Marke von einer Million Fällen in Italien überschritten

In Italien ist heute die Schwelle von einer Million Coronavirus-Fällen überschritten worden. Die Zahl der Infizierten seit dem Ausbruch der Pandemie im 60-Millionen-Einwohner-Land am 20. Februar stieg heute auf 1.028.424, teilte das Gesundheitsministerium mit.

Heute gab es erneut einen starken Anstieg der Todesopfer. 623 Tote wurden in 24 Stunden verzeichnet, das ist der höchste Stand seit dem 11. April. Am Vortag waren es 578. Die Zahl der Neuinfizierten in 24 Stunden sank gegenüber gestern von 35.098 auf 32.961. Innerhalb von 24 Stunden wurden 225.640 Tests durchgeführt.

Conte: „Kämpfen gegen kompletten Lockdown“

Premier Giuseppe Conte erklärte, er bemühe sich, Italien einen Lockdown auf gesamtstaatlicher Ebene wie im Frühjahr zu ersparen. Die Regierung wolle sich noch Zeit nehmen, um die Entwicklung der Epidemiekurve nach der Ergreifung restriktiver Maßnahmen in den vergangenen Tagen zu prüfen, bevor sie einen Beschluss über eine totale Ausgangssperre ergreifen werde.

„Würde für Italiener bedeuten, dass wir keine Strategie haben“

„Wir kämpfen gegen einen kompletten Lockdown, der nicht unsere erste Wahl sein darf, denn er hätte für das Land zu hohe Kosten. Ein Lockdown würde für die Italiener bedeuten, dass wir keine Strategie gegen das Coronavirus haben. Wir haben aber eine Strategie und wir erwarten uns, dass sie kurzfristig zu Resultaten führt“, betonte Conte im Interview mit der Tageszeitung „La Stampa“ (Mittwoch-Ausgabe). Conte verfolgt eine Strategie von „Mini-Lockdowns“ auf regionaler Ebene.

Der Regierungschef kündigte zusätzliche Stützungsmaßnahmen für die Wirtschaftsbranchen und die Berufsgruppen an, die am stärksten unter dem in einigen Regionen verhängte Teil-Lockdown leiden. „Wir sind bereit, zugunsten all jener zu intervenieren, die weitere Verluste erleiden werden“, so der parteilose Premier. Contes Regierung hatte vorige Woche ein Hilfspaket von 2,9 Milliarden geschnürt, um die Folgen der Pandemie für die Wirtschaft abzufedern.

Konsum und Familien sollen „nicht zu kurz kommen“

Zugleich wolle die Regierung den Konsum in der Weihnachtszeit nicht komplett drosseln. „Unser Ziel sind Weihnachtsfeiertage, in denen weder der Konsum noch die Familien zu kurz kommen. Wir dürfen uns aber keine Feierlichkeiten mit vielen Personen vorstellen“, sagte der Premier. Der Handelsverband Confcommercio hatte vor Verlusten in der Größenordnung von 110 Milliarden Euro gewarnt, sollte in Italien ein Lockdown während der Weihnachtsfeiertage verhängt werden.

Conte fügte hinzu, dass die Regierung dem Parlament bald einen nationalen Plan zur Verteilung eines Covid-19-Impfstoffes vorlegen werde. Er wies Vorwürfe zurück, laut denen seine Regierung die Gefahr einer zweiten Infektionswelle im Herbst unterschätzt habe. In den vergangenen Monaten habe die Regierung das Gesundheitssystem stark aufgestockt, sagte Conte.