Italiens Premier schließt Lockdown aus

Während sich in Italien die Demonstrationen gegen die Coronavirus-Maßnahmen mehren, hat Regierungschef Giuseppe Conte versichert, dass dem Land im Gegensatz zu Deutschland und Frankreich vorerst kein gesamtstaatlicher Lockdown bevorstehe.

„Wir wollen den restriktiven Anti-Covid-Maßnahmen Zeit geben, ihre Auswirkungen voll zu zeigen. Unser Ziel ist, die Epidemiekurve unter Kontrolle zu bringen“, wurde Conte von italienischen Medien zitiert.

Aufgabe der Regierung sei es, die öffentliche Gesundheit mit den Bedürfnissen der Wirtschaft zu verbinden. Ein Lockdown wäre in dieser Phase ein Schaden für das Land, sagte der parteilose Regierungschef.

Conte ruft Italien zu Zusammenhalt auf

Conte rief die Italienerinnen und Italiener zu Zusammenhalt auf. In einer Ansprache vor dem Parlament heute warnte Conte, dass sich das Land nicht spalten dürfe. „Das ist die Zeit, in der wir geschlossen bleiben müssen“, sagte der parteilose Premier.

„Ungewissheit und Unsicherheit regieren, doch das Kabinett wird alles Erdenkliche für die Sicherheit des Landes unternehmen“, sagte Conte. Er begreife die Sorgen und den Frust der Bürger, die besonders hart die einschränkenden Maßnahmen gegen die Coronavirus-Pandemie zu spüren bekommen.

In dieser Phase sei es jedoch wichtig, soziale Kontakte einzugrenzen. „Wir müssen unsere Gewohnheiten ändern“, sagte der Premier. Er wies darauf hin, dass andere EU-Länder noch strengere Maßnahmen gegen die Pandemie ergriffen hätten.

Innenministerin: Werden Gewalt nicht zulassen

Innenministerin Luciana Lamorgese warnte vor der Unterwanderung der Proteste durch anarchistische und rechtsextremistische Gruppen. Proteste seien legitim, die Regierung werde jedoch Gewalt nicht zulassen.

Gestern hatten Unternehmer und Beschäftigte aus Restaurants, Bars und anderen Lokalen in vielen Städten des Landes, darunter Mailand, Triest, Florenz und Neapel, demonstriert. Die Regierung will mit einem schnellen Nothilfepaket von mehr als fünf Milliarden Euro die Folgen der jüngsten Beschränkungen abfedern. Seit Montag müssen alle Lokale um 18.00 Uhr für Gäste schließen. Kinos, Theater, Fitnessstudios, Bäder, Skigebiete und Konzerthallen dürfen nicht mehr öffnen.

Einige Regionen widersetzen sich jedoch den Regierungsmaßnahmen. So beschloss die Region Sizilien, dass Lokale bis 23.00 Uhr offen halten dürfen. Im süditalienischen Apulien werden ab morgen alle Schulen geschlossen.