Skifahrer im Skigebiet
ORF.at/Christian Öser
Lockdown

Skifahren erhitzt weiter die Gemüter

Trotz Lockdown sollen die Menschen in Österreich ab dem 24. Dezember auf den Pisten Ski fahren gehen können. Doch das Skivergnügen wird vorwiegend Einheimischen vorbehalten bleiben, haben doch alle Hotels und Gastronomiebetriebe geschlossen, die Seilbahnen aber geöffnet. Hüttengaudi und Co. wird es jedenfalls keine geben, so viel steht fest. Doch viele weitere Fragen sind offen.

Etwa, wie viele Skigebiete überhaupt aufmachen werden. Die heimischen Seilbahngesellschaften kündigten nach den bekanntgewordenen Maßnahmen der Regierung eine Art Notbetrieb während der Weihnachtsferien an. Einige kleinere Skigebiete weitab von Ballungsräumen würden sich ein Aufsperren unter diesen Bedingungen überlegen, sagte etwa Erich Egger, Sprecher der Salzburger Seilbahnwirtschaft: „In Rauris (Pinzgau, Anm.) zum Beispiel, muss sich unser Kollege Siegfried Rasser wirklich überlegen, ob er aufsperrt. Weil wenn er ein, zwei bis drei Prozent Anteil an einheimischen Gästen hat, dann zahlt sich das nicht aus. Das bringt ihn ja wirklich an den finanziellen Ruin.“

Dass überhaupt irgendein Skigebiet alle Anlagen öffnet, davon geht man in Salzburg nicht aus. Die erwarteten Umsatzverluste bis zum Ende der Weihnachtsferien sind enorm – etwa in Zell am See. Unter diesen Voraussetzungen rechnet Egger mit einem Verlust von 90 Prozent – mehr dazu in salzburg.ORF.at .

Skifahrer neben Sessellift auf der Skipiste
ORF.at/Christian Öser
Viele Liftbetreiber wollen auf einen Notbetrieb umstellen und nicht alle Pisten öffnen

Allerorts rechnen die Verantwortlichen mit großen Einbußen. Insbesondere die fehlenden deutschen Gäste bereiten den Betreibern große Sorge. Auch in der Steiermark äußerte sich Fabrice Girardoni, Obmann der steirischen Seilbahnen, zum Thema Skifahren in der Pandemie. Er hätte gerne früher aufgesperrt. „Wir bewegen uns an der frischen Luft, da ist die Ansteckungsgefahr noch einmal geringer“, so Girardoni. „Wir haben zu 94 Prozent Liftanlagen, die offen sind, das heißt, die Fahrten finden unter freiem Himmel statt. Wir hätten definitiv gerne früher aufgesperrt“ – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

„Sonst werden wir überrannt“

Das Skigebiet Kleinwalsertal in Vorarlberg hat sich bereits entschieden. Da das Skigebiet fast ausschließlich von deutschen Gästen lebt, passt man sich an die deutschen Regelungen an und sperrt nicht am 24. Dezember, sondern erst am 10. Jänner auf.

Warum man sich dazu entschlossen hat, formuliert der Vorstand der Kleinwalsertaler Bergbahnen AG, Andreas Gapp, so: „Die Antwort lautet: Verantwortung. Das Kleinwalsertal, das an den Lebensraum Allgäu/Bayern angeschlossen ist, hat Ausnahmegenehmigungen beim Grenzverkehr. Und wenn wir unsere Anlagen aufsperren würden, dann befürchten wir, dass wir überrannt werden und dass dann auch diese Ausnahmegenehmigungen gefährdet sind.“

Wo aufwärmen? Wo auf die Toilette gehen?

Der Obmann des Fachverbandes der Österreichischen Seilbahnen in der Wirtschaftskammer, Franz Hörl, wollte am Donnerstag nicht abschätzen, wie viele Seilbahnen mit 24. Dezember tatsächlich aufsperren und wie viele wegen der Berggastronomieproblematik geschlossen bleiben könnten: „Das ist Kaffeesudleserei.“ Man werde nun die genaue Verordnung abwarten und sich bis kommende Woche mit allen Verantwortlichen an Ort und Stelle – unter anderem mit der Bergrettung – beraten.

Wenn es keine Möglichkeit gebe, vor allem in höher gelegenen Skigebieten, sich in einer Hütte aufzuwärmen, stelle das ein „hohes Risiko“ dar. Bei einer Öffnung der Seilbahnen stelle sich dann schon die Frage der Gemeingefährdung. Es gebe aber generell den „unbedingten Willen“, am 24. Dezember zu starten, fasste Hörl die Stimmung unter den Seilbahnbetreibern zusammen. Man könne auch nicht von den Wirten erwarten, dass sie zwar die Hütte geschlossen haben, aber das WC für die Skifahrer öffnen. Außerdem bestehe dann die Gefahr, dass sich die Leute ins WC drängen, wenn ihnen draußen zu kalt ist, befürchtet Hörl.

