Angelegenheit“ sei.