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Tote und Verletzte nach Schüssen

Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) hat die Schießerei in der Wiener Innenstadt am Montagabend als „augenscheinlichen Terrorangriff“ bezeichnet. Der Großeinsatz läuft nach wie vor. Bisher wurde bestätigt, dass ein Passant getötet wurde, zumindest 15 Menschen wurden verletzt, sieben von ihnen schwer. Einer der mutmaßlichen Täter wurde von der Polizei erschossen.

Nehammer appellierte an die Bevölkerung, zu Hause zu bleiben und auch die Lokale nicht zu verlassen. Er rechnet mit mehreren Tätern. Das Gebiet in der Innenstadt wurde großräumig abgesperrt. Es gebe aber in Wien keine regionale Eingrenzung der Gefahr, so Nehammer.

Derzeit werde in der gesamten Innenstadt gesucht. Die Polizei bat die Bevölkerung, öffentliche Plätze zu meiden. „Wir sind mit allen möglichen Kräften im Einsatz.“ Viele Menschen, die in der Gegend unterwegs waren, flohen in Panik. Nach wie vor warten viele Gäste in Lokalen auf grünes Licht, die Räume zu verlassen. Die Staatsoper wurde nach der Entscheidung des Krisenstabs zuvor schrittweise evakuiert.

Sprengstoffgürtel bei mutmaßlichem Täter

Am späteren Abend bestätigte die Polizei, dass es gegen 20.00 Uhr Schüsse ausgehend vom Bereich Seitenstettengasse gegeben habe. Hier befindet sich auch die Synagoge. Insgesamt habe es mehrere Täter mit Langwaffen und sechs Tatorte im unmittelbaren Nahfeld zur Seitenstettengasse gegeben – darunter der Morzinplatz, das Salzgries, der Fleischmarkt, der Bauernmarkt und der Graben.

Der erschossene mutmaßliche Täter trug laut Angaben des Krisenstabs gegenüber dem ORF einen Sprengstoffgürtel. Dieser werde derzeit vom Entminungsdienst entschärft. Zudem soll er viel Munition bei sich getragen haben.

Kurz: Gefahr noch nicht gebannt

Ob die nahe gelegene Synagoge Ziel des Angriffs war, lasse sich noch nicht bestätigen, so die Sprecherin des Innenministeriums. Ein antisemitischer Anschlag könne nicht ausgeschlossen werden, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Laut Kurz wurde ein Polizist angeschossen, dieser befinde sich aber außer Lebensgefahr.

Kurz rief die Bevölkerung dazu auf, sich Dienstagfrüh über die aktuelle Sicherheitslage zu informieren. Ob die Menschen morgen wieder normal auf die Straße gehen könnten, hänge von der kommenden Nacht ab. Die Gefahr sei noch nicht vollständig gebannt. Es handle sich „definitiv“ um einen Terroranschlag. Dieser sei „sehr professionell“ vorbereitet worden. Auch der Wiener Bildungsdirektor Heinrich Himmer appellierte an Schüler und Eltern, sich vor Schulbeginn über die aktuelle Sicherheitslage zu informieren.

Bewaffnete Polizisten vor einem Einsatzfahrzeug.
APA/Georg Hochmuth
Ein Großaufgebot der Polizei ist derzeit in der Wiener Innenstadt im Einsatz

Nach dem Anschlag in Wien wurde das Bundesheer aktiviert. Das Militär übernimmt sämtlichen Objektschutz in der Bundeshauptstadt. Teile des Jagdkommandos stehen zur Unterstützung der Terrorismusbekämpfung zur Verfügung, hieß es Montagabend aus dem Bundeskanzleramt.

„Wahllos auf Personen geschossen“

Der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) zeigte sich nach dem Anschlag tief betroffen: „Die Bilder sind schockierend und machen uns fassungslos“ – mehr dazu in wien.ORF.at. Die Hintergründe des Angriffs und die Zahl der Täter seien noch unklar. Bei dem Angriff sei „wahllos auf Personen in den Lokalen geschossen worden“ – vor allem auf jene, die draußen saßen.

Die 15 Verletzten seien in sechs Wiener Spitälern untergebracht worden, so der medizinische Direktor des Wiener Gesundheitsverbundes, Michael Binder. Die Rettungskette habe sehr gut funktioniert.

Am Abend kursierten mehrere Videos, die eine Blutlache vor einem Lokale zeigten. Ein anderes Video zeigte einen maskierten Schützen, der auf offener Straße zumindest zwei Schüsse abfeuerte „Es hat sich nach Krachern angehört“, schilderte ein Augenzeuge, der anonym bleiben wollte, gegenüber dem ORF. „Dann hat man gemerkt, das sind Schüsse. Dann sah man eine Person die Seitenstetten herunterlaufen, der hat mit einer automatischen Waffe wild geschossen. Der ist dann abgebogen, hinunter, beim (Lokal) ‚Roter Engel‘ von dort in Richtung Schwedenplatz. Er hat dort wild weitergeschossen. Dann kam die Polizei und hat geschossen.“

Zahlreiche Polizeiautos und Rettungwägen am Schwedenplatz in Wien.
APA/Georg Hochmuth
Das betroffene Gebiet wurde großräumig abgesperrt

Keine Menschen im Stadttempel

Zum Zeitpunkt des Angriffs dürften sich keine Menschen im Stadttempel und in den Räumlichkeiten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) aufgehalten haben. Die Synagoge wie die Bürogebäude seien nicht mehr in Betrieb gewesen, so IKG-Präsident Oskar Deutsch auf Twitter. Es könne jedenfalls nicht gesagt werden, ob der Stadttempel eines der Ziele gewesen sei.

Die Polizei äußerte die dringende Bitte, Bilder und Video nicht in den Sozialen Netzwerken zu verbreiten, sondern sie der Exekutive zur Verfügung zu stellen.

Öffentlicher Verkehr umgeleitet

Wegen des Anschlags ist die Wiener Innenstadt abgeriegelt, auch die öffentlichen Verkehrsmittel halten dort nicht. Die U-Bahn-Linien U1, U2, U3 und U4 halten an den innerstädtischen Stationen nicht an. Die Straßenbahnlinien werden umgeleitet oder kurzgeführt, teilten die Wiener Linien Montagabend mit.