Tatiana Akhmedova
AP/PA/Rick Findler
Oligarchenscheidung

Schlammschlacht mit allen Tricks

Die 2016 als teuerste Scheidung Großbritanniens titulierte Trennung des Oligarchen Farchad Achmedow von seiner Frau Tatjana hat noch ein dramatisches Nachspiel. Tatjana Achmedowa hatte kürzlich ihren Sohn Temur geklagt. Dieser soll laut der Klage seinem Vater geholfen haben, Vermögen „verschwinden“ zu lassen. Bei der Schlammschlacht, bei der so gut wie um alles gestritten wird, werden nun offenbar von beiden Seiten auch alle Tricks verwendet – bis hin zur Razzia.

Zu den ungewöhnlichen Mitteln griff Achmedowa, weil ihr Ex-Mann Farchad sich immer noch weigert, die gewaltige Summe von 453 Millionen Pfund (508 Millionen Euro) auszuzahlen, bzw. Überweisungen offenbar zu langsam kommen. Er verwies dabei immer wieder auf die Scheidung in Russland selbst. Tatjana hatte nämlich nicht in Russland, sondern vor einem Gericht in Großbritannien sehr zur Unbill des Gatten bei der Scheidung fast die Hälfte des Vermögens des Oligarchen mit guten Kontakten zu Kreml-Chef Wladimir Putin zugesprochen bekommen.

Achmedowa errang nun vor Gericht, – sie hatte nun in den USA und wieder in Großbritannien ihren Gatten und ihren Sohn geklagt – einen ersten Erfolg. Laut dem Gericht in Kalifornien, muss nun Google alles persönlichen E-Mails des Oligarchensohnes herausgeben. Die Anwälte Achmedowas erhoffen sich dadurch Belege für das ihrer Meinung nach abgekartete Spiel des Sohnes mit dem Vater.

Superyacht Luna
Reuters/Christopher Pike
Die Oligarchenluxusjacht „Luna“

Streit über Privatjet, Luxusjacht und Co.

Die E-Mails und andere elektronische Kommunikation gelten nun als Beweismittel in der Klage. Google selbst ist über die Anweisung des Gerichts nicht begeistert. Es sei ein Bruch mit den strengen Privatheitsregeln gegenüber Usern und Userinnen. Zuvor hatte Google versucht, die Herausgabe mit dem Argument zu verhindern, dass Temur Achmedow aufgrund der Privatsphäre zustimmen müsste – das Gericht sah das schließlich aber anders. Google muss nun alle E-Mails, Dokumente und andere Informationen, die mit zwei E-Mail-Konten zusammenhängen, zusammenstellen und 90 Tage lang aufbewahren, so die Anweisung des Gerichts.

Bei der neuerlichen Scheidungsklage, deren Ausgaben für Achmedowa von dem Prozessfinanzierer Burford Capital vorgestreckt wurde, wird so gut wie um alles gestritten. Darunter befinden sich etwa ein Helikopter, ein Privatjet und die Superjacht „Luna“, die zuvor dem Oligarchen Roman Abramowitsch gehörte.

58 elektronische Geräte beschlagnahmt

Tatjana hatte letzte Jahr ihren Sohn in die Streitigkeiten miteinbezogen, in dem sie ihn beschuldigte, ihrem Ex-Mann geholfen zu haben, Vermögenswerte zu verstecken, um die Scheidungssumme nicht auszahlen zu müssen. Razzien waren die Folge, da er beschuldigt wurde, dahingegendes Beweismaterial vernichtet zu haben.

Die Anwälte der Mutter suchten etwa nach einem Desktop-PC, einem Laptop, Mobiltelefonen und einer Smartwatch. Alles Dinge, zu denen Temur Achmedow laut eigenen Angaben angab, sie bei einem Umzug von Frankreich nach London verloren zu haben. Insgesamt wurden 58 elektronische Geräte beschlagnahmt, 47 davon sollen Temur Achmedow selbst gehören, wie die „Financial Times“ schrieb.

Auch PlayStation und Peppa-Pig-Computer mitgenommen

Die Schweizer Zeitung „Blick“ zitierte einen Freund des Sohnes von Tatjana. „Er ist sauer, dass sein eigenes Kind aufgrund der Aktionen seiner Großmutter durch dieses Trauma gehen musste“, so die Zeitung. Temur soll nun wütend auf seine Mutter sein. Laut dem „Blick“ bezeichnete er die Hausdurchsuchung als „etwas aus einem totalitären Regime“.

Laut der „Financial Times“ bezeichnete Temur Achmedow die ganze Hausdurchsuchung als „nutzlos“. Unter den beschlagnahmten Geräten seien auch eine alte PlayStation und ein Peppa-Pig-Kindercomputer, der seiner kleinen Tochter gehöre, wurde ein Sprecher von Achmedow zitiert. Temur hoffe, dass seine Mutter und ihre Anwälte viel Spaß beim Lesen seiner alten Highschool-Mails haben werden, so der Sprecher. Temur habe nichts zu verbergen. Die Aktion zeige nur die Verzweiflung seiner Mutter.