Bildungsminister Heinz Faßmann im ZiB2-Interview
ORF
Faßmann zu Schulen

„Alle Institutionen müssen Beitrag leisten“

ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann hat am Sonntag in der ZIB2 die Umstellung auf Distance-Learning für alle Schulstufen verteidigt. Das sei die „richtige Antwort auf stark ansteigende Zahlen“, und „alle Institutionen“ müssten „ihren Beitrag leisten“. Faßmann sagte, sein Ministerium habe für eine flächendeckende Betreuung in den Schulen gesorgt. Er gehe davon aus, dass diese diesmal häufiger in Anspruch genommen werde als beim Lockdown im Frühjahr.

Der Bildungsminister sagte in der ZIB2, dass „eine kleine zweistellige Prozentzahl“ von Schülerinnen und Schülern das Betreuungsangebot der Schulen in Anspruch nehmen werde. Die Mehrbelastung für Lehrer und Lehrerinnen, die sich um Betreuung und Distance-Learning kümmern müssen, werde man mit Lehramtsstudierenden abzufedern versuchen.

In den vergangenen Monaten habe man einen Pool von rund 1.800 Studenten aufgebaut, die nun über Sonderverträge beschäftigt werden könnten. Auch Überstunden seien genehmigt worden. Außerdem sollen bei der Betreuung vor allem Lehrer aus jenen Fächern eingesetzt werden, die im Distance-Learning weniger gebraucht werden Den Schulleitungen und Lehrern sei er für ihre Flexibilität dankbar.

Langfassung: Bildungsminister Faßmann zu Schulschließungen

Seit Samstag ist klar: Auch die Schulen werden in einen neuen Lockdown gehen. ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann war Gast in der ZIB2 am Sonntag.

Betreuung und „Lernunterstützung“

Noch nicht festlegen wollte sich Faßmann auf das Vorgehen beim Zentralmatura-Haupttermin im Frühjahr. „Ich habe im letzten Sommersemester durchaus gezeigt, dass ich bereit bin, eine Zentralmatura durchzuführen, die auf die Umstände der Zeit Rücksicht nimmt. Wenn wir sehen, dass sich die Zeiten nicht ändern, werde ich Ähnliches tun.“ Jetzt sei es aber erst Mitte November: Bereits jetzt zu sagen, was bis zum Zeitpunkt der Matura noch passiere, wäre noch verfrüht.

Unterstützung soll es auch für Volksschüler geben, die mit den „Arbeitspaketen“ Probleme haben. Sie sollen in der Schule auch Lernunterstützung bekommen, möglich sei das auch in Kleingruppen: „Da sind wir sehr flexibel.“

„Virusrobuste“ Schule nach 7. Dezember

Dass er sich zuvor gegen die Schulschließungen gestemmt habe, diese nun aber ankündigen musste, wollte Faßmann nicht „personalisiert“ diskutieren. „Am Ende des Weges“ müsse man eine „vernünftige Lösung in einer sehr schwierigen Zeit finden.“ Schule sei „kein Treiber der Infektion“, sagte der Minister, aber auch „kein isolierter Ort in der Gesellschaft“: „Wenn die Infektionen insgesamt zunehmen, dann schwappt halt auch viel an Infektion in die Schule hinein.“ Dass Schulen am 7. Dezember als erste Institutionen wieder geöffnet werden sollen, sah er als Erfolg in der Debatte an.

Unfreiwillige Schulpause

Ab Dienstag gilt für alle Schüler nur noch Fernunterricht. Bei Bedarf werden Schulen zu Betreuungszwecken geöffnet. Unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen soll der Schulbetrieb ab 7. Dezember wieder aufgenommen werden. Aber bis dahin gilt es riesige Hürden zu bewältigen.

Faßmann sagte, dass alle Schulstufen am 7. Dezember wieder im Unterricht sein sollen – allerdings unter „veränderten hygienischen Bedingungen“. Man wolle eine „virusrobuste“ Schule – und man brauche ein schnelles Testen bei Verdachtsfällen.

„Eine politische Entscheidung“

Die Umstellung auf Distance-Learnung war auch ein zentrales Thema in der ORF-Diskussionssendung „Im Zentrum“. Clemens Martin Auer, Sonderbeauftragter für Gesundheit im Gesundheitsministerium, sagte: „Im Endeffekt war es eine politische Entscheidung.“ Die Coronavirus-Ampelkommission hatte sich am Donnerstag fast einstimmig für das Offenhalten der Schulen ausgesprochen, nur die Vertreterin des Bundeskanzleramts hatte sich enthalten. Auer sagte, die Begründung für die Schließung sei, dass man möglichst viele Kontakte vermeiden wolle. Er könne mit der Entscheidung „gut leben“.

„Im Zentrum“: Hilft nur der komplette Lockdown?

Die zweite Welle der Coronavirus-Pandemie rollt weiter, der vor zwei Wochen verhängte Teil-Lockdown drückt die Infektionszahlen bis jetzt nicht nach unten. Ob jetzt auch noch die Schulen und die Geschäfte geschlossen werden müssen, darüber ist eine heftig geführte Debatte entbrannt.

Dorothee von Laer, Virologin der Medizinischen Universität Innsbruck, verwies auf eine indische Studie, laut der Kinder sehr wohl zum Infektionsgeschehen beitragen würden. Es gebe aber unterschiedliche Ansätze, so sei etwa Irland trotz Weiterführung des Unterrichts bei der Pandemiebekämpfung recht erfolgreich. Peter Klimek, Komplexitätsforscher des Complexity Science Hub Vienna, sagte, einzelne Maßnahmen seien sehr schwer getrennt von anderen zu bewerten. Eine Metastudie des Complexity Science Hub Vienna bestätigte im Juli eine Wirkung von Schulschließungen, vor allem, weil Eltern dadurch auch zu Hause bleiben müssen.