Grünes Gewölbe in Dresden
APA/AFP/dpa/Sebastian Kahnert
Grünes Gewölbe

Festnahmen ein Jahr nach Juwelendiebstahl

Knapp ein Jahr nach dem Kunstdiebstahl im Grünen Gewölbe im deutschen Dresden hat die Polizei Dienstagfrüh in Berlin drei Tatverdächtige festgenommen, wie die Staatsanwaltschaft Dresden am Dienstag mitteilte. Den Beschuldigten würden schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung in zwei Fällen vorgeworfen. Es handelt sich um drei Männer im Alter von 23, 23 und 26 Jahren, wie die Staatsanwaltschaft weiter mitteilte.

Seit der Früh wurden insgesamt 18 Objekte in der Hauptstadt durchsucht, darunter zehn Wohnungen sowie Garagen und Fahrzeuge. Laut Behörden sind dabei knapp 1.640 Polizeibeamte im Einsatz. „Es ist auch unser Ziel, nach den entwendeten Juwelen zu suchen“, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden. Bisher wurden aber keine Kunstschätze gefunden. Im Zentrum der Maßnahmen stehe neben der Suche nach den gestohlenen Kunstschätzen auch das Auffinden möglicher Beweismittel, etwa Speichermedien, Bekleidungsstücke und Werkzeuge.

Die Polizei sucht auch nach zwei weiteren Verdächtigen aus dem Berliner Clanmilieu, wie zu Mittag bekanntwurde. Den beiden gesuchten 21-Jährigen würden schwerer Bandendiebstahl und Brandstiftung vorgeworfen, teilte die Dresdner Staatsanwaltschaft am Dienstag weiter mit.

Juwelenzimmer im Grünen Gewölbe in Dresden
APA/AFP/dpa/Sebastian Kahnert
Das spektakuläre Grüne Gewölbe ist voll von Schätzen

Beute von kaum messbarem Wert

Bei einem der spektakulärsten Einbrüche der vergangenen Jahrzehnte hatten Unbekannte im November 2019 in Dresden aus der berühmten Schatzkammer Grünes Gewölbe Kunstschätze von kaum messbarem Wert gestohlen. Die Einbrecher waren durch ein Fenster in das Grüne Gewölbe im Residenzschloss der sächsischen Landeshauptstadt eingedrungen. Binnen Minuten stahlen sie aus einer Ausstellungsvitrine historischen Juwelenschmuck von großem Wert. Anschließend flohen sie mit einem Auto, das sie später in Brand setzten.

Ermittler: Täter im Clanmilieu

Der Schwerpunkt der Durchsuchungen vom Dienstag sei im Stadtteil Berlin-Neukölln, so die Polizei. Neben Einsatzkräften aus Sachsen seien auch Spezialeinsatzkräfte des Bundes und der Länder Baden-Württemberg, Berlin, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an den Maßnahmen beteiligt. Die festgenommenen deutschen Staatsbürger gehören nach Angaben aus Ermittlerkreisen dem Berliner Clanmilieu an. Auch die beiden weiteren Verdächtigen sollen zu der polizeibekannten arabischstämmigen Großfamilie gehören. Die"Bild"-Zeitung nennt dabei den Remmo-Clan. Aufgrund des Polizeieinsatzes sei den ganzen Tag mit erheblichen Verkehrseinschränkungen im gesamten Stadtgebiet von Berlin zu rechnen.

Die Ermittler haben indes kaum Hoffnung, dass die Objekte nach Dresden zurückkehren. „Da müsste man sehr viel Glück haben, dass man die ein Jahr nach der Tat noch finden würde“, sagte der Sprecher der Dresdner Polizei, Thomas Geithner, am Dienstag vor Journalisten in Berlin. Doch: „Die Hoffnung stirbt zuletzt.“ Der eigentliche Erfolg sei die Festnahme der Verdächtigen.

In dem Fall hatte es schon mehrere Einsätze in Berlin gegeben. Im September standen Betriebsstätten im Blickpunkt, hier ging es möglicherweise um das Fluchtauto. Zuvor fand die Sonderkommission „Epaulette“ Beweismaterial in einem Neuköllner Internetcafe und einer Wohnung.

