Moldawien: Maia Sandu wird erste Staatspräsidentin

Die proeuropäische Oppositionspolitikerin und frühere Regierungschefin Maia Sandu wird die erste Frau im höchsten Amt Moldawiens.

Wie die Wahlbehörde in Chisinau in der Nacht auf heute nach Auszählung von 96 Prozent der Wählerstimmen bekanntgab, konnte Sandu in der Präsidentenstichwahl von gestern 52,63 Prozent der abgegebenen Stimmen auf sich vereinen und sich damit gegen den prorussischen Noch-Amtsinhaber Igor Dodon durchsetzen, der auf 47,37 Prozent kam.

Sandu dürfte ihren Vorsprung in den kommenden Stunden weiter ausbauen, da die Stimmen der im Ausland wohnhaften moldawischen Wähler bisher nicht ausgezählt sind. In der ersten Runde der Präsidentenwahl waren mehr als 70 Prozent der im Ausland abgegebenen Stimmen auf die proeuropäische Politikerin entfallen.

Amtsinhaber noch „optimistisch“

Die 48-Jährige dankte am Abend allen Wählern im In- und Ausland, sich trotz Coronavirus-Pandemie, eines abstoßenden Wahlkampfes und einer vielerorts mühsamen Stimmabgabe beispiellos mobilisiert zu haben, da ihnen das Schicksal ihres Landes „nicht gleichgültig“ sei.

„Ich verneige mich vor Ihnen allen“, sagte die einstige Harvard-Studentin. Sandu warnte zudem, dass „es in den kommenden Stunden eine Menge Druck geben wird“, und forderte Polizei und Wahlbehörden ausdrücklich auf, ihre Pflicht zu tun und keinerlei Betrug bei der Auszählung der Stimmzettel zuzulassen. Die Bürgerinnen und Bürger ersuchte die Oppositionspolitikerin, „wachsam“ zu bleiben und „ruhig Blut“ zu bewahren.

Amtsinhaber Dodon gab sich indes trotz seiner sich abzeichnenden Wahlniederlage „recht optimistisch“: Laut „eigenen Hochrechnungen“ werde er die Wahl „im Inland“ gewinnen, doch sei er auch „auf eine Niederlage vorbereitet“, da die Stimmen der Diaspora das Wahlergebnis eindeutig beeinflussen würden, so der 45-jährige Sozialist.