Rudolf Anschober
APA/Georg Hochmuth
Contact-Tracing

Neuer Appell zu „Stopp Corona“-App

Angesichts der steigenden CoV-Zahlen in Österreich und der schwindenen Kapazitäten im Gesundheitsbereich hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) mit dem Bundesrettungskommandanten des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, und dem Präsidenten der Ärzekammer (ÖÄK), Thomas Szekeres, am Montag in einer gemeinsamen Pressekonferenz an die Bevölkerung appelliert, die Möglichkeit der „Stopp Corona“-App zu nutzen.

Damit könne jeder einen Beitrag im Kampf gegen das Coronavirus und die Überlastung des Gesundheitssystems leisten. Anschober wies erneut auf die beschränkten Kapazitäten auf den Intensivstationen hin. Man müsse „deutlich runter, was den Zulauf betrifft“, so Anschober. Im Schnitt werde man diese Woche laut Prognose 7.000 Neuinfektionen pro Tag haben, warnte Anschober. Das sei zu hoch.

Die App zu verwenden sei eine hilfreiche Unterstützung, bei der jeder mitmachen könne. Die App sei sehr benutzerfreundlich, so auch Foitik: „Runterladen und einmal aktivieren!“ Wenn man selbst bzw. jemand, mit dem man Kontakt gehabt habe, das Virus habe, komme die App ins Spiel. Auch Foitik appellierte, die App herunterzuladen. „Es ist ein wesentlicher, aber sehr einfacher Beitrag, Menschen zu schützen“, so Foitik.

Die „Stopp Corona App“ des Roten Kreuzes
APA/Roland Schlager
Die App soll helfen, die Pandemie zu bekämpfen

Freiwilligkeit bleibt

Anschober wandte sich erneut gegen eine Verpflichtung, die App herunterzuladen. Die Diskussion, die politisch im Mai, Juni geführt worden sei, habe in gewisser Hinsicht zur Verunsicherung beigetragen. Es werde sich an der Freiwilligkeit nichts ändern, versicherte Anschober. Das sei auch der Grundkonsens in der Regierung.

Laut Anschober hat das Gesundheitsministerium die Finanzierung übernommen. Knapp eine Million Euro umfasse die Gesamtförderung für Weiterbetrieb und Ausbau, so der Minister. Österreich werde auch an dem Gemeinschaftsprojekt der EU teilnehmen. Ab 14. Dezember werde die heimische App mit den Apps der anderen EU-Teilnehmerstaaten zusammenarbeiten und auch die Warnungen funktionieren.

Szekeres: Wesentliche Hilfe

Die App sei eine der wesentlichen Hilfen bei der Unterbrechung der Infektionsketten neben dem Contact-Tracing, so auch Szekeres. Man sollte so schnell wie möglich von dem Kontakt erfahren und diese Information auch so schnell wie möglich weitergeben. Das könne man aber nur, wenn man selbst davon erfahren habe, machte auch Szekeres Werbung für die App. Man könne tagelang infektiös sein, ohne dass man etwas merkt, so der Präsident der Ärztekammer weiter. Die App sei daher eine große Hilfe, im Falle einer Infektion könne die App die Kontakte schnell erreichen.

Warum die App wichtig ist

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, Gerry Foitik, und der Präsident der Ärztekammer, Thomas Szekeres, appellierten an die Bevölkerung, die „Stopp Corona“-App zu verwenden.

Vorbereitungen für Zeit nach dem Lockdown

Anschober skizzierte auch drei zentrale Vobereitungspunkte für die Zeit nach dem Lockdown. Der Schutz älterer Menschen solle deutlich ausgebaut werden, nicht nur in Alters- und Pflegeheimen, kündigte Anschober an. Die zweite Frage sei die von Massentests, so Anschober weiter. Man teste spezifische Gruppen schon jetzt, Anschober verwies etwa auf Alters- und Pflegeheime, wo wöchentlich getestet werde. Der Ausbau der Massentests und Screenings sei wichtig, der Weg werde diese Woche skizziert.

Der dritte Bereich sei der Ausbau des Kontaktpersonenmanagements. Das sei auch eine Personalfrage, das Personal werde aufgestockt, Anschober nannte etwa Personal des Bundesheeres und Arbeitslose. Das System werde ebenfalls gestärkt.

Studie zu Apps: Vertrauen wichtig

Eine Studie beschäftige sich nun auch mit den CoV-Apps im Frühjahr. Der Schluss der Untersuchung: Regierungen müssen laut Schweizer Forschern mehr für das Vertrauen der Bevölkerung in diese Apps tun. Eine echte Wirkung könnten Smartphone-Apps, die etwa Bluetooth-Technologie für Kontaktnachverfolgung bei CoV-Infektionen nutzen, erst mit ausreichend Nutzern und Nutzerinnen erzielen. Solange die Wirkung der Apps in den Augen der Menschen nicht belegt ist, laden sie viele Menschen aber nicht herunter, wie Alessandro Blasimme und Effy Vayena vom Fachbereich Gesundheitswissenschaften und Technologie der ETH Zürich in der Fachzeitschrift „Science“ schreiben.

Die Downloadzahlen der Apps blieben laut den Forschern in vielen Staaten deutlich hinter den Erwartungen zurück. In Studien im April und Mai etwa in den USA, der Schweiz und Italien hätten sich zwischen 55 und 70 Prozent der Erwachsenen in allen Altersgruppen zur Nutzung einer CoV-App bereit gezeigt. Die tatsächlichen Nutzerquoten lagen dann aber in allen betrachteten Staaten teils deutlich unter 30 Prozent der Bevölkerung.

Wegen der außergewöhnlichen Umstände der Krise seien die Pläne für die Einführung der Apps in diesen Staaten vielfach ohne Einbindung der Öffentlichkeit geschehen, geben die Autoren zu bedenken. „In demokratischen Ländern führt das wahrscheinlich zum Untergraben von Vertrauen in technische Lösungen, vor allem wenn sie eine durchdringende Überwachungslogik verkörpern, die demokratischen Idealen entgegenzustehen scheint.“ Abhilfe könnten deshalb Kontrollgremien für die Regelung der Apps auf nationaler Ebene schaffen, in die neben Experten auch zivilgesellschaftliche Vertreter eingebunden seien, heißt es in der Studie. Außerdem sollte die Bevölkerung besser eingebunden werden.