Für Osttirol und Teile Kärntens bis hinauf zum Alpen-Hauptkamm galt am Montag Lawinenwarnstufe vier, in Nordtirol und Teilen Salzburgs Stufe drei. An steilen Grashängen seien jederzeit Nass- und Gleitschneelawinen zu erwarten, vereinzelt auch sehr große. In beiden Bundesländern führten Bundesheerhubschrauber Erkundungen für die Lawinenkommission durch. Zusätzlich standen zwei Hubschrauber des Innenministeriums bereit – mehr dazu in kaernten.ORF.at und tirol.ORF.at.
Auf dem Boden liefen die Räumungsarbeiten auf Hochtouren, nachdem Schneerutsche und umgestürzte Bäume für zahlreiche Straßensperren und Stromausfälle gesorgt hatten. Nach wie vor sind in beiden Bundesländern viele Haushalte ohne Strom, in Tirol gestalten sich die Reparaturarbeiten schwierig, weil einige Zufahrten und Straßen noch nicht wieder frei seien – mehr dazu in tirol.ORF.at.
Gefährliche Arbeiten
Ähnlich verhält es sich in Kärnten, wo im Laufe des Montags die Stromversorgung im Lesachtal und im Oberen Mölltal wiederhergestellt wurde. An einigen Stellen seien die Arbeiten allerdings gefährlich, weswegen die Wiederherstellung noch dauern könne. Das zuletzt abgeschnittene Lesachtal ist mittlerweile zumindest für Einsatzfahrzeuge wieder erreichbar. Evakuierungen gab es im Oberen Mölltal, in Kötschach-Mauthen waren Leute eingeschlossen – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Große Lawinengefahr und Stromausfälle
Heftige Niederschläge haben im Laufe des Wochenendes für einen Ausnahmezustand in Osttirol und Teilen Kärntens gesorgt.
Die Entspannung ist nur von kurzer Dauer: Am Dienstag und in der Nacht auf Mittwoch soll es wegen eines neuen Mittelmeer-Tiefs in Osttirol und Oberkärnten wieder kräftiger schneien, in tiefen Lagen auch regnen. Damit dürfte sich die Lawinensituation nochmals verschärfen. In Osttirol wurden von der ZAMG bereits im Laufe des Montags weitere Schnee- und Regenfälle erwartet, große Schneemengen werden aber erst am Dienstag wieder erwartet.
In Kärnten tagte deswegen der Landeskrisenstab, in Tirol versuchte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) gemeinsam mit dem Leiter des Lawinenwarndienstes Tirol, Rudi Mair, nach Osttirol zu gelangen, um sich mit der Bezirkseinsatzleitung abzustimmen. Mair zeigte sich am Montag besorgt und sagte, eine schnelle Entspannung werde es nicht geben. Der kritische Tag sei aber wohl der Sonntag gewesen – mehr zu in tirol.ORF.at.
Schulen geschlossen
Die Schulen in Osttirol und im hinteren Ötztal blieben am Montag wegen der schweren Niederschläge geschlossen. Die Tiroler Bildungsdirektion folgte den Empfehlungen der beiden zuständigen Bezirkshauptmannschaften und gab entsprechende Veranlassungen heraus – mehr dazu in tirol.ORF.at. Dasselbe galt für das Obere Mölltal, Rennweg, Kötschach-Mauthen und das Lesachtal in Kärnten, wo am Montag Volks- und Mittelschulen und Kindergärten ebenfalls geschlossen blieben – mehr dazu in kaernten.ORF.at.
Mehrere Lawinen abgegangen
Bereits Samstagabend ging in Osttirol ein Schneebrett ab. In Prägraten am Großvenediger wurden vier Häuser und ein Fahrzeug beschädigt. Auch in Hopfgarten in Defereggen beschädigte eine Lawine mehrere Gebäude. Der starke Regen führte indes in tiefen Lagen besonders im Lienzer Talboden zu Problemen. In Nussdorf-Debant bildete sich nach dem Abgang einer Nassschneelawine ein See, der Häuser gefährdete – mehr dazu in tirol.ORF.at.
Brenner-Straße teilweise gesperrt
Viele Straßen waren am Sonntag nur mit Schneeketten befahrbar oder überhaupt gesperrt. Die B 182 Brenner-Straße zwischen dem Gasthof Stefansbrücke und der Abzweigung Schönberg muss sogar voraussichtlich bis Weihnachten gesperrt bleiben. Das gab das Land am Montagnachmittag bekannt. Grund sind große Schäden nach Hangrutschungen – mehr dazu in tirol.ORF.at.
Alle aktuellen Straßensperren sind im Ö3-Verkehrsservice ersichtlich.
Leichte Entspannung gab es dagegen in Südtirol: Die Brennerautobahn bei Sterzing wurde Montagfrüh wieder für den Verkehr freigegeben, die Brennerstraße (B182) musste jedoch auf Südtiroler Seite ab Gossensaß bis zum Pass gesperrt bleiben, in Tirol zwischen der Brennerautobahn (A13), Brennersee und Schönberg in beide Richtungen.
