Athen: Aufenthaltsort von Tausenden Asylwerbern unbekannt

Im Schatten der CoV-Pandemie sorgt in Griechenland auch die Flüchtlingsfrage weiter für Schlagzeilen. So wurde bekannt, dass bei rund der Hälfte jener Flüchtlinge, die in Griechenland einen Asylantrag gestellt haben, aktuell kein Aufenthaltsort bekannt ist.

„Wir wissen nicht genau, wo sich Tausende Asylwerber befinden, deren Antragsverfahren noch nicht abgeschlossen wurde“, räumte Migrations- und Asylminister Notis Mitarakis Ende der vergangenen Woche ein.

Bei einer Pressekonferenz zur Asyl- und Migrationsstrategie bezifferte Mitarakis die Zahl der noch offenen Asylanträge mit 84.000. Bis zum 15. Jänner werde die Vergabe elektronisch lesbarer Identitätspapiere für die Betroffenen beendet sein, dann werde man „ein viel klareres Bild haben, wer von ihnen sich tatsächlich in Griechenland aufhält“.

Er fügte hinzu, dass bisher 32.574 Menschen einen abschlägigen Bescheid auf ihren Asylantrag erhalten haben. Bei vielen sei aber auch nichts über ihr jetziges Schicksal oder ihren Aufenthaltsort bekannt.

Türkei nimmt seit März keine Flüchtlinge mehr zurück

Mitarakis wollte nicht ausschließen, dass zahlreiche von ihnen illegal in Griechenland leben oder auf illegalem Wege in andere EU-Staaten weitergereist sind. Hintergrund sei die Tatsache, dass die Türkei seit dem 10. März keine abgelehnten Asylwerber mehr zurücknehme, wie es an sich vertraglich zwischen Ankara und der EU geregelt wurde. Als Grund für die ablehnende Haltung führe die türkische Seite die CoV-Pandemie ins Feld, so der Minister.

Weiters sagte der Politiker der konservativen Regierungspartei Nea Dimokratia (ND): „Wenn wir als Europa an unseren Außengrenzen versagen, dann versagen wir auch an den Innengrenzen.“ Natürlich wolle Griechenland nicht, dass die Betroffenen illegal weiterreisen, aber in der Praxis sei das häufig der Fall.

Niemand wisse, wie viele Menschen jeden Monat illegal in andere EU-Staaten unterwegs seien. Aus diesem Grund müsse man die Möglichkeiten legaler Einreisen unterstützen, was nach konkreten Regeln erfolgen müsse. Keinesfalls dürfe man diesen Prozess aber Schleppern überlassen.