Eine Frau mit Schutzmaske und -brille sitzt an einer Coronavirus-Teststation vor einem Laptop
APA/EXPA/Erich Spiess
CoV-Massentests

Großer Andrang und IT-Probleme

Am Freitag sind die ersten Teststraßen in Wien, Tirol und Vorarlberg für den bundesweiten Coronavirus-Massentest in Betrieb gegangen. Doch schon zu Beginn gab es Probleme mit der vom Bund bereitgestellten Software. Tirol stieg auf ein eigenes System um. Pannen gibt es auch beim Anmeldesystem – Linz stieg nun aus diesem aus. Beim System des Bundes werde an einer „Erweiterung gearbeitet“, hieß es.

Die oberösterreichische Landeshauptstadt werde auf ein eigenes System zurückgreifen, sagte Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ). Anlass für Linz, „die Reißleine zu ziehen“, sei das „nächste Datenchaos im Gesundheitsministerium“, sagte Luger. So seien etwa Pädagogen und Pädagoginnen bereits am Freitag mit reservierten Slots vor der Teststation im Linzer Design Center gestanden, obwohl deren Test erst am Samstag beginnen. Das Land Oberösterreich will nach dem Wochenende entscheiden, ob es seinen „Plan B“ aktiviert.

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) sprach von „keiner überraschenden Entwicklung“: „Wie so oft wird vom Bund viel angekündigt, nichts funktioniert“ – mehr dazu in ooe.ORF.at. Ähnliches wie in Linz passierte offenbar auch in Salzburg. Dort erhielten Lehrer und Lehrerinnen, deren Tests eigentlich erst am Samstag beginnen, Termine für Freitag.

Die Betroffenen erschienen und wurden auch getestet, weil das Bundesheer bereits startklar war, bestätigte das Militärkommando. Ähnliche Pannen soll es in Niederösterreich, wo nun auf ein eigenes Anmeldesystem gesetzt wird, und in der Steiermark geben.

Andrang in den Morgenstunden

Seit Freitag stehen für die Bevölkerung in Wien, Vorarlberg und Tirol mehrere Standorte für Antigen-Tests zur Verfügung. In Wien war der Andrang in den Morgenstunden groß – unter anderem bei der Stadthalle, wo eben dann das IT-System ausfiel. Die anderen Bundesländer führen die Massentests am übernächsten Wochenende durch, wobei das Burgenland am 10. Dezember als Erstes startet.

In Innsbruck gehörten lange Warteschlangen wieder der Vergangenheit an, sagte eine Sprecherin der Stadt. Mittlerweile sei die Testlage „sehr ruhig“, so die Sprecherin. Bis zum späten Freitagvormittag fanden sich rund 6.000 Personen in den Teststationen ein. 24 davon wurden zunächst positiv auf das Virus getestet, teilte die Stadt mit – mehr dazu in tirol.ORF.at. In Vorarlberg wurden in fünf Stunden nach dem Start in den 80 Stationen rund 27.000 Personen negativ auf das Coronavirus getestet, 100 positiv – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.

Fällt der Antigen-Schnelltest positiv aus, werde die betroffene Person behördlich abgesondert und mittels PCR-Test binnen 24 Stunden nachgetestet, hieß es vonseiten des Gesundheitsministeriums. Sofern der positive Antigen-Test durch den PCR-Test bestätigt wird, erfolgt die sofortige behördliche Absonderung der Kontaktpersonen der vergangenen 48 Stunden. Im Falle einer Absonderung gilt die zehntägige Quarantäne, sofern dabei Symptome auftreten, sollte der Hausarzt bzw. die Hausärztin kontaktiert werden.

