USA verurteilen türkischen Einsatz russischer Luftabwehr

Das US-Verteidigungsministerium hat den Einsatz des umstrittenen russischen Raketenabwehrsystem S-400 durch das türkische Militär „auf das Schärfste“ verurteilt. Der Einsatz des Systems sei nicht mit den Verpflichtungen der Türkei als NATO-Partner vereinbar, erklärte Pentagon-Sprecher Jonathan Rath Hoffman gestern. Das könne „ernsthafte Folgen“ für die Zusammenarbeit der beiden Länder in Militär- und Sicherheitsfragen haben, sagte er.

Die Türkei hatte Berichte über Tests des umstrittenen Systems erst kurz vorher bestätigt. „Sie wurden und werden durchgeführt“, sagte Präsident Recep Tayyip Erdogan am Freitag zu den Tests. Mit Blick auf Kritik aus Washington ergänzte er: Man werde die USA dafür nicht um Erlaubnis bitten. Türkische Medien hatten berichtet, die Streitkräfte hätten die Boden-Luft-Raketen am Freitag vergangener Woche nahe der Schwarzmeer-Stadt Sinop erstmals unter Einsatzbedingungen getestet.

Die USA haben den NATO-Partner Türkei wegen des Kaufs des russischen Raketensystems bereits aus dem F-35-Kampfjetprogramm ausgeschlossen. Weiterhin drohen deswegen auch US-Sanktionen gegen die Türkei. Die Türkei argumentiert hingegen, sie brauche eine eigene Raketenabwehr gegen Bedrohungen aus dem benachbarten Bürgerkriegsland Syrien, aber auch aus dem Inland. Nach ihrer Darstellung hat sie von Bündnispartnern kein vernünftiges Alternativangebot bekommen.

Die S-400 ist ein mobiles Luftabwehrsystem, das Flugzeuge, Geschosse und andere Objekte vom Himmel holen kann. Die Einheiten, die üblicherweise aus mehreren Raketen, einem Radar und einem Gefechtsstand bestehen, können per Lastwagen transportiert werden. Die S-400 kann mit Kurz-, Mittel- und Langstreckenraketen arbeiten.