Neapel: Patient lag tot in Spitalstoilette

Die sich verschärfende Coronavirus-Lage in Italien lässt seit Tagen die Sorge vor einer Überlastung der Krankenhausinfrastruktur wachsen – ein in einer Toilette der Antonio-Cardelli-Klinik in Neapel tot aufgefundener Covid-19-Patient sorgt nun für eine Aufschrei der Empörung.

Bei dem Toten handelt es sich nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA um einen Patienten, der wegen CoV-Verdachts in einen abgesonderten Bereich der Notaufnahme eingelieferten wurde. Ob der in der Toilette der Notaufnahme tot aufgefundene Mann an den Folgen einer CoV-Infektion verstarb, sei derzeit noch Inhalt einer vom Spital eingeleiteten internen Untersuchung.

„Situation faktisch außer Kontrolle“

Für Entrüstung sorgt, dass offenbar nur wenige Minuten nach dem Tod des Mannes erste Bilder der Leiche in Sozialen Netzwerken auftauchten. Der Direktor des Krankenhauses, Giuseppe Longo, spricht von einem bedauerlichen Vorfall.

Außenminister Luigi Di Maio zeigte sich „schockiert“. Man sei mit dramatischen und inakzeptablen Tatsachen konfrontiert – die Regierung dürfe keine Zeit mehr verlieren und müsse handeln, so Di Maio, dem zufolge die Situation in Neapel und in vielen Gebieten Kampaniens „faktisch außer Kontrolle geraten“ sei. Premier Giuseppe Conte kündigte Medienberichten zufolge an, zur Entlastung der Spitäler den Zivilschutz und bei Bedarf auch das Militär entsenden zu wollen.

Über eine Million CoV-Fälle

In Italien warnen Ärzte- und Krankenpflegeverbände zunehmend vor einem Kollaps des Gesundheitswesens. Sie riefen die Regierung auf, statt des Teil-Lockdowns auf regionaler Basis eine italienweite Ausgangssperre wie jene im vergangenen März und April zu verhängen. Nur so könne man die Infektionszahlen drücken und eine Überlastung der Krankenhäuser vermeiden.

Gestern wurde in dem rund 60 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Land die Schwelle von einer Million CoV-Fälle seit Beginn der Epidemie überschritten. Drastisch stieg die Zahl der Toten. Nach 578 am Dienstag waren es gestern 623 in 24 Stunden gemeldete Todesfälle.