Probleme auch bei aktuellen Tests

Die EDV sorgte am Starttag des Massentets allerdings für einige Probleme. In der Wiener Stadthalle – einem von drei Teststandorten in Wien – sei das elektronische Erfassungssystem ausgefallen, wie das Bundesheer berichtete. Somit werden die Daten nun analog gesammelt, also in Formulare eingetragen. An der Abwicklung oder Dauer der Untersuchungen ändere sich nichts, wurde versichert. Die Teilnehmer würden ihre Ergebnisse trotzdem sofort erhalten. Die Daten werden später ins IT-System eingetragen – mehr dazu in wien.ORF.at

Coronavirus-Massentess in der Wiener Stadthalle
APA/Georg Hochmuth
In der Wiener Stadthalle wurde die Datenerfassung auf ein analoges System umgestellt: Papier und Stift

Schon zuvor wurden in Tirol Probleme bei Software bekannt, die auf einen Dienst des Bundes zurückgegriffen hatte. Negativ getestete Personen erhielten vorerst nur verspätete oder keine Benachrichtigungen über ihr Testergebnis. Umgehend wurden die Tests auf das 1450-Tool umgestellt – mehr dazu in tirol.ORF.at. In Vorarlberg scheint hingegen mit einem eigenen System alles zu klappen.

Trotz der Pannen ist das Bundesheer mit den Massentests zufrieden. Die geplanten Zeiten könne man einhalten, hieß es. Für die getesteten Personen gebe es keine weiteren Auswirkungen. Die vom Gesundheitsministerium mit dem IT-System beauftragte A1-Tochter World Direct sprach am Freitag von „Kapazitätsengpässen“, die bereits „erkannt (sind) und an deren Erweiterung gearbeitet“ werde.

Debatte über Datum in Kärnten

Auf ein Problem, das nicht mit der IT zu tun hat, wies Kärnten hin: Auf einem Inserat der Kampagne „Schau auf dich, schau auf mich“, mit dem auf die Massentests aufmerksam gemacht wird, steht ein falsches Datum für die Testtermine in Kärnten. Statt „vom 11. Dezember bis 13. Dezember“ wird angekündigt, dass die Tests erst am 12. Dezember starten und am 13. Dezember enden.

Das Bundeskanzleramt teilte daraufhin mit: „Das Land Kärnten hat zu Beginn bekanntgegeben, dass es die Massentests am 12. und 13. Dezember durchführt. Darauf wurden dann die Kampagnenpläne von ‚Schau auf mich, schau auf dich‘ abgestellt.“ In der Zwischenzeit habe Kärnten den Zeitraum geändert. „Der zusätzliche Tag wird in künftigen Inseraten berücksichtigt“, hieß es.

Start der Massentests

Tag eins für die Massentests: In Wien, Tirol und Vorarlberg wird seit Freitagfrüh getestet. Die EDV sorgte für Probleme – Auswirkungen für die getesteten Personen gebe es keine, hieß es.

Tatsächlich hatte das Land Kärnten am Mittwoch, 25. November, angekündigt, die Massentests für die gesamte Bevölkerung am 12. und 13. Dezember durchzuführen. Doch schon am Samstag, als medizinisches Personal für die Massentests gesucht wurde, war von offizieller Seite von dem dreitägigen Zeitraum von 11. bis 13. Dezember die Rede.

Anschober appelliert an Arbeitgeber

Die Arbeiterkammer forderte zuletzt eine sofortige schriftliche Bestätigung oder eine Feststellung als Kontaktperson, wenn eine Person positiv getestet wird. Schon derzeit bekommen viele Arbeitnehmer ihre Quarantänebescheide vorerst nur telefonisch. Das reiche aber vielen Arbeitgebern nicht, weil sie ohne Bescheid keine Refundierung des Gehalts bekommen. Eine schriftliche Bestätigung dieser Art könnte von Mitarbeitern der Hotline 1450 und vom Personal in den Teststraßen ausgehändigt werden. Die Zustellung könnte auch digital erfolgen – etwa per E-Mail oder SMS.

