Eine Pädagogin im Rahmen einer Covid-19 Testung der Lehrer und KindergartenpädagogInnen
APA/Robert Jaeger
Massentests

300 Pädagogen coronaviruspositiv

In sechs Bundesländern haben am Wochenende CoV-Massentests für Lehrerinnen und Lehrer sowie Kindergartenpersonal stattgefunden. Laut ÖVP-Bildungsminister Heinz Faßmann ließen sich 72 Prozent des Lehrpersonals in Niederösterreich, Oberösterreich, dem Burgenland, der Steiermark, Kärnten und Salzburg testen. Rund 300 Personen (0,24 Prozent) waren laut Antigen-Test positiv. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) kündigte indes eine baldige Entscheidung über eine zweite Testwelle an.

In Wien, Tirol und Vorarlberg gab es keine eigenen Tests für Lehrpersonal. Diese werden im Rahmen der Tests für die Gesamtbevölkerung „mitgenommen“. Bei den 72 Prozent handelt es sich laut Faßmann um einen „mehr als respektablen Wert“. „Das ist ein großartiger Wert“, fügte der Bildungsminister bei einer Pressekonferenz am Montag hinzu. „Wir haben hier Infektionsketten gemeinsam und erfolgreich durchbrochen“, so der Minister.

Mit 0,24 Prozent positiven Testergebnissen ist dieser Wert deutlich niedriger als noch im Zuge der Dunkelzifferstudie. Nachdem die Bestätigung der positiven Befunde durch PCR-Tests noch aussteht, dürfe dieser Wert noch weiter sinken.

Die von der Statistik Austria im Auftrag des Bildungsministeriums kurz vor dem zweiten Lockdown durchgeführte Erhebung kam zu dem Schluss, dass die Gesamtzahl der Infektionen von 12. bis 14. November 228.000 beträgt und damit einen Anteil von 3,1 Prozent der Menschen in Österreich betrifft. Unter Berücksichtigung der statistischen Schwankungsbreite liegt dieser Wert zwischen 166.000 und 295.000 infizierten Menschen bzw. einer Prävalenz von 2,2 bis 4,0 Prozent.

Bildungsminister Werner Faßmann (ÖVP)
ORF
„Wir haben hier Infektionsketten gemeinsam und erfolgreich durchbrochen“, sagte Bildungsminister Faßmann

Faßmann: Tests an Schulen werden Normalität

Faßmann sieht dafür zwei Gründe – wenngleich es noch einer genaueren Analyse bedarf. Einerseits geht er davon aus, dass sich mehr Personen, die ein gesundheitsbewussteres Leben führen, testen lassen. Andererseits sei der Zeitpunkt der Tests ausschlaggebend. Die Dunkelzifferstudie habe am Höhepunkt der zweiten Welle stattgefunden, die Massentests gegen Ende des zweiten Lockdowns.

Dem Bildungsminister zufolge werden häufige Tests an Schulen zur Normalität werden. Und: Weitere Tests würden bereits im Jänner durchgeführt, so Faßmann. Ob es sich dabei erneut um Massentests oder um spezifische dezentrale Testungen handeln wird, sei noch nicht entschieden.

Angesprochen auf mehr Tests von Schülern verwies Faßmann auf deren große Zahl von 1,1 Millionen. Dazu komme, dass jüngeren Schülern aus Sicht der Eltern manche Testmethoden nicht zuzumuten seien. „Da müssen wir noch reflektieren, wir haben hier noch ein klein wenig Zeit und werden es auch rechtzeitig kommunizieren.“ Es kämen auch ständig neue Testverfahren auf den Markt.

Hammerschmid fordert Wiederholung von Tests

„Die breite Teilnahme von PädagogInnen zeigt, dass das Verantwortungsbewusstsein dieser Berufsgruppe enorm hoch ist“, sagte SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid in einer Aussendung. Sie forderte zudem, die Tests „dringend“ zu wiederholen, um auch „langfristig den Präsenzunterricht an den Schulen zu sichern und die Kindergärten offen zu halten. Die von Minister Faßmann angekündigten anlassbezogenen Tests bei Verdachtsfällen sind hierfür leider nicht ausreichend.“

NEOS-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre bezeichnete die Massentests beim Personal von Schulen und Kindergärten als ersten Schritt: „Die Testungen dürfen keine einmalige PR-Geschichte bleiben, dieser Massentest ist nur eine Momentaufnahme.“

Landeshauptleute für zweite Testwelle Anfang Jänner

Bei einer Videokonferenz mit der Bundesregierung sprachen sich die Landeshauptleute am Montag dafür aus, von 8. bis 10. Jänner einen zweiten österreichweiten Massentest durchzuführen. Wie der Kärntner Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) sagte, wurde der Termin nicht fixiert: „Aber es war die klare Präferenz der Landeshauptleute für diesen Termin erkennbar bei der derzeit prognostizierten Weiterentwicklung der Fallzahlen.“

Zwei Drittel der Lehrenden getestet

Die Lehrerinnen und Lehrer sowie das Kindergartenpersonal wurden am Wochenende getestet, bevor Schulen und Kindergarten am Montag wieder losgingen. Bildungsminister Heinz Faßmann und das Bundesheer haben darüber Bilanz gezogen.