Brenner-Bahnstrecke gesperrt
Weitere Auswirkungen gab es auf den Bahnverkehr. Dieser bleibt auf der Tauern-, Drautal-, und Brenner-Strecke weiter eingeschränkt. Mehrere ÖBB-Streckensperren bleiben aufrecht. So bleibt etwa die Tauern-Strecke zwischen Bad Hofgastein und Bad Gastein aufgrund eines Murenabgangs bis 22. Dezember gesperrt. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen wird ab Dienstag eingerichtet.
Fahrgäste werden gebeten, sich vor Reiseantritt unter Oebb.at, mittels Scotty mobil oder telefonisch beim ÖBB-Kundenservice unter 05-1717 über ihre gewünschte Verbindung zu informieren. Mobilitätseingeschränkte Fahrgäste, die für ihre barrierefreie Reise Unterstützung benötigen, sollen vor Reiseantritt mit dem ÖBB-Kundenservice 05-1717 Kontakt aufnehmen.
Am Montag bleibt noch der bestehende Schienenersatzverkehr zwischen Bischofshofen und Villach aufrecht. Mobilitätseingeschränkte Personen sollen unbedingt vor Reiseantritt Kontakt mit dem ÖBB-Kundenservice aufnehmen. Der Schienengüterverkehr wird großräumig umgeleitet. Auch auf der Drautalstrecke von Lienz bis Innichen bleibt die Streckensperre bis voraussichtlich Donnerstag 24.00 Uhr aufrecht. Ein Schienenersatzverkehr bleibt – solange es die Schneefälle erlauben.
Die Brenner-Strecke ist auf österreichischer Seite seit Montag wieder für den Nahverkehr bis Brennero/Brenner freigegeben. Fernverkehrszüge aus dem Norden wenden in Innsbruck. Auf Südtiroler Seite wird die Strecke auch noch am Dienstag ganztags gesperrt bleiben. Ein Schienenersatzverkehr mit Bussen ist zwischen Bozen und Innsbruck eingerichtet. Die ÖBB beobachten die Wettersituation sehr genau, es kann aber weiterhin laufend zu entsprechenden Fahrplananpassungen und Verzögerungen kommen.
Rüsten für den nächsten Schnee
Osttirol und Kärnten nützen die Wetterpause für Sichtflüge und Aufräumungsarbeiten nach den massiven Schnee- und Regenfällen, bevor der nächste Schnee kommt.
Einzelne Niederschlags- und Schneerekorde
Die Niederschläge brachten auch Rekorde bei der Dreitagesniederschlagsmenge und der Dezember-Schneehöhe. Laut einer ersten Auswertung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) fielen von Freitag bis Sonntag verbreitet zwischen 100 und 300 Millimeter Niederschlag, vereinzelt bis knapp 370 Millimeter wie in Kornat im Lesachtal. Exakt 364 Millimeter waren es dort, was der höchste Wert dieser drei Tage war. Der Rekord mit 415 Millimetern stammt aus dem Oktober 2018.
ZAMG-Klimatologe Alexander Orlik: „298 Millimeter in Lienz in Osttirol bedeuten einen neuen Rekord. Bisher war der höchste Wert hier 259 Millimeter im November 1966. Gemessen wird in Lienz mit kurzen Unterbrechungen seit 1880. Einen neuen Rekord gab es in Osttirol auch in Sillian mit 294 Millimetern. Damit wurde der Wert von 225 Millimeter im Oktober 2018 übertroffen.“
Einen Höchstwert verzeichnete auch Döllach im Oberen Mölltal in Kärnten mit 238 Millimeter, womit die 209 Millimeter aus dem November 2019 überflügelt wurden. In St. Jakob in Defereggen in Osttirol ist der neue Rekord 225 Millimeter (davor 212 Millimeter vom August 1966). Weil die Schneefallgrenze schwankte und es in vielen Tälern zeitweise auch regnete, ist St. Jakob in Defereggen auch einer der wenigen Orte mit einem Schneerekord. Hier wurde auf 1.383 Meter Seehöhe mit einer Schneehöhe von 142 Zentimetern ein neuer Stationsrekord der Dezember-Schneehöhe erreicht. Der alte Höchstwert lag bei 113 Zentimetern vom Dezember 2008.
Starkregen im Pinzgau
Widrige Witterungsverhältnisse gab es am Sonntag auch in Salzburg. Im Pinzgau sorgte Starkregen für Überschwemmungen und kleinere Vermurungen. Die im Vorfeld angekündigten großen Neuschneemengen blieben am Wochenende in Salzburg aber aus – mehr dazu in salzburg.ORF.at.
In Vorarlberg wurden die Feuerwehren zu insgesamt 15 Einsätzen gerufen, weil Äste und Bäume geknickt waren und Straßen verlegt hatten. Auch hier herrschte oberhalb der Waldgrenzen regional erhebliche Lawinengefahr – mehr dazu in vorarlberg.ORF.at.