Quarantäne für alle aus dem Ausland ab 19. Dezember

Dass Touristinnen und Touristen noch bis zumindest Mitte Jänner ausbleiben werden, stelle für den Wintertourismus – vor allem in Westösterreich – eine „mittlere Katastrophe“ dar, so der Seilbahn-Chef und Zillertaler Hotelier. Schuld sei aber nicht die schwarz-grüne Bundesregierung, sondern ganz einfach die nach wie vor zu hohen Infektionszahlen und die Situation auf den internationalen Märkten aufgrund der Reisewarnungen. „Die Bundesregierung hat sich maximal angestrengt“, konstatierte der ÖVP-Politiker und verwies auf die entsprechenden Fördermaßnahmen – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Skifahrer besteigen eine Gondel
ORF.at/Christian Öser
Skigebiete hätten sich schon Konzepte überlegt, heißt es. Wie diese vielerorts aussehen, ist noch völlig offen.

Tagesgäste sind jedenfalls möglich, jedoch nicht aus dem Ausland, wie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Dienstag bei der Pressekonferenz zu den Lockdown-Lockerungen bekanntgab. Für Reiserückkehrerinnen und -rückkehrer bzw. Österreicherinnen und Österreicher, die im Ausland leben, sowie alle anderen, die aus dem Ausland einreisen, gilt eine zehntägige Quarantänepflicht ab 19. Dezember bis 10. Jänner. Nach fünf Tagen kann man sich „freitesten“. Für Pendler und Geschäftsreisende wird es Ausnahmen geben, so möglicherweise auch für die Grenzregionen in Vorarlberg zur Schweiz. Die Quarantäneregeln richten sich nach einer 14-Tage-Inzidenz, nicht wie bisher üblich nach einer 7-Tage-Inzidenz. Diese soll unter 100 sein.

„Skifahrernation schlechthin“

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) wiederholte am Donnerstag im Ö1-Journal, es sei immer klar gewesen, dass Infektionszahlen für die Öffnungsschritte ausschlaggebend sein würden. Österreich hat derzeit eine 7-Tage-Inzidenz von 292 (Stand: Donnerstag, 14.00 Uhr). Doch Österreich sei auch ein Tourismusland, so Köstinger: „Wir sind die Skifahrernation schlechthin. Für uns war es auch klar, dass wir zumindest das Skifahren auch für die Einheimischen in diesem Winter zu Weihnachten ermöglichen wollen, um damit halt eben auch etwas mehr Erholung und Freizeit einfließen lassen zu können.“

Sie versprach, Seilbahnbetreiber mit dem Fixkostenzuschuss II zu unterstützen. „Vor allem das Betreiben der Seilbahnen ist ja auch sehr energie- und arbeitsintensiv, und es macht fast keinen Unterschied für die Betreiber, ob da jetzt tausend Menschen stehen oder hundert“, begründete das die Tourismusministerin. Sie gab allerdings zu, dass jene Skigebiete, die in der Nähe von Ballungszentren liegen, sich etwas überlegen müssten. Da habe man bereits „etwas vorbereitet“. Als Beispiel nannte sie etwa Stuhleck in der Steiermark, das von Wien aus schnell für einen Tagesausflug erreichbar sei.

Streit über Skiverbot in Österreich

Seit Tagen wird über einen möglichen Ski-Lockdown diskutiert. Betreiber werben mit Konzepten, die ein sicheres Skifahren ermöglichen sollen. Gleichzeitig fordern Politiker in den Nachbarländern, dass Österreich seine Lifte sperrt. Zu präsent sind noch die Bilder aus Ischgl, von wo aus sich das Virus vergangenen März in halb Europa verbreitet hat. Eine Skination ohne Skifahren? Was würde das für die Wirtschaft bedeuten?

Zweite Runde Massentests geplant

Auf dem Semmering in Niederösterreich und auf der Bürgeralpe in Mariazell (Steiermark) wurde laut dem Salzburger Unternehmen ÖWD security systems bereits ein spezielles Sprühnebelgerät zur „Vernebelungsdesinfektion“ in den Gondeln installiert, gab das Unternehmen in einer Aussendung bekannt. Kabinen könnten so „in nur zwei Sekunden komplett von Viren und Keimen befreit“ werden.

Um Gäste aus dem Ausland gehe es dann erst ab 7. Jänner, fuhr Köstinger fort. „Ich gehe fix davon aus, dass der 7. Jänner für das Aufsperren der Hotelleriebetriebe und Gastronomiebetriebe hält“, sagte die Tourismusministerin mit Verweis auf die Massentests, die beispielsweise in Wien am Freitag starten. Kurz nannte am Mittwoch in der ZIB2 den 6. Jänner als mögliches Datum für eine zweite Massentestrunde.