Das Kanzleramt wollte den Termin auf APA-Anfrage nicht bestätigen. Kurz hatte am Vormittag angekündigt, diese Woche zu klären, wann die zweite Welle der Massentestungen über die Bühne gehen soll. Bei der Landeshauptleute-Konferenz sei auch besprochen worden, dass in Zukunft mehr Tests durchgeführt werden sollen, „insbesondere bei besonders gefährdeten Gruppen und Regionen“, so Kaiser.

Nach dem zweiten geplanten Massentest soll dann dazu übergegangen werden, dass Tests zu Hause selbst durchgeführt werden können. Die Testtools werden derzeit zertifiziert, es wird damit gerechnet, dass sie im Februar 2021 zur Verfügung stehen, erklärte Kaiser bei einer online übertragenen Pressekonferenz.

Kurz und Ludwig warben für Massentests

In der Bundeshauptstadt dauern die Massentests indes bis 13. Dezember. Die Teilnahme ist für Pädagogen freiwillig – sie müssen auch gegenüber der Schule nicht angeben, ob sie mitgemacht haben. Ein positives Ergebnis ist allerdings dem jeweiligen Direktor mitzuteilen. Bundeskanzler Kurz und Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) warben überdies am Montag gemeinsam für die Teilnahme an den Massentests.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ)
APA/AFP/Alex Halada
Kanzler Kurz (ÖVP) und Wiens Bürgermeister Ludwig (SPÖ) warben gemeinsam für die Massentests

Kurz mit Beteiligung „durchaus zufrieden“

Mit der bisherigen Beteiligung zeigte sich der Kanzler „durchaus zufrieden“, auch wenn sich in Tirol und Vorarlberg nicht einmal ein Drittel der Bevölkerung testen ließ. Es sei gelungen, über 1.000 Infizierte zu finden, die ansonsten weitere Personen angesteckt hätten. An der Freiwilligkeit der Tests will Kurz festhalten, bei der nächsten Welle hält er aber auch ein Anreizsystem für möglich. Auch die von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zuletzt vorgeschlagene selbstständige Abnahme der Tests zu Hause hält Kurz in acht bis zehn Wochen für machbar – mehr dazu in wien.ORF.at .

Der Zustrom der Allgemeinbevölkerung zu den Massentests war bisher überschaubar. Die drei Teststraßen in Wien sind seit Freitag offen und alles andere als ausgelastet. Beim Messezentrum sind ab sofort auch Testungen ohne Anmeldung möglich. In Vorarlberg haben 31 Prozent teilgenommen – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at. In Tirol waren es 32 Prozent – mehr dazu in tirol.ORF.at.

In Tirol haben die Gemeinden in Osttirol und entlang des Alpen-Hauptkammes, wo über das Wochenende witterungsbedingt keine Massentests durchgeführt werden konnten, die Möglichkeit, diese am Dienstag nachzuholen. In der Steiermark ist indes seit Montagfrüh die Anmeldung für die Massentests am 12. und 13. Dezember möglich. Auch im Burgenland wurden die Anmeldungen freigeschaltet – mehr dazu in burgenland.ORF.at .

Polizei startete erste Runde der Massentests

Indes startete am Montag auch die Polizei ihre Massentests. An zwei Terminen können sich die rund 39.000 Mitarbeiter der Exekutive und der Sicherheitsverwaltung freiwillig an einer von mehr als 100 Teststraßen in Österreich testen lassen.

Bis Montagmittag hatten sich österreichweit 4.864 Bedienstete des Innenressorts einem Schnelltest unterzogen. Auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) ließ sich bereits testen. „Sich testen zu lassen, heißt, einen wesentlichen aktiven Beitrag in der Pandemiebekämpfung zu leisten“, so Nehammer – mehr dazu in wien.ORF.at.

Ärztekammer ruft Teilnehmer zu Vorsicht auf

Im Zuge der CoV-Massentests rief Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, die Teilnehmer zur Vorsicht auf. „Nutzen Sie, wo es geht, die Möglichkeiten zur Onlineterminvereinbarung und folgen Sie den Anweisungen der Organisatoren.“ Auch nach einem negativen Testergebnis gelte es, vorsichtig zu bleiben: „Keinesfalls sollte man daraus folgern, dass man nach dem Test auf Schutzmaßnahmen verzichten oder beispielsweise in den folgenden Tagen sorglos Verwandte treffen kann.“