Diplomaten: Äthiopien beschoss Eritreas Hauptstadt

Der Konflikt in Äthiopien spitzt sich offenbar zu. Wie mehrere Diplomaten sagten, wurden gestern Abend mindestens drei Raketen von Äthiopien aus auf die Hauptstadt von Eritrea gefeuert. Mindestens zwei davon hätten den Flughafen von Asmara getroffen. Eine unabhängige Überprüfung der Berichte war nicht möglich. Eritrea und Äthiopien hatten vor zwei Jahren ein Friedensabkommen geschlossen, nachdem sie vor Jahrzehnten einen blutigen Grenzkrieg (1998–2000) ausgefochten hatten.

Grafik zum Konfliktgebiet Tigray
Grafik: APA/ORF.at

Der äthiopische Ministerpräsident Abiy Ahmed erhielt für seine Bemühungen 2019 den Friedensnobelpreis. Abiy hat Äthiopien wirtschaftlich und politisch geöffnet, die ethnischen Unruhen jedoch nicht in den Griff bekommen.

Tausende in den Sudan geflohen

Vor gut einer Woche brachen diese wieder offen aus. Es kam zu Kämpfen im Norden des Landes. Dort liefert sich die Regierung einen Konflikt mit einer ethnischen Gruppe, die das Land über Jahrzehnte beherrschte. In der Region regiert die Tigray Volks Befreiungsfront TPLF, einst die dominante politische Kraft im Land.

Die Führung in Tigray hatte am Dienstag erklärt, Eritrea habe Soldaten über die Grenze geschickt, um die Regierung von Abiy zu unterstützen. Beweise legte sie nicht vor. Eritrea wies die Vorwürfe zurück. Gestern drohte die TPLF damit, Ziele in Eritrea anzugreifen. Wegen der Kämpfe sind Tausende in den benachbarten Sudan geflohen. Hunderte auf beiden Seiten kamen ums Leben.