In Nizza kam es erneut zu einer mutmaßlich islamistischen Attacke: Laut Polizei wurden in der Kirche Notre-Dame in der Innenstadt drei Menschen getötet, sechs verletzt. Die Pariser Anti-Terror-Staatsanwaltschaft übernahm die Ermittlungen, es geht um den Vorwurf des Mordes in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben. Polizeikreisen zufolge wurde bei dem Anschlag am Donnerstag eine Frau enthauptet. Auch die rechtspopulistische Politikerin Marine Le Pen sprach von einer Enthauptung.
Laut Bürgermeister Christian Estrosi passt die Art und Weise „ohne Zweifel“ zu dem Mord am Geschichtslehrer Samuel Paty. Die Opfer seien auf „entsetzliche Art“ getötet worden. Der mutmaßliche Angreifer wurde festgenommen. Er habe „Allahu akbar“ („Gott ist unvergleichlich groß“) gerufen. Estrosi zufolge wurde der Angreifer bei seiner Festnahme angeschossen. „Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus, er ist am Leben.“
Messerangriff in Basilika
Bei einer Messerattacke in der südfranzösischen Küstenstadt Nizza hat es mindestens zwei Tote und mehrere Verletzte gegeben. Der Vorfall ereignete sich in der Basilika Notre-Dame.
Angriff auch in Avignon und Saudi-Arabien
Auch in der Nähe der südfranzösischen Stadt Avignon gab es einen mutmaßlich islamistischen Angriff auf Passanten. Ein Mann habe in dem Ort Montfavet mehrere Menschen mit einer Pistole bedroht, teilte die Polizei am Donnerstag mit und bestätigte entsprechende Medienberichte. Die Polizei habe den Mann erschossen. Der Hörfunksender Europe 1 meldete, auch in dem Fall habe der Angreifer „Allahu akbar“ gerufen. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht genannt.
Zur selben Zeit wurde ein Wachmann des französischen Konsulats im saudi-arabischen Dschidda bei einem Messerangriff verletzt. Der einheimische Angreifer sei festgenommen worden, wie die französische Botschaft in dem Land bekanntgab. Der Wachmann sei ins Krankenhaus gebracht worden, er sei aber nicht in Lebensgefahr.
„Schmerz von uns allen in Europa gefühlt“
Der Präsident des Europaparlaments, David Sassoli, rief zur Geschlossenheit auf. „Wir haben die Pflicht, zusammen gegen Gewalt und gegen diejenigen zu stehen, die aufhetzen wollen und Hass verbreiten“, schrieb der Italiener am Donnerstag auf Twitter. Er sei schockiert und traurig über die Nachrichten aus Nizza. „Dieser Schmerz wird von uns allen in Europa gefühlt.“
Frankreichs Innenminister Gerald Darmanin hatte mehrfach von einer hohen Terrorgefahr im Land gewarnt. Nizza war bereits 2016 von einem Terroranschlag erschüttert worden, dabei starben 86 Menschen.
Konflikt mit Türkei
Staatschef Emmanuel Macron dürfte nach Nizza kommen. Er sieht sich derzeit mit einer Protestwelle in vielen arabischen Ländern konfrontiert. Nach dem Mord an dem Lehrer nahe Paris hatte Macron schärfere Maßnahmen gegen Islamismus in Frankreich angekündigt.
Eine Reihe islamischer Länder – allen voran die Türkei – kritisiert wegen „antimuslimischer Maßnahmen“ seit Wochen die französische Regierung. Der türkische Staatschef Recep Tayyip Erdogan griff Macron persönlich an und rief zu einem Boykott französischer Waren auf. Es kam zu vielen antifranzösischen Protesten. Erst am Mittwoch eskalierte der Konflikt zwischen der Türkei und Frankreich weiter, nachdem das Satiremagazin „Charlie Hebdo“ eine Karikatur Erdogans veröffentlicht hatte.
Schockierte Reaktion auch aus Österreich
Europaministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) fordert angesichts der Messerattacke in Nizza ein entschiedenes Eintreten der Europäer für ihre Werte. Edtstadler verurteilte die „schrecklichen Nachrichten“ aus Frankreich. Die Terrorangriffe würden die Auswirkungen mangelnder Integration zeigen.
Auch Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) verurteilte die Tat „auf das Schärfste“. Sie zeige einmal mehr, „welch große Gefahr von islamistischem Extremismus für unsere Gesellschaft ausgeht“. Gleichzeitig sicherte sie Frankreich „volle Unterstützung“ bei der Bekämpfung von Islamismus zu. Ähnlich äußerte sich Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) auf Twitter.