Clanmitglieder stahlen 100-Kilo-Goldmünze

Es wäre nicht das erste Mal, dass Mitglieder eines Clans für einen spektakulären Einbruch in ein Museum verantwortlich sind. 2017 wurde aus dem Bode-Museum auf der Berliner Museumsinsel eine 100 Kilogramm schwere Goldmünze im Wert von 3,75 Millionen Euro gestohlen. Drei Männer eines arabischstämmigen Clans wurden später zu mehrjährigen Haftstrafen und insgesamt zu einem Wertersatz von 3,4 Millionen Euro verurteilt. Die Polizei nimmt an, dass die Münze eingeschmolzen wurde.

Festnahmen nach Kunstdiebstahl

Drei Männer wurden in Zusammenhang mit dem spektakulären Kunstdiebstahl im Dresdner Grünen Gewölbe festgenommen. Die Polizei sucht allerdings weiterhin nach den entwendeten Juwelen.

Mit großer Gewalt vorgegangen

Bei dem Einbruch ins Grüne Gewölbe waren die Täter mit großer Gewalt vorgegangen. Sie waren in das berühmte Museum eingedrungen und hatten Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten gestohlen. Nach Angaben der Ermittler waren sie über eines der vergitterten Fenster ins Residenzschloss eingestiegen und dann gezielt ins Juwelenzimmer gegangen. Sie hätten in der Dunkelheit viele Stücke übersehen. Ein von der Polizei veröffentlichtes Überwachungsvideo zeigt zwei Einbrecher, die mit Taschenlampen den dunklen Raum betreten und mit einer Axt auf die Vitrine einschlagen.

Aus dem Grünen Gewölbe gestohlenes Schmuckstück
Reuters/Polizeidirektion Dresden
Ein Schmuckstück, das aus dem Grünen Gewölbe gestohlen wurde

Die Vitrine „zeigt ein Kampffeld“, sagte der Direktor des berühmten Museums im Residenzschloss, Dirk Syndram, kurz nach dem Einbruch. Sie habe drei Löcher. „Von der Brillantgarnitur sind wichtige Schmuckstücke herausgenommen worden“, sagte er. Dazu gehöre die Epaulette, eine Schulterklappe mit dem Diamanten „Sächsischer Weißer“. Aber der zahlenmäßig größere Teil der Garnitur wie Schuhschnallen und Knöpfe sei noch da. Der brillantene Hofdegen sei nicht in Reichweite der Diebe gewesen, auch die beiden Perlenketten der Königin blieben verschont, darunter „die unschätzbar wertvolle mit sächsischen Süßwasserperlen“.

Museen verteidigen Wachpersonal

Die Wachleute waren nicht eingeschritten, was anschließend für eine Diskussion über die Sicherheit in deutschen Museen führte.
Der Kaufmännische Direktor Dirk Burghardt verteidigte nach dem Einbruch die Zurückhaltung der Wachleute. Laut Burghardt gab es innerhalb „kürzester Zeit“ drei Alarmierungen, die erste beim Einstieg in den Preziosensaal. Einer der beiden Wachleute habe sich dafür entschieden, den Notruf zu wählen und nicht den Alarmknopf zu drücken. Dieser signalisiere nur, dass etwas nicht in Ordnung sei. Dank des direkten Drahts zur Polizei habe das Gespräch gleich aufgezeichnet werden können.

Ein weiterer Grund für die Entscheidung, nicht selbst einzugreifen, sei die „brachiale Gewalt“, mit der einer der Täter auf die Vitrine eingeschlagen habe. Die Wachleute hätten sich entschieden, auf die Polizei zu warten.

Das historische Grüne Gewölbe wurde 1945 teilweise zerstört und bis 2006 authentisch wiederhergestellt. Höhepunkt des Museumsbestands ist das Juwelenzimmer mit vier Hightech-Vitrinen, in denen Diamanten und Brillanten auf tiefdunkelblauer indischer Rohseide lagen.