Nach Schiffskontrolle: Türkische Zeitung zeigt Merkel als Piratin

Nach der abgebrochenen Durchsuchung eines türkischen Frachtschiffs durch deutsche Marinesoldaten hat eine Tageszeitung in der Türkei Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel als Piratin dargestellt. Die CDU-Politikerin war in der heutigen Ausgabe der oppositionellen Zeitung „Sözcü“ mit Piratenhut, Jacke und Schwert abgebildet. Darunter steht: „Die deutsche Bundeskanzlerin Merkel schweigt zur Piraterie.“

Als Titel schrieb das Blatt auf Deutsch: „Deutsche Piraterie“. Die regierungsnahe Zeitung „Yeni Safak“ titelte: „Piraterie im Mittelmeer“.

Türkei wertete Kontrolle als rechtswidrig

Die deutsche Marine war am Sonntagabend zur Kontrolle des UNO-Waffenembargos gegen Libyen an Bord eines türkischen Frachtschiffs im Mittelmeer gegangen. Die Soldaten wollten die Ladung kontrollieren, mussten die Aktion jedoch nach Angaben des Einsatzführungskommandos abbrechen, weil die türkische Seite Einspruch eingelegt hatte.

Die Türkei wertet die Kontrolle des Frachtschiffs als rechtswidrig und hatte nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu gestern den Geschäftsträger der deutschen Botschaft aus Protest vorgeladen.

Auch die Botschafter Italiens und der Europäischen Union seien wegen des Vorfalls vorgeladen worden, berichtete Anadolu unter Berufung auf das Außenministerium in Ankara. Man habe ihnen eine diplomatische Note überreicht, in der deutlich gemacht worden sei, dass die Aktion gegen internationales Recht verstoße und die Türkei sich das Recht auf Entschädigung vorbehalte. Eine offizielle Bestätigung für die Vorladungen liegt nicht vor.

Kramp-Karrenbauer verteidigt Kontrolle

Die deutsche Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer verteidigte die Kontrolle. „Die Bundeswehrsoldaten (haben) sich vollkommen korrekt verhalten“, sagte die Ministerin heute bei einem außenpolitischen Forum der Körber-Stiftung in Berlin. „Sie haben das getan, was im Rahmen des europäischen Mandates ‚IRINI‘ von ihnen verlangt wird.“ Die Mission „IRINI“ soll Waffenlieferungen in das Bürgerkriegsland Libyen unterbinden.