Coronavirus-Massentests in Innsbruck
APA/EXPA/Johann Groder
In Tirol wird seit den Morgenstunden getestet

„Es braucht Tempo, die Gesundheitsbehörden arbeiten daran, dass wir noch schneller werden“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag im Ö1-Morgenjournal. Sein Appell ging aber auch Richtung Arbeitgeber, hier „nicht allzu bürokratisch“ zu sein und „Einzusehen zu haben“, dass ein positiv getesteter Mitarbeiter bzw. eine positiv getestete Mitarbeiterin zu Hause bleiben soll, auch wenn ein Absonderungsbescheid noch auf sich warten lässt. „Das ist im Interesse von uns allen und auch der Wirtschaft“, so Anschober.

Die Arbeiterkammer forderte am Freitag auch, dass die für die Massentests aufgewandte Zeit als Dienstzeit gilt. In vielen Fällen werde es nicht möglich sein, die Testung außerhalb der Arbeitszeit zu legen, sagte AK-Chefin Renate Anderl. Zuvor stellte die AK auch die Frage in den Raum, ob eine positiv getestete Person mit den öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hause fahren darf – oder ob ein Krankentransport gerufen werden muss. Aus Sicht des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) stellt die Heimfahrt mit den „Öffis“ kein Problem dar. Mit einer FFP2-Maske gehe das „völlig problemlos“. Wenn man das nicht wolle, hätte man keine Massentests ausrufen dürfen.

Länder übernehmen oder prüfen Haftung

Die Massentests stellen nicht nur eine personelle und zeitliche Herausforderung dar. Geklärt werden muss in den Bundesländern auch, wie mit eventuellen Unfällen bei diesen Tests und daraus resultierenden Haftungsfragen umgegangen wird. In Oberösterreich übernimmt das Land für alle ehrenamtlichen Helfer und Helferinnen, die bei den Massentests von 11. bis 14. Dezember mitarbeiten wollen, die Haftpflicht- und Unfallversicherung. Das freiwillige medizinische und nicht medizinische Personal sei über das Team Österreich entsprechend versichert.

Während der Aktion „Niederösterreich testet“ sind alle freiwilligen Helfer und Helferinnen im Bundesland versichert. Einen entsprechenden Abschluss haben die Gemeindebünde gemacht. Versichert seien unter anderem Unfälle während der Ausübung der freiwilligen Hilfstätigkeit, wurde mitgeteilt. Die „Tiroler Tageszeitung“ berichtete, dass die Haftungsfrage bei den Tests zuletzt freiwillige Helfer und Helferinnen ebenso wie die Gewerkschaft und Bürgermeister bzw. Bürgermeisterinnen beschäftigt habe. Tirol habe nun eine Haftpflicht- und Unfallversicherung abgeschlossen.

Für die Steiermark sagte Harald Eitner, Leiter der Fachabteilung für Katastrophenschutz und Landesverteidigung, dass davon auszugehen sei, dass alle Tester und Testerinnen im Auftrag der Gesundheitsbehörde vorgingen und somit eine entsprechende Absicherung vorliege. In Kärnten werden derzeit Angebote für eine Versicherung der Freiwilligen eingeholt. Diese soll auch in Richtung Unfall- und Haftpflichtversicherung gehen. Ob das Land Salzburg eigens eine Haftpflicht- und Unfallversicherung für die Massentests abschließt, werde zurzeit geprüft. Auch das Burgenland überlegt noch.

Infos in 17 Sprachen

Die Informationen für die Massentests würden in 17 Sprachen übersetzt, teilten Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) und der Österreichische Integrationsfonds (ÖIF) am Freitag mit. Etwa würden mehrmals täglich Onlineberatungen in unterschiedlichen Sprachen abgehalten bzw. mehrsprachige Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen Fragen zu den Massentests unter der Hotline 01/715 10 51 – 263 beantworten. Zudem seien ab Donnerstag die wichtigsten Infos per SMS oder E-Mail an 50.000 Personen gesendet worden.