Frankreichs Schulen erinnern an toten Lehrer

In Frankreich haben rund zwölf Millionen Schülerinnen und Schüler mit einer Schweigeminute an den ermordeten Lehrer Samuel Paty erinnert. Zum Schulstart nach den Herbstferien gab es gestern Gedenkveranstaltungen in den Schulen des Landes für Paty, der Opfer einer Terrorattacke wurde. „Wir sind Frankreich! Wir werden zusammenhalten“, schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron in einer Botschaft in Sozialen Netzwerken.

Gleichzeitig reißen die antifranzösischen Proteste gegen Macron im Streit um Karikaturen des Propheten Mohammed nicht ab.

Paty war Mitte Oktober den Ermittlern zufolge von einem 18-Jährigen getötet worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Seine Leiche war enthauptet aufgefunden worden. Die Tat hatte in Frankreich breites Entsetzen ausgelöst. Keine zwei Wochen später starben bei einer Messerattacke in einer Kirche in Nizza drei Menschen, auch hier geht die Staatsanwaltschaft von einem islamistischen Anschlag aus.

Proteste gegen Macron gehen weiter

Macron hatte nach dem Mord an Paty die Meinungsfreiheit und die Veröffentlichung von Karikaturen verteidigt. Daraufhin war es in zahlreichen muslimischen Ländern zu Protesten gekommen. Vor der französischen Botschaft in der indonesischen Hauptstadt Jakarta demonstrierten heute rund 400 Menschen. Tausende Muslime protestierten auch in Bangladesch. Sie forderten einen Boykott französischer Waren und einen Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Bangladesch und Frankreich.

VAE stützen Macron in Streit mit Ankara

Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) nahmen Macron unterdessen in Schutz. „Er will nicht, dass Muslime im Westen gettoisiert werden, und damit hat er recht“, sagte der VAE-Staatsminister für Auswärtiges, Anwar Gargash, der „Welt“. Frankreich habe das Recht, nach Wegen zu suchen, um Muslime zu integrieren und Militanz zu bekämpfen. Der Kronprinz Abu Dhabis, Scheich Mohammed bin Said Al Nahjan, verurteilte in einem Telefonat mit Macron die Terroranschläge in Frankreich, wie die emiratische Agentur WAM meldete.

Paris will rechtsextreme türkische Graue Wölfe verbieten

Unterdessen will Paris die rechtsextreme türkische Bewegung Graue Wölfe verbieten. Das kündigte gestern in Paris Innenminister Gerald Darmanin vor einem Parlamentsausschuss an. Die wichtigste Partei in der Türkei für die ultranationalistischen Grauen Wölfe ist die rechtsextreme Nationalistische Bewegung (MHP), der Juniorpartner der regierenden Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung (AKP) von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Bekannt ist auch der „Wolfsgruß“, bei dem zwei Finger als Ohren abgespreizt und die anderen drei zur Schnauze geformt werden.