Mediziner warnen vor Versorgungsengpass

Eine hohe Aufnahmerate von Patienten mit Covid-19 führe unvermeidlich zu Versorgungsengpässen, warnten österreichische Mediziner und Medizinerinnen in einer gemeinsamen Stellungnahme. Die durchschnittliche Zeit der Intensivbehandlung von Patienten, die durch SARS-CoV-2 schwer erkranken, sei zudem „mehr als das Doppelte einer durchschnittlichen Behandlungsdauer“. „Ungebremste“ Wellen von vielen, gleichzeitigen Covid-19-Erkrankungen würden daher die Spitäler erheblich belasten.

„Ein funktionierendes Gesundheitssystem setzt voraus, dass stationäre Kapazitäten nicht überlastet werden. Auch sehr gut ausgebaute Gesundheitssysteme weisen, unabhängig von der aktuellen Pandemie, bereits eine hohe Auslastung auf, wobei insbesondere der Auslastungsgrad der anspruchsvollen Intensivressourcen bei ca. 90 Prozent liegt“, erläuterten die Experten.

In der von der MedUni Wien initiierten Aussendung äußerten sich unter anderen folgende Experten: Hans-Peter Hutter, Elisabeth Puchhammer-Stöckl, Monika Redlberger-Fritz, Ursula Wiedermann-Schmidt und Markus Zeitlinger von der Meduni Wien, Dorothee von Laer und Günter Weiss von der Medizinischen Universität Innsbruck, Philipp Metnitz und Robert Krause von der Medizinischen Universität Graz, Michael Binder vom Wiener Gesundheitsverbund sowie Thomas Szekeres von der Österreichischen Ärztekammer.

Vor allem Intensivstationen betroffen

Das persönliche Risiko für eine tödliche Covid-19-Erkrankung von vermutlich rund 0,3 Prozent der Infizierten sei „unter Bedingungen eines funktionierenden Gesundheitssystems für die Gesamtbevölkerung“ zwar gering. In Regionen mit ungebremster Ausbreitung erreiche es aber um ein Vielfaches höhere Werte und steige in höherem Alter deutlich an. Betroffen seien vor allem Intensivstationen, wurde betont – mit negativen Folgen, auch für die Versorgung von Patienten mit anderen Erkrankungen.

Laut Schätzungen der WHO waren bisher maximal zehn Prozent der Weltbevölkerung dem SARS-CoV-2-Virus ausgesetzt, sodass nach wie vor die große Mehrheit der Bevölkerung anfällig ist, hieß es weiter. Noch weitgehend unbekannt sei, welche Faktoren für ein hohes persönliches Risiko für einen schweren Verlauf verantwortlich sind.